Als ich in meinem Urlaub die liebe Jule in Chemnitz besucht habe, sind wir natürlich auch in unsere Lieblingsbuchhandlung, das Universitas auf dem Campus der TU Chemnitz, gegangen. Ohne Buchkauf dort wieder heraus zu spazieren wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen und eigentlich war mir ja schon vorher klar, dass ich „Selection“ kaufen würde. Schließlich hat die liebe Jule bei ihrer Teilnahme am „Literarischen Quintett“ diese Reihe für sich entdeckt und so sehr davon geschwärmt, dass ich immer neugieriger wurde.
Zugegeben: Eigentlich war ich – bevor Jule so begeistert von den Büchern erzählte – nicht gerade geneigt, mich an diese Hype-Geschichte heranzuwagen. Das klang mir alles zu sehr nach diesen Casting-Shows um die ich, dank meiner vielen Bücher, abends einen weiten Bogen machen kann…
Inhalt:
America Singer gehört der Kaste Fünf an – der, der Künstler. Eine Aussicht auf sozialen Aufstieg gibt es nur, wenn sie „höher“ heiratet und diese Chance besteht definitiv, denn Prinz Maxon sucht eine Gemahlin. Über ein öffentliches Casting möchte der künftige Herrscher unter 35 jungen Damen seine Angebetete finden – ganz gleich, welcher Kaste sie vorher angehört hat. Was eigentlich verlockend klingen sollte, ist America ein Graus: Sie ist bereits verliebt – in Aspen – und hat so gar keine Lust auf taktisches Heiraten, selbst wenn es sich um den Prinzen persönlich handelt.
Als America mit 35 anderen potentiellen Prinzessinnen im Palast landet, ist ihre persönliche Situation jedoch noch komplexer, als sie das hätte ahnen können und auch die politische Lage ist ganz anders, als sie es bisher immer angenommen hatte.
Mein Eindruck:
Zunächst einmal: Auch wenn sich meine Befürchtung, dass das Buch komplett den uns bekannten Casting-Shows entsprechen könnte, nicht bewahrheitet hat, weiß ich jetzt wieder, weshalb ich solche Sendungen so gruslig finde. Kaum ist America eine der Kandidatinnen, wird ihr das ganze Regelwerk des Auswahlprozesses präsentiert und viele dieser Regeln sind definitiv fragwürdig. Glücklicherweise ist America jedoch auch dieser Meinung und es ist herrlich amüsant, ihre Meinung zu diesen ganzen Vorgaben zu lesen. Sie wurde mir durch ihre schlagfertige Art sofort sympathisch und schon nach zwanzig Seiten wusste ich, wieso Jule so begeistert von der Geschichte ist. Besonders lustig wurde es auch dann, wenn sie auf den Prinzen trifft und mehr als einmal konnte ich mich vor Lachen kaum halten.
Eigentlich liest sich Teil eins von „Selection“ ein wenig wie die Kritik an den Castings, die gefühlt allabendlich über die Mattscheibe flimmern – oder zumindest lesen sich Americas Gedanken so. Sicher, ein paar Aspekte der Geschichte sind durchaus vorhersagbar – aber auch, wenn es sich bei America, Aspen und Maxon um die x-te Version eines Bezeihungsdreiecks handeln mag, hat die Handlung doch immer wieder Wendungen, die das alles sehr spannend gestalten. Gerade die vielen Andeutungen, was die politische Lage in Illeá anbelangt, haben immer wieder meine Neugier geweckt. Insgesamt ist „Selection“ nämlich keine typische Dystopie, in der das gesellschaftliche Gefüge und seine Unterschiede zu unserer Welt im Vordergrund stehen. Vielmehr geht es um eine potentielle Liebesgeschichte, auf die das politische System einwirkt.
Beim Lesen fand ich eine Entwicklung besonders spannend. America war mir von Anfang an sympathisch – ebenso Maxon, und beide wurden im Handlungsverlauf immer sympathischer. Dagegen wurde mir Aspen mit jeder Seite unsympathischer und ich frage mich, ob sich das in der weiteren Geschichte so fortsetzen wird. Bei ihm finde ich, wird das Denken in Kasten noch deutlicher als beim Prinzen selbst, was mich zunächst doch überraschte. Vielleicht ist es gerade dieses Schubladendenken, das mir so missfällt.
Fazit:
„Selection“ mag auf den ersten Blick wie eine recht oberflächliche Geschichte wirken: Ein dämliches Casting soll dem Prinzen eine Prinzessin und dem Volk eine zukünftige Königin bescheren. Doch genau so, wie America sich anfänglich im Charakter des Prinzen täuscht, habe ich mich die ganze Zeit in dieser Geschichte getäuscht. Es ist viel mehr als nur eine schnöde Casting-Story, sondern eher als Kritik an genau solchen Shows aufzufassen. Die Anspielungen in Band eins lassen mich auf noch tiefergehende Einblicke in die Welt Illeás in den Folgebänden hoffen und ich bin gespannt, wer das Rennen um den Prinzen machen wird.
Mehr zum Buch:
- Preis: 9,99€
- Taschenbuch: 368 Seiten
- Verlag: FISCHER Kinder- und Jugendtaschenbuch; Auflage: 5 (22. Januar 2015)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 373350030X
- ISBN-13: 978-3733500306
- Originaltitel: The Selection
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Deine Rezension ist wirklich klasse geschrieben! Sowohl der Inhalt als auch deine persönliche Meinung sind gut aufgeteilt und zur Schau gestellt! Mir ist Aspen auch immer unsympathischer geworden 🙈
Vielen lieben Dank für Deinen Kommentar 🙂 Ich bin froh, mit der Meinung über Aspen nicht allein auf weiter Flur zu stehen – oft werden bei Dreiecksbeziehungen ja alle glorifiziert… 😉
Hey!
Ich habe die reihe gesuchtet, aber irgendwie immer auch ein bisschen, wie einen Unfall. „Man will nicht hinsehen, aber man kann auch nicht wegsehen.“ Ich finde die Geschichte schon eher oberflächlich und oft auch sehr lächerlich, aber trotzdem musste ich dran bleiben und konnte nicht aufhören zu lesen und wissen zu wollen, wie es weitergeht.
Irgendiwe hat die Selection-Reihe Spaß gemacht.
LG und ein schönes Wochenende
Yvonne
Hallo Yvonne,
ja, so in der Art ist die Reihe irgendwie – herrlich leicht und eigentlich perfekt, wenn man sie bei heißem Sommerwetter liest 😉
Liebe Grüße
Sarah