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Über Care – und nährende Literatur: „Pusztagold“ von Clara Heinrich (Rezension)

Posted on 10. November 202510. November 2025 by sschueck

[Werbung/Rezensionsexemplar]

Wie langsam kann man lesen? – Diese Frage habe ich mir, mit leichten Vorwürfen im Unterton, immer mal wieder gestellt. Nicht falsch verstehen: Wenn andere Menschen langsam lesen, bin ich geduldig. Lese ich selbst langsam und komme in Büchern kaum voran, obwohl diese Bücher großartig sind, frage ich mich, was das soll.

Danke an dieser Stelle an den aki Verlag, der mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Buch auf weißem Grund, das Cover zeigt eine orangefarbene Blume auf weiß. Dazu der Schriftzug "Clara Heinrich" und "Pustzagold"

Kann Literatur Nahrung sein?

Warum mir das in den letzten Wochen bei Clara Heinrichs „Pusztagold“ so ging, wurde mir erst nach und nach wirklich bewusst. Ich las und las, markierte Lesestelle um Lesestelle – und legte das Buch dann wieder für ein paar Tage beiseite.

Im Rückblick ist eindeutig: Ich war literarisch kurz auf beste Weise gesättigt, musste auf den im Buch geäußerten Gedanken herumdenken, sie verdauen.

Denn einfache Lektüre ist Clara Heinrichs Buch wirklich nicht.

Es geht um Care-Arbeit aus einer Perspektive, die viel zu selten beleuchtet wird: Um die Fürsorge für einen Partner in jungem Alter. Nicht um Kinder oder alternde Familienmitglieder. Sondern um eine Person, mit der man eigentlich gemeinsam mitten im Leben stehen wollte. Doch dann kam die Krankheit ME/CFS – ein Thema, das ebenfalls noch viel zu wenig Platz in der literarischen Landschaft erhält.

Es geht auch um die Rückkehr in eine Heimat, die man nun mit anderen Augen sieht. Es geht um die Landschaft, die einem extremen Wandel unterliegt, um die Frage was man schützen kann, wenn die (Um-)Welt zerbricht und es geht um die Vielfalt von Care weit über die pflegerische Tätigkeit hinaus. Und wie Kunst – Literatur, Musik und Film – ein Anker sein können.

Harter Tobak, nicht wahr?

In Sprache gegossene Leichtigkeit

Als anders aber ebenfalls chronisch erkrankte Person muss ich immer überlegen, wie viel Raum ich derartigen Themen in meinen literarischen Streifzügen geben kann. Oft kann Literatur stützen, ebenso oft, kann sie aber auch bedrohliche Szenarien in die potentielle eigene Zukunft schreiben und wird dann leider wenig hilfreich.

Ganz anders Clara Heinrich.

Vom ersten Satz an habe ich mich in ihre Formulierungen verliebt, habe ihre in Teilen fast poetischen Ausführungen gebannt verfolgt und war vor allem davon beeindruckt, wie sie ihren Text strukturiert. Man sieht ihm beim Lesen regelrecht beim Wachsen zu, was paradox klingt, weil der Text ja bereits fertig ist – und doch entsteht dieser Eindruck.

Sie verwebt ihre eigenen Worte mit denen anderer Autor*innen, wissenschaftlichen wie literarischen Stimmen, deren Perspektiven sie zu einem regelrechten Chor über Care-Arbeit dirigiert.

Ein bleibender Eindruck

Vor einer gefühlten halben Ewigkeit habe ich in einem früheren Job mal Texte zu Pflanzenblindheit und Pflanzen in der Literatur(-wissenschaft) verfasst. Immer wieder musste ich an diese Zeit denken und daran, dass Clara Heinrich mit Sicherheit nicht „pflanzenblind“ ist. Im Gegenteil. Sie macht Pflanzen sichtbar, macht Care-Arbeit in unterschiedlichster Form sichtbar und schafft es, Wissenschaft, Literatur und vor allem Poesie – die oft so weit voneinander getrennt wirken – auf großartige Weise zu verschränken.

Was für ein Buch!

Category: Büchersucht, Erzählung, Gegenwartsliteratur, Rezensionen

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