Ich bin ja nicht nur gerne in Büchern unterwegs, ich spiele auch gerne Computerspiele. Ob das Spiel dann auf dem Laptop oder dem iPad oder Handy läuft – das ist mir letztlich egal. Gut, wenn ich ehrlich bin, würde ich am liebsten mal wieder auf meinem Amiga Commodore 2000 spielen, aber der ist aufgrund von akutem (und bücherbedingtem) Platzmangel noch nicht in meiner Wohnung aufgebaut. Deshalb muss ich mich „erst einmal“ mit neueren Spielen zufrieden geben.
Wenn ich Computerspiele spiele, dann geht es mir dabei um eines: Spiele, in denen ich mein Gehirn anstrengen muss. Kennt Ihr die Myst-Reihe (Myst, Riven, Exile, Uru)? Die haben wir früher als Familie immer gemeinsam versammelt am Rechner meines Vaters gespielt – herrliche Spiele! Das Spiel, das ich Euch heute vorstellen möchte, geht weniger in die Richtung dieser Point-and-Click Abenteuer, sondern vielmehr in die Kategorie Text Adventure: „Mission X“ aus dem Carlsen Verlag.
Diejenigen von Euch, die vielleicht als Kinder Bücher wie „Die Insel der 1000 Gefahren“ gelesen haben, ahnen, in welche Richtung dieses Spiel geht: Man erlebt eine Handlung, deren Verlauf man selbst durch die eigenen Entscheidungen beeinflussen kann. Ich mag solche Spielchen sehr gerne – habe unter anderem schon verschiedene Spiele der „Lifeline“-Reihe ausprobiert – und habe deshalb gerne die Möglichkeit ergriffen, „Mission X“ zu testen. Ein Dankeschön an dieser Stelle an den Carlsen Verlag für den Gutscheincode, mit dem ich mir die App herunterladen könnte.
Der Ausgangspunkt
Für den Carlsen Verlag ist der Ansatz für die die „Mission X“ Spiele der, dass Jugendliche sehr stark am Smartphone hängen (Erwachsene ja auch…) und man ihnen über derartige Spiele das Lesen auf dem Handy schmackhaft machen kann.
Ich selbst bin immer auf der Suche nach solchen kurzweiligen Spielchen, da man die gute mal eben nebenbei in der Mittagspause weiterspielen kann. Die Vorteile an der sogenannten „Realtime“ liegen nämlich ganz klar in den kleinen Wartepausen, die man unweigerlich einlegen „muss“, wenn der Charakter, den man spielt, schläft oder anderweitig beschäftigt ist. Übrigens sind solche Spiele perfekt für Werbepausen!
Mission X
Bisher gibt es zwei „Mission X“ Spiele: „Dark Ride“ und „Last Society“. Ersteres spielt in einem Freizeitpark und dreht sich um einen mysteriösen alten Mann namens Corvo, letzteres ist eher dystopisch angehaucht und handelt von einer Gesellschaft, die nur unter der Erde lebt.
Da ich jemand bin, der Clowns und Freizeitparks per se gruselig findet, habe ich mich für den Test von „Last Society“ entschieden. Dystopische Situationen finde ich immer spannend und die Idee, jemanden zu spielen, der aus dieser Gesellschaft ausbrechen könnte, gefiel mir sofort. Wenn ich hier also im Folgenden „Mission X“ schreibe, ist „Last Society“ gemeint, ich denke aber, die Spiele ähneln sich im Grundaufbau und Ablauf.
Der Test
An dieser Stelle muss ich mich erst einmal beim Carlsen Verlag entschuldigen, dass der Test so verdammt lange gedauert hat. Der übliche Alltagswahnsinn hat als erstes Opfer leider meine Freizeit gefordert. Zum Glück lässt sich das Spiel ja immer in einer ruhigen Minute quasi „nebenbei“ spielen. Leider habe ich hierbei auch schon den ersten Punkt entdeckt, der mir weniger gefallen hat: Die Lesegeschwindigkeit war trotz meiner Einstellung auf „sehr hoch“ für meinen Geschmack immer noch zu langsam. In diesem Punkt unterscheidet sich dieses Spiel von dem von mir bisher gespielten „Lifeline“. Dort sind die Absätze definitiv länger und erscheinen schneller auf dem Bildschirm, weshalb der Lesefluss besser ist.
