Eine ganz besondere Anthologie: „Und ich-“ – herausgegeben von Maria-Christina Piwowarski

Es ist kein Geheimnis, dass ich Maria-Christina Piwowarski – die unfassbar kluge und literaturliebende Herausgeberin dieses Buches – eine Freundin nennen darf. Sie ist meine Buchhändlerin, sie war meine Kundin, sie ist Leuchtturm inmitten literarischer und nicht so literarischer Fragen.

Foto des Buches ohne Schutzumschlag, es ist orange und mit blauer Schrift stehen Buchtitel und Herausgeberin auf dem Buchrücken.

Es ist ebenfalls kein Geheimnis, dass ich selbst vor nicht allzu langer Zeit an einem Wendepunkt stand. An einem solchen Wendepunkt, wie ihn diese Anthologie thematisiert. Es war keine schöne Weggabelung, so viel sei in aller Kürze verraten. Ein Weg – der optisch vielleicht hübschere – führte in eine Welt, an der ich zugrunde gegangen wäre. Der andere Weg war dagegen kaum sichtbar, führte direkt ins Unbekannte und erforderte allen Mut, den ich noch aufbringen konnte. Und wenn ich ehrlich bin: Viel Kraft hatte ich an dieser Weggabelung nicht mehr.

So viel mehr, als ich mir hätte wünschen können:

Als ich die Ankündigung zu „Und ich -“ las, ahnte ich, was sich beim Lesen bestätigt hat: Ein Buch wie dieses hier, hätte ich an der Weggabelung dringend gebraucht. Aber jede von uns weiß, dass Wege nie schnurgerade sind, dass es immer wieder alle möglichen Abzweigungen gibt. Und so sehr ich auch hoffe, nie wieder an einer so entscheidenden Weggabelung zu stehen, so dankbar und beruhigt bin ich jetzt. Denn es gibt dieses Buch.

Es gibt diese Stimmen von zwanzig Autorinnen, die in unterschiedlichsten Texten von Wendepunkten und Zäsuren berichten. Jenen, die mir bekannt sind und solchen, die in meinem Leben noch nicht vorkamen. Manchmal waren Blicke in eine ähnliche Vergangenheit dabei, manch ein Text entwarf eine Parallelrealität, wie mein Leben auch hätte aussehen können. Und in einigen Worten erkannte ich: An diesen Punkt könntest Du auch eines Tages gelangen. Auf die ein oder andere Weise.

Maria-Christina Piwowarski hat mit ganz viel Wissen über Literatur, ihrem Gespür für fantastische Autorinnen und dem ihr eigenen Blick für gute horizonterweiternde Texte einen Chor aus – kann ich das so sagen? – schwesterlich wirkenden Stimmen erschaffen. Jeder Text ist so ganz anders als der nächste oder der vorherige. Aber jeder Text steht bereit die Lesenden genau dort aufzufangen, wo es nötig ist.

Man kann mir an dieser Stelle jetzt große Befangenheit vorwerfen und vermutlich würde das sogar zutreffen. Denn ich bin befangen durch meine eigene Geschichte. Durch den Weg, den ich wählte und die Literatur, die ich an diesem Punkt vermisste. Oder – um es mit den paraphrasierten Worten einer Freundin zu sagen: Diese Texte sind die, von denen trotz allem ich gar nicht wusste, dass ich sie so dringend gebraucht habe.

Diese großartigen Autorinnen haben Texte im Buch veröffentlicht:

Gabriele von Arnim, Zsuzsa Bánk, Marica Bodrožić, Isabel Bogdan, Ann Cotten, Mareike Fallwickl, Julia Friese, Olga Grjasnowa, Claudia Hamm, Stefanie Jaksch, Rasha Khayat, Christine Koschmieder, Jarka Kubsova, Daria Kinga Majewski, Maria-Christina Piwowarski, Judith Poznan, Slata Roschal, Caca Savić, Clara Schaksmeier und Simone Scharbert.

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