Rezension: „Das grüne Rollo“ (Heinrich Steinfest)

Viele kennen die Bücher von Heinrich Steinfest sehr gut – mit über 20 veröffentlichten Romanen, darunter viele Kriminalromane, ist er ein sehr bekannter Schriftsteller Österreichs. Ich selbst, das muss ich vielleicht zu meiner Schande gestehen, wurde erst jetzt auf ihn aufmerksam. Aber mal ehrlich: Wer kann schon alle Autoren kennen? Selbst, wenn es „nur“ die bekannteren sind, ist das doch eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.

Jedenfalls habe ich von Heinrich Steinfest durch den Newsletter des Piper-Verlags erfahren. Genauer gesagt, von seinem Buch „Das grüne Rollo“, das mich beim Durchscrollen nicht nur wegen des Titels, sondern auch wegen des schicken Covers innehalten ließ.

Auf der Leipziger Buchmesse nutzte ich dann die Gelegenheit, einfach mal reinzublättern und es klang so interessant, dass ich das Buch gerne lesen wollte.

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(Foto: Privat)

Inhalt:

Theo ist zehn und jede Nacht um 23:02 Uhr erscheint vor seinem Fenster (das sonst über keinerlei Möglichkeit des Sichtschutzes verfügt) ein Rollo. Ein grünes Rollo, das eine Meereslandschaft zeigt und über das seltsame Männer ihn mit Feldstechern beobachten. Das Rollo hat eine eigenartige Eigenschaft – abgesehen davon, dass es immer zur gleichen Zeit an seinem Fenster erscheint – denn es scheint eine Art Gravitationskraft zu besitzen und als Theo näher tritt, wird er direkt hineingesogen und nach Greenland befördert.

Mit fünfzig Jahren hat Theo dieses Rollo als reine Kindheitsfantasie abgetan und beinahe vergessen. Bis er am scheinbar unwahrscheinlichsten Ort von genau diesem Rollo und derselben Schwerkraft wieder überrascht wird.

Mein Eindruck:

Zunächst einmal muss ich die Gestaltung dieses Buches loben. Alles, aber auch wirklich alles an diesem Buch wurde auf die „zweigeteilte“ Geschichte, die mal in unserer Welt und mal in Greenland spielt, abgestimmt. Greenland-Szenen – und wenn sie auch nur ein Wort lang sind – sind grün abgedruckt. (Den Farbton zu finden dürfte nicht leicht gewesen sein, darf er doch das Lesen nicht erschweren).) Auch das Lesebändchen ist grün – so wie das ganze Buch selbst auch, nimmt man den Schutzumschlag ab. Alles in allem ist die Optik einfach nur perfekt.

Ein wenig gestört wird diese perfekte Optik durch das stellenweise scheinbar fehlende Lektorat. Beim Lesen suche ich nicht wirklich nach Rechtschreibfehlern, wenn mir aber mehrere Fehler gleich auf den ersten 100 Seiten auffallen, ist das sehr unschön. Später habe sich sie dann so gut es ging ignoriert, aber den Lesefluss fördert das ja nun nicht wirklich. (Und mal ehrlich, bei einem Autor, der mit einem anderen Werk – „Der Allesforscher“ – für den Deutschen Buchpreis 2014 nominiert war, denkt man doch, dass das Lektorat besonders genau arbeitet.)

Die Geschichte selbst fand ich interessant zu lesen. Theos Gedanken, die man – da das Buch aus seiner Sicht geschrieben ist – permanent zu lesen bekommt, sind manchmal herrlich kindlich und stellenweise sehr komisch, denn vor allem Kinder zeichnen sich durch eine erstauntliche Weisheit aus, die in seinen Gedanken über die Erwachsenenwelt immer mitschwingt.

Irgendwie war der Spannungsbogen des Buches – vielleicht auch durch den sehr großen Zeitsprung vom Theo mit zehn Jahren zum Theo mit 50 Jahren – nicht so, dass ich permanent das Gefühl hatte, unbedingt weiterlesen zu müssen. Kennt ihr das? Wenn man nach einem Kapitel das Buch auch gut und gerne mal für ein paar Stunden – oder gar Tage – zur Seite legen kann? So ähnlich ging es mir leider mit „Das grüne Rollo“. Irgendwie hatte ich nie so das Gefühl, das mich bei einer wirklich spannenden Geschichte packt: Das Gefühl, das mich mein Essen anbrennen lässt, weil ich so vertieft in diese Welt bin.

A propos Zeitsprung: Das Buch ist in drei Abschnitte geteilt – den, in dem Theo ein Zehnjähriger ist und den, in dem er als Erwachsener seine Erlebnisse im Greenland beinahe vergessen hat. Und dann gibt es da noch Teil drei.

Ohne zu viel von Teil drei vorweg nehmen zu wollen – schließlich betrifft das den Schluss des Buches – kann ich hier nur sagen, dass man ihn nicht unbedingt lesen muss. Heinrich Steinfest sagte sogar in einer Fernsehsendung am Ende der Leipziger Buchmesse, dass der dritte Teil nur eine mögliche Option des Abschlusses dieser Geschichte ist. Für mich war dieser Schluss leider eine absolute Enttäuschung und ich wünschte fast, ich hätte ihn nicht gelesen.

Fazit:

Greenland bzw. „Das grüne Rollo“ ist eine faszinierende Idee und das Spiel mit Realität und Fiktion, eigenartiger Traumlogik einerseits und sehr echten Begebenheiten andererseits gelingt Heinrich Steinfest über weite Strecken recht gut. Es hat mir jedoch zum Teil leider die Spannung gefehlt und der Schluss hat mich enttäuscht. Dennoch: Für Leser, die an Parallelwelten Freude haben könnte dieses Buch durchaus etwas sein!

3 von 5 Sternen.

Weiteres zum Buch:

  • Preis: 19,99€
  • Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
  • Verlag: Piper (9. März 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 349205661X
  • ISBN-13: 978-3492056618

Vielen Dank an den Piper Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

In der Reading Challenge 2015 zähle ich das Buch als A book based entirely on its cover.

 

Ein Gedanke zu “Rezension: „Das grüne Rollo“ (Heinrich Steinfest)

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