Als ich vor vielen Jahren in einer meiner ersten Leserunden auf LovelyBooks den Roman „Fast genial“ von Benedict Wells las, wusste ich bereits, dass ich mir den Namen dieses Autors merken musste. Nun ist sein neuestes Werk erschienen und ich habe mich sehr gefreut, dank Vorablesen.de, schon vor dem Erscheinungstermin einen Blick hineinwerfen zu können.
Inhalt:
Jules und seine älteren Geschwister, Marty und Liz, haben eine glückliche Kindheit, die dadurch ins Wanken gerät, dass ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen. Sie kommen zwar in das gleiche Internat – jedoch verlieren sich die drei, deren Charaktere unterschiedlicher nicht sein könnten, zunehmend aus den Augen. Besonders Jules grübelt permanent, wie ein anderes Leben – eines, in dem die Eltern nicht gestorben sind – ausgesehen hätte.
Nur Alva, eine Mitschülerin, schafft es, ihn aus seinem Schneckenhaus herauszuholen und es entwickelt sich eine ganz eigene Freundschaft zwischen den beiden. Eine Freundschaft, die schon fast dadurch lebt, dass Dinge unausgesprochen bleiben. Doch Alvas und Jules Wege trennen sich und wieder grübelt Jules über das Leben, das er gehabt haben könnte, wäre das nicht passiert. Nicht ahnend, dass die Zukunft noch mehr für Alva und ihn bereithält.
Mein Eindruck:
Gleich vom ersten Satz an hat mich Benedict Wells Schreibweise in ihren Bann gezogen. Der Titel des Buches zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung und er schafft es, das schwierige Thema der Einsamkeit und des Verlusts behutsam über seine Figuren aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zu beleuchten. Da jede der Figuren ihr ganz eigenes Leben und ihre ganz eigene Sichtweise hat, kann man als Leser stets wählen, welche für das eigene Leben passend wäre – oder ob nicht eine ganz neue Herangehensweise passender ist.
Besonders beeindruckt haben mich die philosophischen Züge der Geschichte, die nie überhand genommen haben, aber stets für wunderbare – und wunderbar nachdenklich stimmende – Textstellen gesorgt haben. Diese berührenden Worte waren es auch, die mich immer wieder fasziniert vom Buch aufblicken ließen – mal mit Tränen in den Augen, mal mit einem breiten Grinsen.
Die Art und Weise, wie Benedict Wells die verschiedenen Zeitebenen und Rückblenden miteinander verwebt, ist schwer zu beschreiben. Man merkt diese Sprünge nahezu nicht. Einzig und allein die Jahreszahlen weisen darauf hin, dass in der Welt der Charaktere ein Zeitsprung erfolgt ist – und ja, die Figuren wirken dann auch ein wenig reifer, aber sie sind immer noch sie selbst. Als Leser findet man so immer neue Facetten und jeder einzelne Charakter wirkt dadurch umso greifbarer und realer.
Auch die Liebesgeschichte, die mal im Hintergrund und mal im Vordergund mitschwingt, kann man wohl am besten mit „real“ beschreiben. Sie lebt von Missverständnissen und verpassten Chancen ebenso wie von gefühlvollen Momenten, gemeinsamem Lachen und langen Gesprächen. Sie berührt, ohne kitschig zu werden. Eigentlich, finde ich, passt „Lebensgeschichte“ viel besser als Beschreibung: Benedict Wells erzählt das Leben von Jules, seinen Geschwistern und auch Alva und geht dabei auf alle Facetten des Lebens ein: Verpasste Chancen, glückliche Momente, Abzweigungen, von denen man sich wünscht, sie wären einem erspart geblieben.
Fazit:
„Vom Ende der Einsamkeit“ ist ein Buch voller Gefühle, ohne, dass man sich als Leser von diesen erschlagen fühlt. Es ist eine Liebes- und Lebensgeschichte. Und es ist ein Buch voller kleiner Weisheiten, die sich noch lange nach der Lektüre immer wieder in die eigenen Gedanken schleichen und zum Nachdenken anregen.
5 von 5 Sternen.
Mehr zum Buch:
- Preis: 22 €
- Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
- Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (24. Februar 2016)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3257069588
- ISBN-13: 978-3257069587
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Dieses Buch liegt schon sooooo lange auf meinem SuB! Und ich traue mich einfach nicht ran, weil mir das Werk auf Grund der vielen überaus positiven Rezensionen so groß erscheint, dass ich befürchte, es kann meinen Erwartungen nicht standhalten. Irgendwann wird es gelesen. Und ich hoffe, ich kann ebenfalls mit Begeisterung darüber berichten.
Liebe Auroria,
danke für Deinen lieben Kommentar. Ich kann mir gut vorstellen, dass die vielen positiven und beinahe überschwänglichen Rezensionen beinahe einschüchternd wirken können – so oft hatte ich dann schon den fall, dass das Buch dann nicht halten konnte, was ich mir davon versprach. Wenn ich Dir hier einen Tipp geben darf: Nimm Dir ein schönes verregnetes Wochenende, eine große Kanne Tee und dann lies einfach los! Man darf ganz unbedarft an dieses Buch herangehen, da die Emotionen, die es hervorruft sehr privat sind – keine Rezension könnte das adäquat einfangen.
Ich wünsche viele schöne Lesestunden 🙂
Liebe Grüße
Sarah
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