Das Wunschlisten-Dilemma – Buchempfehlungen und wie man ihnen entgeht (Top 10)

Leseratten lieben und fürchten sie: Buchempfehlungen. Einerseits gibt es so viele wunderbare
Bücher da draußen, dass nur Buchempfehlungen helfen können, die Spreu vom Weizen zu trennen. Andererseits gibt es auch so viele Buchempfehlungen, dass die Wunschlisten in kürzester Zeit erstaunlich lang werden können.

Da mir im Vorfeld der digitalen Frankfurter Buchmesse noch mehr Buchempfehlungen als sonst zu begegnen scheinen, hier eine nicht ganz ernst gemeinte Warnung vor der Top 10 der Buchempfehlungsquellen. Diese muss man unbedingt vermeiden, will man einer endlos langen Wunschliste und einhergehender finanzieller Probleme entgehen

Zu sehen sind verschiedene Bücher von schräg oben, daneben eine Hand, die auf einem Notizblock das Wort „Wunschliste“ geschrieben hat. Die Buchtitel sind „Bestseller“ von Beka Adamaschwili, „Ich hasse Menschen“ von Julius Fischer, „Ich erwarte die Ankunft des Teufels“ von Mary Maclane, „Verzeichnis einiger Verluste“ von Judith Schalansky, „Hintergrund für Liebe“ von Helen Wolff und „Flügel in Flammen“ von Dagny Juel
(Foto: S. Schückel)

10. Platz: Zeitschriften und Magazine

Ob daheim auf der heimischen Couch oder in der Arztpraxis bzw. im Friseursalon: Zeitschriften gelten zwar als totgesagt, leben aber länger. Gleiches gilt für die darin oft enthaltenen Buchtipps. Zugegeben, die Qualität dieser Tipps ist unberechenbar, aber leicht zu Wunschlisteneinträgen verleitbare Bücherwürmer müssen sich schon an dieser Stelle in Acht nehmen.

Tipp: Stattdessen andere Menschen beobachten.

9. Platz: Pendler:innen und Personen in öffentlichen Räumen

Was aber, wenn Fremde in unmittelbarer Nähe ein Buch lesen? Der findige Bücherwurm kann die Augen gar nicht so schnell abwenden, wie selbst weit entfernte Titel im Nu entziffert und der inneren Wunschliste hinzugefügt wurden.

Tipp: Die Pandemie nutzen und die Maske nicht nur über Mund und Nase, sondern auch gleich über die Augen ziehen. Und möglichst nicht stolpern.

8. Platz: Physiotherapeut:innen

Hat man sich doch auf die Nase gelegt, landet man gerne in einer Arztpraxis (siehe Platz 10) und später eventuell bei der Physiotherapie. Dort wird Wert auf Ablenkung von den während der Therapie manchmal notwendigerweise zugefügten Schmerzen gelegt – meist durch Gespräche. Achtung: Diese Gespräche können in unterschiedlicher Zusammensetzung die Themen Wetter, Zeitgeschehen und auch Bücher enthalten.

Tipp: Besser über Filme und Serien sprechen.

7. Platz: Netflix

Oder allgemeiner: Filme und Serien basieren entweder auf Büchern (Comics eingeschlossen) oder enthalten Figuren, denen Bücher sehr wichtig sind. Für einzelne Serien – darunter beispielsweise „Gilmore Girls“ – fertigen perfide Fans zudem sehr umfangreiche Buchlisten mit in den Episoden erwähnten Titeln an. Solche Serien sind besonders zu meiden. Gerüchten zufolge soll es sogar noch analoges Fernsehen geben und in Einzelfällen kommen darin auch Bücher vor. Das Risiko mag gering erscheinen, sollte jedoch ebenfalls nicht unterschätzt werden.

Tipp: Weniger Fernsehen, mehr rausgehen.

6. Platz: Möbelhäuser

Wer denkt, in Möbelhäusern könne man zwischen Kleiderschränken und Teelichtern der Versuchung entgehen, täuscht sich. Denn bei der Dekoration diverser Ausstellungsstücke kommen Bücher zum Einsatz. Schon so versierte Bücherwürmer wie Alexandra von ReadPackBlog – die es eigentlich besser wissen sollte – verschwanden zwischen den Seiten der vermeintlichen Attrappen.

Tipp: In Möbelhäusern ausliegende Notizzettel und Bleistifte sollten in weitem Bogen umgangen werden, um das Potential der Listenbildung zu minimieren.

Zu sehen ist das Buch „Baum und Text“, Herausgegeben von Stephanie Heimgartner, Solvejg Nitzke und  Simone Sauer-Kretschmer. Darunter liegt ein Notizblock auf dem „Wunschliste“ steht
(Foto: S. Schückel)

5. Platz: Bücher

Großes Gefahrenpotential geht zudem von Büchern selbst aus. Es ist ein Trugschluss, dass sich durch das Lesen von Büchern die Regale/Stapel ungelesener Bücher (RuB/SuB) abbauen lassen oder Wunschlisten kürzer werden. Im Gegenteil: Autor:innen sind immer auch Leser:innen und verwenden in ihren Werken eine Vielzahl an Querverweisen und Anspielungen auf andere Bücher. Selbst wenn man einzelnen dieser indirekten Empfehlungen vielleicht noch widerstehen kann, ist das insgesamt leider unmöglich.

