„Binge-Reading“ – braucht man das?

Als ich letztens ein wenig im Netz auf Buchseiten herumstöberte, stieß ich auf einen Artikel der Huffington Post, in dem es um binge reading geht. Der Autor, Phil Edwards, behauptet darin, dass er im vergangenen Jahr 300 Bücher gelesen habe und dadurch wesentlich schlauer geworden wäre.

Zunächst dazu, was binge reading überhaupt ist: Binge ist das englische Wort für Gelage. Binge drinking ist der gängige Ausdruck für ein Saufgelage – buying binge bezeichnet einen Kaufrausch. Binge reading könnte man also als exzessives Lesen bezeichnen.

Phil Edwards schreibt in seinem Artikel, dass binging – also das exzessive Ausüben einer Tätigkeit – vor allem im Zusammenhang mit dem Konsum von Fernsehserien bekannt ist. Statt einer Folge pro Woche oder Tag werden beim binge watching gleich mehrere Serienepisoden an einem Tag gesehen – wenn nicht gar die ganze Staffel.

Edwards beschreibt auch, wie er dieses Konzept auf das Lesen übertrug:

Practically, it can mean everything from skimming opening and closing paragraphs to completely skipping the stuff you don’t like.

Phil Edwards

Als ich das las, war mein erster Gedanke: Muss das sein? Und der zweite: Ist das überhaupt noch Lesen?

Ganz klar: Jeder überfliegt Texte. Im Internet gibt es unzählige interessante – und weniger interessante – Artikel und kein Mensch könnte das alles jemals lesen, selbst wenn man damit seine Brötchen verdienen könnte. Also liest man ein wenig in der Einleitung, springt zu einem vielversprechenden Absatz und guckt sich vielleicht auch noch die Zusammenfassung am Schluss an. Und nicht nur im Internet liest man so. Zeitungen, Zeitschriften – oder auch in Fachliteratur kann man nach den eigenen Interessen herumspringen. Meist hat man nämlich eine bestimmte Fragestellung im Kopf und wenn diese beantwortet ist, muss nicht unbedingt auch noch den Rest des Textes lesen. Man kann – muss aber nicht.

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Beispiel: Komplexe Fantasywelten – kann / sollte man da „bingen“?(Foto: Privat)

Doch was ist mit Geschichten?

Erzählungen – egal welcher Art – leben von einer ihnen inhärenten Dramaturgie. Jede Erzählungsform hat dabei besondere Merkmale, wobei Autoren auch durchaus mal die bekannten Schemata verlassen und uns Leser mit diesem Bruch überraschen können.

Jeder Leser hat nun seine ganz persönliche Lesegeschwindigkeit. Es gibt Schnellleser und solche, die gerne ganze Absätze doppelt oder dreifach lesen, weil ihnen die Wortwahl so gefällt, oder sie ganz genau wissen möchten, was der Autor gemeint hat.

Meine persönliche Lesegeschwindigkeit hängt zum einen davon ab, was mich sonst gerade so beschäftigt und wie leicht meine Gedanken trotz eines guten Buches abschweifen können. Zum anderen hängt sie aber auch vom Buch selbst ab. Jugendbücher lesen sich für mich wesentlich flotter als Hochliteratur – und englische Bücher beende ich lustigerweise schneller als deutsche.

Aber egal wie schnell oder langsam ich lese: Ich überspringe nichts. Keine Zeile. Im Gegenteil – wenn ich das Gefühl habe, einen Absatz nicht bewusst gelesen zu haben oder mir das Beschriebene nicht vorstellen zu können, lese ich ihn erneut.

Lesen bedeutet für mich, dass ich mich auf den Autor und seinen Wunsch, mich in eine andere Welt zu entführen, komplett einlasse. Ich möchte mich vom Autor leiten lassen, was ich sofort oder auch erst später erfahre. Ich möchte die Figuren nach und nach vom Autor in all ihrer Komplexität vorgestellt bekommen – und am Ende bestenfalls das Gefühl haben, mich von guten Freunden verabschieden zu müssen, wenn ich das Buch zuklappe.

