Von Buchberatungen und Maria…

Ich durfte gerade meine eigene Idee testen: In der vergangenen Woche hatte ich die Buchberatung bei Maria-Christina Piwowarski, die in ihrem Steady-Paket 3 enthalten ist. Als ich im letzten Jahr für sie die Steady-Pakete auf altbekannte aber auch neue Füße stellte, war das nicht nur aus beruflicher Sicht eine schöne Herausforderung. Ich liebe es, mir Ideen für meine Kund*innen auszudenken. Aber der eigenen Buchhändlerin und einer guten Freundin, deren Texte ich unfassbar gerne lese, passende Content-Ideen an die Hand zu geben, ist doch ein ganz besonderes Projekt. 

Neben allen Ideen für ihre Texte war es die Idee für die Buchberatungen, von der ich am meisten hoffte, dass Maria sie umsetzen und ihre Community sie ebenso mögen würde, wie ich. Es ist, wenn ich ehrlich bin, zumindest in der Entstehung eine recht egoistische Idee. Ich wusste, dass Maria in der Selbständigkeit großartige Dinge auf die Beine stellen wird – und bereits das erste Jahr bestätigt diese Vermutung. Ich wollte aber nicht nur die Freundin aus der Ferne anfeuern – ich wollte auch meine Buchhändlerin nicht verlieren. Und ich ahnte, dass es ihrer Community nicht anders gehen würde.

Also nahm ich Marias Talent, immer die passenden Buchempfehlungen zu haben und gab die Errungenschaften moderner Kommunikation in Form von Telefonberatung und Videocalls hinzu. Entstanden ist dabei die Persönliche Buchberatung. Für alle, die das größte Steady-Paket gebucht haben, nimmt Maria sich zweimal im Jahr eine halbe Stunde Zeit und berät. Manche besuchen sie in Berlin, andere telefonieren mit ihr oder wünschen sich Sprachnachrichten. In typischer Maria-Manier findet sie für jede*n ein passendes Format. Mein berufliches Herz schlägt auch an dieser Stelle höher, denn Maria lebt das Prinzip der Barrierefreiheit. 

Ich wählte den Zoom-Call. 

Als ich auf Instagram erzählte, dass ich jetzt an der Reihe war, die Buchberatung zu bekommen, kamen -verständlicherweise – viele Fragen. Manche waren neugierig, wie die Beratung allgemein abläuft, andere wollten wissen, welche Bücher ich empfohlen bekam und wie genau diese Tipps entstanden sind.

Während ich schamlos Werbung für die Steady-Seite machte (fürs Protokoll: Unbeauftragt und einfach aus purer Überzeugung), war ich bei den Detailfragen doch zögerlicher. Ich sage immer, dass die Beziehung zu Buchhändler*innen eine ganz eigene Dynamik hat, vieles ist nicht nur persönlich – es ist privat. Und während ich einen ersten Schwung der Bücher bestellte, die Maria mir empfohlen hat, überlegte ich, wie ich über die Details der Buchberatung sprechen könnte.

Meine Lösung sieht so aus: Auf meinem Instagram-Kanal – und nach und nach auch hier – werdet ihr mit Sicherheit die Bücher sehen, die dank Maria einziehen. Sehr gerne schreibe ich das dazu. Aus welchen Wünschen, Fragen und Gedanken diese Buchempfehlungen genau entstanden sind, möchte ich nicht verraten. 

Ich kann aber versuchen festzuhalten, welche Bedeutung Maria als Buchhändlerin auf mein Leseleben hat. Das wird ihr bei Weitem nicht gerecht, aber ich glaube, ihr könnt dann besser einschätzen, weshalb diese ursprünglich so egoistische Idee eine meiner liebsten Ideen meiner gesamten beruflichen Laufbahn ist. Und weshalb ich hoffe, dass diese Idee noch ganz lange sehr viele Anhänger*innen hat und gewinnt.

Hier also ein kleiner Blick hinter die Kulissen: 

Als Leserin habe ich manchmal das Gefühl, dass die Figuren, die ich durch die Seiten begleite, oft umgekehrt mich begleiten. In unterschiedlichen Momenten sehe ich eigene Erlebnisse durch ihre Augen, manchmal kommen mir sogar ihre Worte über die Lippen. Ihre Leben erweitern meinen eigenen Horizont, ich streite mit ihnen, verliebe mich, reise mit ihnen, trauere an ihrer Seite und erlebe so viel mehr, als es mir ohne Bücher in diesem Menschenleben möglich wäre. 

Einige der literarischen Wegbegleiter*innen sind, seit wir zuerst aufeinander getroffen sind, dauerhaft an meiner Seite. Einige kommen und gehen immer zu passender Zeit – je nach dem, was mich gerade beschäftigt. An Mimi und ihr Plastikkrokodil namens Fridolin aus „Mimi an der Nordsee“ habe ich beispielsweise erst wieder gedacht, als ich mein altes Pixi-Buch für meine Nichte herausgesucht habe. Jules und seine Sicht auf das Leben begleitet mich dagegen seit der ersten Seite von „Vom Ende der Einsamkeit“. 