Tipp: Einfach mehr im Internet abhängen.

4. Platz: Social Media

Zwischen dem wirren Geschrei von Verschwörungsideolog:innen und sponsored Posts finden sich auch vereinzelt Postings realer und größtenteils vernunftbegabter Menschen. Das Problem bei deren Beiträgen ist jedoch: Diese Personen sind oftmals auch Leser:innen. Folglich empfehlen sie mehr oder weniger regelmäßig das ein oder andere Buch oder sie berichten über ihre Teilnahme an (virtuellen) Lesungen, Messen etc. Ergo: Das Potential für Zuwachs auf den Wunschlisten ist größer als die Angst von Impfgegner:innen vor Bill Gates.

Tipp: Einfach mehr mit echten Menschen abhängen.

3. Platz: Freund:innen und Bekannte

Trifft man sich nun – mit gebührendem Abstand – mit Freund:innen und Bekannten, kann es leider passieren, dass diese entweder selbst Bücherwürmer sind, oder sich zumindest während der letzten Pandemiemonate doch in das ein oder andere Buch vertieft haben. Geübte Leseratten kennen zwar eine Vielzahl an Werken (und besitzen noch viele weitere), es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass der ein oder andere bisher unbekannte und nicht im Besitz befindliche Titel im Gespräch aufkommt. Es droht Wunschlistenpotential.

Tipp: Social Distancing wörtlich nehmen und Menschen generell meiden.

2. Platz: Buchhändler:innen

Buchhändler:innen fallen in gleich mehrere Kategorien, weshalb sie sehr weit vorne unter den Top 10 der zu vermeidenden Buchempfehlungsquellen gehören. Nicht nur, dass sie sehr viel lesen (große Gefahr für bisher unbekannte Titel), professionell Bücher empfehlen (große Gefahr, schwach zu werden), oft zum Freundes- und Bekanntenkreis von Leseratten gehören (große Gefahr, sehr oft Titel empfohlen zu bekommen) – nein, sie bieten auch durch ihre exzellente Arbeit die Chance, ein Buch gar nicht erst auf der Wunschliste, sondern direkt auf dem SuB (im RuB) landen zu lassen. Das verlagert nur die Problematik und stellt keine Lösung dar.

Tipp: Buchhandlungsbesuche sind penibel zu planen. Einkaufslisten sind hierbei unerlässlich, das Gespräch mit Buchhändler:innen sollte bei drohender Gefahr durch Buchtipps auf unverfängliche Themen – z. B. Haustiere – gebracht werden.

1. Platz: Buchblogger:innen

Die Königsdisziplin für Bucherwürmer. Buchblogger:innen lauern überall: Im Freundeskreis, im Kollegium, an allen denkbaren öffentlichen Orten (außerhalb von Pandemien treten Buchblogger:innen geballt auf Messen und anderen Veranstaltungen auf), im Internet und in Zeitschriften. Gerüchteweise heißt es, dass es sogar Blogger:innen gibt, die nicht introvertiert sind und somit das Gespräch über Bücher aktiv initiieren oder gar im Fernsehen zu Wort kommen. Hiervor ist besonders zu warnen.

Buchblogger:innen finden bei jedem Gesprächsthema einen Bezug zu Büchern, kennen Autor:innen und viele Neuerscheinungen bereits vor deren Veröffentlichung. Einmal in den Fängen der Blogger:innen gibt es kein Entkommen mehr.

Tipp: Manchmal ist Scheitern keine Niederlage und der neue Buchkauf sichert die Existenz vieler Gleichgesinnter, die in der Buchbranche tätig sind. Ergebt Euch einfach Eurem Schicksal.

Bonusplatzierung: Buchblogartikel über Wunschlisten.
Für alle hier auf den verwendeten Bildern sichtbaren Bücher gilt: Absolute Empfehlung!

DANKE an Alexandra und Marlene (Mallefitzisch) für die Inspiration und Motivation beim Schreiben.

5 Gedanken zu “Das Wunschlisten-Dilemma – Buchempfehlungen und wie man ihnen entgeht (Top 10)

  1. Sehr cooler Beitrag – er spricht mir wortwörtlich aus der Seele … deswegen habe ich mich bisher davor gedrückt, mich näher über die digitale Buchmesse zu informieren.

  2. Toller Beitrag! Ich gehöre auch zu den Menschen, die alle möglichen Bücher auf die WuLi setzt. Insbesondere seit ich meinen Instagram Account für den Blog habe. Aber meinem Geldbeutel tut es zum Glück nicht ganz so weh: Die Bücher bleiben eeeewig nur auf der WuLi stehen, manchmal sogar Jahre. Bis ich sie in einem Bücherschrank oder bei Ebay entdecke. Neue Bücher kaufe ich nur sehr selten.

    Liebe Grüße,
    Pia

  3. Genial!!!! Was hab ich geschmunzelt, genickt, geseufzt und den Kopf geschüttelt. Im Grunde ist eines sicher – es ist ein Teufelskreis XDDD
    Am besten man setzt sich in die Leseecke und liest ein Buch … so, und ich stöbere dann mal bei Dir bissl rum (verdammt..ich kanns nicht lassen!!)

    Liebe Grüße aus Wien
    Conny

  4. Pingback: Wie ich zu Hörbüchern kam | Studierenichtdeinleben

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