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Jeder hat ihn – den Stapel ungelesener Bücher. Aber muss man ihn wirklich auf Teufel komm raus dezimieren? (Foto: Privat)

Binge reading = schlechte Kürzungen?

Das, was Phil Edwards in seinem Artikel vorschlägt erinnert mich dagegen an den Aspekt von Buchverfilmungen, den ich stets kritisiere: Kürzungen.

Während in Büchern die Geschichte in allen ihren Facetten erzählt wird, muss sich eine Buchverfilmung – verständlicherweise – auf bestimte Teile der Geschichte beschränken, diese dramaturgisch aufbereiten und am Ende in 90 oder 120 Minuten dem Publikum darbieten.

Buchverfilmungen haben jedoch zwei Vorteile. Zum einen haben diejenigen, die sich der Buchvorlage annehmen, meist Ahnung davon, welche Elemente der Geschichte man durch Bilder oder Musik ersetzen kann, um zumindest die Grundstimmung zu erhalten. Das ersetzt zwar keine Schlüsselszenen, ist jedoch hilfreich – vor allem, wenn der Autor mit an der Filmumsetzung beteiligt ist. Und zum anderen bleibt dem Zuschauer letztendlich immer noch besagte Buchvorlage, wenn nach dem Film das Gefühl zurückbleibt, dass da doch mehr zu der Geschichte gehören muss, als in den bewegten Bildern gezeigt wurde.

Binge reading hat für mich jedoch den Anschein, als würde man als Leser – und damit als Laie! – nach Lust und Laune mit dem Rotstift durch das Werk eines Autors gehen und sagen: „Langweilig. Langweilig. Uninteressant. Unwichtig. Langweilig.“

Sicher, es gibt Bücher, die empfinde ich als langweilig und es gibt Textpassagen, die in meinen Augen absolut unnötig sind. Aber oft kann mich ein Autor auch in späteren Teilen des Buches von der Wichtigkeit dieser Abschnitte überzeugen und hätte ich sie nicht gelesen, wäre meine Leseerfahrung um vieles ärmer gewesen.

Ob man durch die von Edwards beschriebene Art und Weise zu lesen klüger werden kann, wage ich übrigens zu bezweifeln. Sicher, kann man den ein oder anderen Fakt aufschnappen und im nächsten Kneipenquiz mit etwas angeben, das hierzulande als „unnützes Wissen“ bekannt ist. Aber kann man auf diese Weise besser komplexe Zusammenhänge verstehen? Kann man sich mit diesen Wissenshappen besser in einer Welt zurechtfinden, die von vielschichtigen Strukturen durchdrungen ist und in der zwar immer alles schneller gehen muss – in der man aber auch immer mehr tiefgreifendes Wissen benötigt?

Ist es wirklich klug, sich mittels einer sprunghaften und selektiven Leseweise den potentiell klugen Ausführungen der Autoren zu entziehen?

Hauptsache: Spaß am Lesen

Amüsant ist übrigens, dass es einen weiteren Artikel zum Thema binge reading auf der Seite der Huffington Post gibt. Claire Fallon bezieht sich darin hauptsächlich auf den negativen Beigeschmack vom binging – also, dass man sich nach einem Gelage meist schlecht fühlt. Lesen ist jedoch weder Zeitverschwendung noch schädlich für die Gesundheit.

The joy of reading has always been its ability to transport us, to not only occupy a quiet Saturday but to stimulate our minds and hearts. A day spent reading is never a day wasted. And it’s also not a day spent binging.

Claire Fallon

Ich für meinen Teil bedauere zwar, dass ich nie all die Bücher lesen werde, die ich möchte – ich werde meine begrenzte Lebenszeit aber auch nicht damit verbringen, Bücher nur sprunghaft und stückchenweise zu lesen.

Wie seht Ihr das? Betreibt ihr binge reading und seht das vielleicht sogar ganz anders als ich?