A propos Lesefluss: Im Gegensatz zu „Lifeline„ kommuniziert man nicht mit demjenigen, den man innerhalb der Handlung steuert, sondern man spielt direkt diesen Charakter und interagiert quasi direkt mit anderen Figuren. Diesen Ansatz finde ich sehr vielversprechend, da man sozusagen mittendrin, statt nur dabei ist. Spätestens nach dem ersten Mal, dass meine Figur im Spiel umgekommen ist, habe ich bei den Entscheidungsmöglichkeiten genauer nachgedacht, welche Handlung nun entweder zum Erfolg führt – oder mich zumindest nicht killt. Schade ist jedoch, dass die einzelnen Sequenzen, die auf den Bildschirm gesendet werden, nicht nur sehr langsam eingeblendet werden, sondern zusätzlich auch sehr kurz sind. Das hat bei mir mehrfach dazu geführt, dass ich das Handy offen beiseite gelegt habe, um nach ein paar Minuten alles etwas schneller nachzulesen und dann recht flott eine Entscheidung zu treffen.
An diesem Punkt gibt es meiner Meinung nach also noch Optimierungsbedarf, denn ein Jugendlicher, der das schnelle Hin und Her von Whatsapps gewöhnt ist, mag die kurzen Sequenzen vielleicht noch okay finden – lange Wartezeiten, bis diese auf dem Bildschirm erscheinen aber nicht. Der technische Ablauf war ansonsten absolut reibungslos – die App stürzt nicht ab, man kann die Lautstärke von Effekten und Spielmelodie ganz einfach regeln bzw. abschalten und man bekommt auch immer mal eine Erinnerung, dass die Figur gerne neue Anweisungen hätte (bei mir: ohne Ton, da ich das eingestellt hatte).
Der Spielverlauf ist dadurch gekennzeichnet, dass man zum einen mit den anderen Figuren interagiert bzw. auf ihr Handeln reagiert und zum anderen selbst die Initiative übernimmt. Egal, ob man sich nun entscheidet, jemanden zu verpetzen, irgendwo einzubrechen oder einem bestimmten Tunnel zu folgen: Es folgen stets neue Spielabschnitte. Diese dürften in ihren Kombinationsmöglichkeiten zwar endlich sein, sind aber dennoch vielfältig genug, dass ich meinen Spaß damit hatte, auch mal hin und her zu springen und ältere Entscheidungen zu überdenken. Das Konzept entspricht also den Büchern, die den Leser entscheiden lassen, wie die weitere Handlung in der Geschichte aussehen soll. Leider wird die technische Möglichkeit eines Smartphones, Spiele im Spiel einzubauen, nicht genutzt. Hier denke ich an die von mir genannte „Myst“-Reihe, in der man mal einen Zahlencode oder ein Farbschema entschlüsseln musste, mal die richtigen Personen interviewen sollte oder auf ähnliche Weise zusätzlich herausgefordert wurde. Da hat „Mission X“ definitiv noch entwicklungspotential.
Nun wäre ich kein Buchblogger, wenn ich nicht auch ein wenig auf die Handlung achten würde. In dem von mir getesteten Spiel geht es also um eine dystopische Welt, in der die Gesellschaft unter der Erde lebt – warum das so ist, wird den jüngeren Mitgliedern dieser Gesellschaft beispielsweise nicht wirklich erläutert. Mit meiner Figur musste ich mich deshalb entscheiden: Ist mir das egal, oder will ich raus an die Oberfläche? Zugegebenermaßen ist das etwas platt formuliert, denn ich habe mich immer für „raus“ entschieden und nie versucht, das Leben unter der Oberfläche zu favorisieren. Vielleicht hat mich die Handlung aber auch bewusst subtil in diese Richtung geleitet.
Was man natürlich in dem Spiel aus der Ich-Perspektive nicht hat ist eine starke Entwicklung des eigenen Charakters. Auch die anderen Figuren bleiben leider recht blass bzw. eindimensional – auch, wenn sie Geheimnisse haben, hinter die man erst einmal kommen muss. An diesem Punkt wäre es vielleicht ideal, wenn die Spiel zu einem bestimmten Buch dazu entwickelt würden. So könnte beispielsweise die Wartezeit auf einen Folgeband überbrückt werden, oder es gäbe Zusatzkapitel, die man mit dem Spiel durchlaufen könnte, um Nebenfiguren kennenzulernen. Oder man spielt ein Prequel zum Buch. Die Möglichkeiten sind hier vielfältig und ich denke diese Spiele haben durchaus das Potential dazu, Leser auch über ein anderes Medium für die Geschichten zu begeistern.
