Während des Umzuges wäre diese Rezension beinahe untergegangen. Das wäre sehr schade, habe ich doch lange darüber nachgedacht, was ich zu diesem besonderen Buch schreiben möchte, und außerdem warten die lieben Leserundenteilnehmer bei LovelyBooks noch auf meine Meinung. Hier ist sie nun endlich.
Inhalt:
Lesen ist weiblich. Besonders Frauen – egal welchen Alters – lassen sich von der Magie des Papiers verzaubern und tauchen regelmäßig in andere Welten ein. Aber was macht das Lesen so weiblich? Welche Rolle haben Frauen in der Literaturgeschichte gespielt? Wie wurde die Rolle der Frau in der Literatur von Kriegen, Friedenszeiten, Männern und Emanzipationsbestrebungen beeinflusst?
Stefan Bollmann nimmt den Leser dieses Buches auf eine Reise, die im 18. Jahrhundert mit Klopstock, Wollstonecraft und Goethe beginnt und 2013 bei Fanfictions und 50 Shades of Grey endet. Dazwischen begegnet man nicht nur Jane Austen, Mary Shelley, Virginia Woolf, Susan Sontag oder James Joyce – und sogar Marilyn Monroe – sondern auch allerhand Persönlichkeiten, die in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten gelebt haben und irgendwie die Literaturgeschichte beeinflussten.
Während Stefan Bollmann von längst vergangenen Zeiten erzählt – und so manch ein Merkmal des Lesens aus heutiger Sicht absurd zu sein scheint – schafft er es, nebenbei eine Vielzahl an spannenden Fakten über die jeweilige Zeit, das damalige Leben und parallele – oder konträre – Entwicklungen einzubinden.
Mein Eindruck und Fazit:
Stefan Bollmanns Buch ist ein kleines Juwel. Bücher, die von Büchern handeln, lese ich sowieso immer besonders gerne, aber dieses Buch über das Lesen, seine Entwicklung und die inhärente Weiblichkeit von Büchern hat mich besonders gepackt. Seine Beschreibungen lassen die Ereignisse von vor so vielen Jahren erstaunlich lebendig wirken und er schildert die Freude am Lesen mit so viel Begeisterung, dass ich wohl spätestens durch dieses Buch zur Leseratte geworden wäre.
Nun bin ich schon seit Jahren begeisterte Leserin und auch wenn mir die Bücher wohl nicht ausgehen werden (hoffe ich!), habe ich durch dieses Buch eine Vielzahl an Leseanregungen gewonnen. Es ist erstaunlich, von wie vielen Geschichten und Menschen ich trotz reger Mitarbeit am Deutschunterricht in der Schule noch nie etwas gehört habe. Ich hoffe, ich finde die Zeit, meine Leselücken zu füllen.
Die Schreibweise von Stefan Bollmann ist faszinierend – er schreibt anspruchsvoll, aber nie unverständlich und immer mitreißend. Manchmal, muss ich zugeben, hat er mich ein wenig mit der Fülle an Namen von echten wie fiktiven Personen verwirren können, sodass ich das ein oder andere Mal zurückblättern und nachschlagen musste.
Auch seine Ansichten über Fanfictions und die in meinen Augen recht einseitigen Ausführungen, dass diese Form des Weiterführens von Geschichten – manchmal gegen die Intention des Autors – zwar populär aber doch manchmal fragwürdig ist… damit konnte ich zugegebenermaßen recht wenig anfangen. Für mich wäre es der Ritterschlag schlechthin, wenn jemand das Ende einer von mir geschriebenen Geschichte nicht als definitiv akzeptieren würde, sondern meine Charaktere „weiterleben“ ließe. Aber gut, da gehen die Meinungen wohl auseinander. Ähnlich übrigens bei „50 Shades of Grey“, welches er im Schlusskapitel thematisiert. Für mich war dieser Abschluss des Buches ein wenig enttäuschend, da ich denke, dass es heutzutage weitaus interessantere Literaturphänomene gibt, als diese eine Trilogie.
Nichtsdestotrotz bin ich begeistert von „Frauen und Bücher“. Es ist ein Buch, welches die Liebe zu Büchern und zum Lesen auf sehr faszinierende und mitreißende – und nicht zuletzt lehrreiche – Art und Weise thematisiert. Ich kann es jeder Leserin – und jedem Leser! – nur wärmstens ans Herz legen. Es lohnt sich!
4 von 5 Sternen.
Weiteres zum Buch:
- Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
- Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt; Auflage: 2 (8. Oktober 2013)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3421045615
- ISBN-13: 978-3421045614
Vielen Dank an LovelyBooks für die wunderbare Leserunde!
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