Ich freue mich auf Eure Kommentare 🙂

22 Gedanken zu “„Binge-Reading“ – braucht man das?

  1. Also Binge Reading hört sich für mich grässlich an. Ich lese Bücher eher so wie du (außer dass ich englische selten schneller lese als deutsche ^^) und glaube nicht, dass man sich ernsthaft auf ein Buch einlassen kann und wirklich den „größtmöglichen Nutzen“ daraus ziehen kann, wenn man einfach weglässt, was gerade nicht passend erscheint.
    Ich halte aber auch generell wenig von der Tendenz das viele mittlerweile meinen 5 – 6 Bücher gleichzeitig lesen zu müssen. Das ist für mich Binge Reading relativ ähnlich. Vielleicht liegt es auch an mir und ich bin im übertragenen Sinne nicht multitasking-fähig genug, aber das wäre ebenfalls eine Art und Weise, wie ich mich auf die einzelnen Geschichten nicht richtig einlassen könnte, weil immer noch vier, fünf andere im Hintergrund schweben.
    Lesen sollte ein Genuß sein und möglichst Spaß, Freude bereiten und nicht zu einem Wettlauf werden wie so viel anderes im Leben doch sowieso schon ist

    • Hallo 🙂

      Vielen Dank für Deinen Kommentar!

      Ich selbst lese ab und an auch parallel – dann aber meist ein dickes gebundenes Buch daheim und ein digitales Buch mit dem Kindle für unterwegs. Das geht. Und mein geliebtes „Letters of Note“ lese ich sowieso seit einem halben Jahr parallel, weil ich da immer nur den ein oder anderen Brief lesen kann und dann pausieren muss, weil die so ausdrucksstark sind. Was ich damit sagen will: Es kommt auf das jeweilige Buch an, ob es geeignet ist, dass ich es parallel zu einem anderen lese. Fünf oder sechs Bücher parallel zu lesen kann ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen.

      Ich gebe Dir absolut recht: Lesen darf kein Wettbewerb werden. Beispielsweise weiß ich auch, dass ich wesentlich langsamer lese als manch ein Blogger, der 20 Bücher im Monat verschlingt. Das kann aber auch gut daran liegen, dass ich weniger Zeit zum Lesen habe. Ist ja alles relativ und mich stört das auch nicht. Schlimm wird es erst dann, wenn es ein Wettbewerb wird. Oder – wie ich finde – man Passagen auslässt, nur um schneller zu sein.

      Und wenn ich ganz ehrlich bin: Im Studium hat es mich manchmal echt genervt, dass ich manche Texte aus Zeitgründen nur überfliegen konnte. Die waren teilweise so spannend, dass ich es schade fand nur nach den für die Fragestellung des Professors relevanten Stellen zu suchen. Aber da sind wir dann beim Thema „die Studienzeit ist zu knapp bemessen“ und das würde den Rahmen definitiv sprengen.

      Ich wünsche Dir jedenfalls eine angenehme Lesezeit mit ganz vielen tollen Büchern – eines nach dem anderen 😉

      Liebe Grüße
      Sarah / Estel

      • Danke für den Tipp mit „Letters of Note“. Ist gerade postwendend auf meiner Wunschliste gelandet. Auch wenn ich stark annehme, dass dort mehr als einmal die Tränen kommen könnten ^^

        • Gerne 🙂 Es wird auch bald ein zweites Buch dazu geben „More Letters of Note“, da ist auch ein Brief an/von J.K. Rowling mit dabei. Und ja, einige der Briefe sind lustig, andere sehr emotional und wieder andere wird man sein Leben lang nicht vergessen. Ein bezauberndes Buch und ein bezauberndes Online-Projekt. Google es mal – selbst, wenn man (wie ich), sehr gerne auf der Webseite stöbert, lohnen sich die Bücher noch. Bisher habe ich keinen einzigen Brief doppelt gelesen 😉

  2. Hey 🙂

    Ich habe jetzt relativ lang gebraucht, um bis zum Schreiben dieses Kommentars zu kommen, gebe ich zu. Ich habe nämlich versucht, mir sowohl deinen als auch den von dir verlinkten Artikel in Ruhe durchzulesen …

    Was mich gleich zum ersten Gedanken gebracht hat: Ich kannte „Binge reading“ als Ausdruck zwar nicht, aber im Internet ist er gang und gäbe, wo wir Texte häufig nur noch überfliegen. Auf der Suche nach bestimmten Informationen nehmen wir uns am Display kaum noch Zeit, etwas wirklich genau zu lesen – das habe ich bei mir selbst schon oft genug festgestellt.