Fazit
„Mission X“ ist definitiv ein Spiel mit Potential – zum einen hat es das Potential, Jugendliche, die häufig am Smartphone daddeln, fürs Lesen zu begeistern und zum anderen ist da das Potential, dass es in Zukunft vielleicht auch Spiele dieser Art zu Büchern geben könnte. Mich würde besonders letzteres sehr freuen, denn dadurch dürfte man noch mehr Spieler zu Lesern machen. Ein paar Schwächen hat das – von mir gespielte – Spiel, aber das ist letztlich immer Geschmackssache. Da so ein Spiel immer aus mehreren Komponenten besteht, gibt es hier eine Dreiteilung in der Bewertung:
Idee: 4 von 5 Sternen. Hier die Bitte, solche Apps zu Büchern zu entwickeln
Technische Umsetzung: 3 von 5 Sternen. Lasst das Spiel schneller laufen und nutzt das Potential eines Smartphones – Stichwort „Spiel im Spiel“
Storytelling: 3 von 5 Sternen. Mit längeren Textabschnitten könnten die Charaktere mehr Tiefe bekommen und die Handlung noch mehr Pep.
Alle Infos zu den Spielen findet Ihr auf der offiziellen „Mission X“ Seite.
Und wenn Ihr bis hierher durchgehalten habt, könnt Ihr jetzt etwas gewinnen!
Der Carlsen Verlag war so freundlich, mir drei Downloadcodes für das Spiel Eurer Wahl (nur für Android!) zur Verfügung zu stellen. Beantwortet einfach folgende Frage in den Kommentaren und schon seid Ihr dabei:
Zu welchem Buch würdest Du Dir ein Text Adventure-Handyspiel wünschen?
Damit Ihr Euch noch besser ein Bild vom Spiel machen könnt, hier der Trailer:
Hier wie immer die Teilnahmebedingungen:
- Die Veranstalter ist das Blog studierenichtdeinleben.wordpress.com
- Eine Teilnahme am Gewinnspiel findet ausschließlich durch das Kommentieren unter diesem Beitrag statt.
- Teilnahmeberechtigt sind nur natürliche Personen, deren Wohnsitz in Deutschland, Österreich oder der Schweiz gelegen ist. Mit der Teilnahme wird bestätigt über 18 zu sein oder es muss parallel die Erlaubnis der Erziehungsberechtigten zugesendet werden.
- Die Gewinner werden ausgelost und schließlich per Mail über den Gewinn benachrichtigt. (Ein Gewinner hat bis 7 Tage nach Benachrichtigung Zeit sich zu melden, danach wird erneut ausgelost.)
- Die Gewinner teilen dem Veranstalter innerhalb von 7 Tagen nach Benachrichtigung per E-Mail mit, welches der beiden Spiele sie sich ausgesucht haben. Die Gewinner erhalten einen Downloadcode per E-Mail für ein Android-Smartphone. Andere Betriebssysteme können diesen Code nicht nutzen und Nutzer dieser Systeme leider nicht am Gewinnspiel teilnehmen.
- Das Gewinnspiel läuft ab sofort bis zum 31.05.2017, 23:59 Uhr.
- Teilnehmer, deren Inhalte/Informationen die Rechte Dritter verletzen werden vom Gewinnspiel ausgeschlossen und ihre Beiträge entfernt.
- Eine Auszahlung in bar oder Sachwerten oder ein Tausch ist nicht möglich.
- Das Gewinnspiel steht in keiner Verbindung zu WordPress und wird auch in keiner Weise von WordPress gesponsort
- Die persönlichen Daten werden nur zur Kontaktaufnahme und zum Versand des Gewinnes genutzt und anschließend vollständig gelöscht.
- Weitere Fragen zum Gewinnspiel/Kritik/Anregungen gern an: sarah.schueckel[at]gmx.net
- Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Hallo,
Ich kenne das, habe früher immer Gern die Textadventures der PC Games gespielt, daher denke ich das das genau das richtige für mich wäre.
Zur Frage:
Zu welchem Buch würdest Du Dir ein Text Adventure-Handyspiel wünschen?
Ganz klar, zur Der Dunkle Turm Reihe, denn da ist ungemein viel Potential drin.
Liebe Grüße,
Hans
Hallo Hans und herzlichen Glückwunsch – Du hast eine Mail (bitte check auch Deinen Spamordner) mit dem Downloadcode. Ich wünsche viel Spaß beim Spielen und bis hoffentlich bald hier in den Kommentaren!
An die alten Textadventures musste ich auch sofort denken, als ich von „Mission X“ gelesen habe – wobei ich eher in der Point-and-Click-Generation aufgewachsen bin…
Ich würde mir Textadventures zu Büchern wie Robin Wassermans „Skinned“-Trilogie oder Josè Saramagos „Die Stadt der Blinden“ wünschen, wobei es natürlich eine sehr große Herausforderung wäre, diese Narrationen für die freie Entscheidung des Spielers (oder Lesers?) aufzubereiten.
Hallo Luzifer (netter Name 😉 ) und herzlichen Glückwunsch – Du hast eine Mail (bitte check auch Deinen Spamordner) mit dem Downloadcode. Auch Dir wünsche ich viel Spaß beim Spielen und bis hoffentlich bald hier in den Kommentaren!