Manch eine Buchfigur trifft mich beinahe zufällig. Wenn ich in einer Buchhandlung stöbere, ist es, als würden die Figur und ich uns auf einer Party begegnen. Zwischen den Tischen und Regalen stoßen wir aneinander, vielleicht fällt mir das Outfit ins Auge oder ein zufällig gesprochener Satz, dann beginnen wir mit Smalltalk.

Manchmal werden die Buchfiguren und ich aber auch ganz gezielt verkuppelt. „Kennst du schon…,“ lautet die Frage meines Gegenübers und dann steht da plötzlich eine neue Figur, mir gänzlich unbekannt, aber die Erwartungshaltung in der Stimme meines Gegenübers bedeutet mir: Diesen Charakter solltest du näher kennenlernen. Ihr habt gemeinsame Themen. Lernt euch kennen.

Welche Person mir neue literarische Begleitungen an die Seite stellt, kann ganz unterschiedlich sein. Freundinnen kennen mich natürlich besonders gut und wissen, wie ich lese. Bekannte aus dem Internet ahnen es, liegen manchmal daneben – landen aber auch glorreiche Zufallstreffer. Meine eigene (Wahl-)Familie hat mittlerweile den Überblick über meine Buchbeziehungen völlig verloren, hangelt sich aber treffsicher an einer Vorauswahl meinerseits entlang und verleiht dadurch meiner Lesebiografie eine ganz eigene Note. 

Und dann gibt es noch Maria. 

Marias Name allein reicht – zumindest online und in der dort vertretenen Buchwelt – oft aus, um die von ihr vermittelte Buchbegeisterung zusammenzufassen. Ihr Name steht für kluge Einschätzungen von Geschriebenem wie auch den Lesenden und vor allem für ganz viel Liebe zur Literatur. 

Für mich steht ihr Name aber auch für eine ganz besondere Beziehung: Die zur Buchhändlerin.

Ich weiß, dass am Beruf der Buchhändler*innen nicht alles so romantisch ist, wie wir Lesende uns das gerne mal vorstellen. Es gibt keine bezahlten Lesestunden, wenn der Laden ruhig ist. Und vermutlich sind auch nicht alle, die eine Buchhandlung betreten, so hingerissen von den gefüllten Regalreihen, dass sie die Bücher darin voller Ehrfurcht – und ohne Knicke, Risse oder andere Hinterlassenschaften – durchstöbern. 

Und doch…

Dieser Beruf enthält eine gewisse Portion Magie – zumindest wirkt es so. Vermutlich ist es schlicht eine Kombination aus viel Empathie und einfach beherrschtem Handwerk. Aber wenn meine Buchhändlerin mir treffsicher Bücher in die Hand drückt, die genau jetzt genau richtig sind, die mich literarisch genau da auffangen, wo es nötig ist, dann wirkt es eben mehr wie Magie.

Ich bin Maria als Leserin begegnet. Zugegeben: Ich weiß gar nicht mehr, wann das war. 

Ich erinnere mich an Videos aus dem Laden, die zu später Stunde und mit Weißwein entstanden sind und nur für kurze Zeit online blieben. Ich erinnere mich an Nachrichten mit vorsichtig gestellten Fragen und begeisterten Antworten voller Literaturtipps. Ich erinnere mich an viel zu seltene Besuche im Laden und großzügig ausgeschenkten Kaffee. Ich erinnere mich an Umarmungen und Lieblingsbücher, die mit nur halb scherzhaft ausgesprochenen Warnungen vor den Beschreibungen von Wind überreicht wurden. Ich erinnere mich an Trost immer zur rechten Zeit. Ich erinnere mich an wärmste Empfehlungen für die kleinste Leserin der Familie und den überspringenden Zauber der Literatur an einem Sommertag. Ich erinnere mich an viel Lachen und noch mehr Inspiration am Telefon. 

Ich erinnere mich nicht, wann aus meiner Buchhändlerin eine Freundin wurde. 

Aber ich weiß ganz genau, welche Buchfiguren an meiner Seite ich ihr verdanke. Welche Charaktere sich mit mir aus tiefen Tälern kämpften. Wohin mich die Seiten führten, als die Wände meines Lebens sehr eng waren. Welche Welten ich durchschritt, als ich meine ganz persönliche Welt radikal änderte. Und wie viel Weite mein Horizont gewann, weil Maria mir die passenden Bücher an die Hand gab. 

Marias Buchberatungen sind bereichernd – anders kann ich es nicht zusammenfassen. Und ich schätze mich sehr glücklich, sie als Buchhändlerin und Freundin in meinem Leben zu haben. 
 

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