    Darüber hinaus ist es eigentlich ein Zeichen unserer Zeit: Nachdem alles immer schneller gehen muss, offensichtlich auch der Konsum von Unterhaltungsgütern (egal, ob Film, Serie oder Buch) ist das eigentlich nur die logische Konsequenz, dass viele auch Bücher immer schneller lesen.

    Ich gebe zu, dass ich hier nicht frei von Schuld bin (Hoffentlich fliegen jetzt keine Steine 😉 ). Bücher, die ich anfange und wo ich merke, dass sie mir nicht so gefallen, lese ich meist mit Drüberfliegen zu Ende. Ich habe auch schon Bücher abgebrochen, wenn ich das Gefühl hatte, dass sie für mich eine Qual darstellen.

    Ein Teil von mir ist also ganz bestimmt immer auf der Suche nach dem „perfekten“ Buch – aber um die Perlen zu finden, muss man sich eben auch durche viele andere Bücher „suchen“, die einem nicht so zusagen.

    Grundsätzlich gebe ich dir aber recht, Bücher sollte man genießen. Bücher stellen ein Tor zu einer phantastischen Welt dar, die es zu erforschen gilt. Und Bücher sind ein wunderbares Mittel zu entschleunigen, sich mit allen Sinnen auf etwas Unbekanntes einzulassen. Dauerhaftes „Binge reading“ sehe ich genau als das Gegenteil an – einen zusätzlichen Stressfaktor in einer sowieso schon von Stress dominierten Welt.

    Liebe Grüße
    Ascari

    PS: Wieso liest du englische Bücher eigentlich rascher als deutsche? Ich bin auf Englisch oft eine absolute Schnecke ^^.

    • Hallo Ascari,

      erst einmal: Steine fliegen nicht 😉 Keine Panik, ich war im Weitwurf immer eine Niete und Gewalt ist sowieso nicht so meins 😉

      Ich verstehe Deinen Standpunkt. Ich selbst breche Bücher, die mich nicht überzeugen können, zwar immer komplett ab (meist hebe ich sie eine Weile auf, um ihnen noch eine Chance zu geben, falls es nur der falsche Zeitpunkt war – dann gehen sie an die Bibliothek), aber es klingt logisch, solche Bücher dann querzulesen, um das Ende noch zu erfahren.

      Was mich am binge reading irritiert ist dieses „Rauspicken“ von interessanten Absätzen – oder umgekehrt von solchen, die einen nicht interessieren. Wenn ich am Stück fünf Folgen einer Serie gucke, dann mag man das als binge watching bezeichnen – auch, wenn ich dabei nicht über für mich uninteressante Szenen wegspule.

      Wie gesagt – im Internet oder bei der Recherche von Themen ist das überfliegende Lesen letztlich sogar gut (ohne es wäre meine Masterarbeit nie was geworden…), aber in Bezug auf Geschichten kann ich das nun wirklich nicht verstehen.

      Lassen wir uns also nicht stressen 😉

      Liebe Grüße
      Sarah / Estel

      PS: Frag mich bitte etwas Leichteres ^^ Ich kann das selbst nicht so genau erklären, aber auf Englisch liest es sich für mich teilweise wirklich angenehmer. Als wäre es einfacher, die englischen Worte ins Kopfkino zu übertragen als die deutschen. Eine Ausnahme stellen vielleicht historische Romane dar. Was das Mittelalter anbelangt sind mir manche Vokabeln nicht so geläufig und da kann es dann sein, dass ich auf Deutsch vielleicht etwas schneller wäre. Ist mir gerade bei meiner letzten Lektüre aufgefallen – die Rezension kommt bald 🙂

      • Ich bin bei Serien mittlerweile auch (wieder) zum Genießer geworden :). Natürlich ist es verführerisch, sich alle Folgen am Stück anzuschauen, aber ich habe das Gefühl, dass mir dadurch vieles entgeht.

        Mittlerweile schaue ich meistens nur noch ein oder zwei Folgen einer Serie hintereinander, einfach um das Gefühl haben, dass ich nachher mich auch noch daran erinnern kann, was ich gesehen habe … Dann denke ich gern ein wenig darüber nach, spekuliere, lasse meine Phantasie spielen, bis ich die nächste Folge anschaue :).

        Vielleicht sollten wir hier in diesem Zusammenhang einen Gegenbegriff einführen: Pleasure reading bzw. watching? 😉

        Liebe Grüße
        Ascari

        • Bei Serien habe ich da immer meine Phasen. Mal gucke ich an einem Wochenende die ganze Box Doctor Who – und mal gucke ich Woche für Woche eine Folge. Das ist ähnlich wie bei Buchgenres: Mal müssen es drei Fantasy-Schinken hintereinander sein und dann springe ich wieder wild umher.

          Schon toll, dass wir uns so nach Lust und Laune unterhalten lassen können. Aber ich finde Deinen Gegenbegriff toll! Pleasure reading / pleasure watching ist genial! 😀

          Liebe Grüße
          Sarah / Estel

  3. Ich kannte den Begriff „Binging“ noch nicht und, was Serien angeht muss ich mich schuldig bekennen. Da habe ich manchmal meine sogenannten „Suchtphasen“, hier als „binge watching“ bezeichnet, und – angesehen vom Zeitmangel im Privatleben während dieser Phasen – finde das auch in Ordnung (solange es nur seltene Phasen bleiben jedenfalls). Beim Lesen allerdings sehe ich das ganz anders. Wenn ich da merke, dass ich anfange, Abschnitte zu überspringen, gibt es erst einmal eine Lese-Pause. Denn für mich bedeutet dieses Überspringen, dass ich nicht mehr genug Konzentration habe, um die Werke angemessen wertschätzen zu können.
    Für mich persönlich würde ich den Begriff „Binge-Reading“ allerdings anders definieren. Zum Beispiel bei einer guten, einfach geschriebenen Buchreihe, die ich in einem durchlese und dadurch anderes vernachlässige (soll tasächlich schon vorgekommen sein 😀 )… Solches Phasenweise exzessive Lesen wäre für ich persönlich „Binge-Reading“.
    Übrigens ein toller Blog, habe ihn erst bei diesem Beitrag entdeckt. Es gefällt mir, was du zum Streben nach Wissen sagst. Ich gehe noch zur Schule und so etwas, wie meinen Wunsch, mehr als zwei Leistungskurse zu belegen verstehen doch die Wenigsten 😀 . Meinen Blog habe ich noch nicht sehr lange, du kannst ja mal vorbeischauen… https://charlssblog.wordpress.com/
    Liebe Grüße, Charlotte

    • Hallo Charlotte – willkommen auf meinem Blog 🙂

      Freut mich, dass Du hergefunden hast!

      Ich bin zugegebenermaßen, was Serien anbelangt, auch eher der Typ Zuschauer, der die ganze Staffel auf einmal gucken möchte – und es gefühlt am Wochenende auch schafft. Aber wie in einem anderen Kommentar hier beschrieben: Da springe ich nicht über im ersten Moment langweilige Szenen hinweg 😉

      Deine Definition von binge reading gefällt mir übrigens besser. Das kommt dieses „nur noch ein Kapitel, das ist so gut geschrieben, lass mich bitte in Ruhe“-Gefühl rüber, was für mich das Lesen ausmacht. Ich liebe es, am Wochenende oder einem freien Tag – am besten bei trist-grauem Regenwetter – in meinen Büchern zu versinken und nur für die nächste Kanne Tee in die Realität zurückzukehren. Aber da sitze ich in meinem Lesesessel und genieße jedes Wort. Viele Bücher (ich muss zugeben, ich hab ein Händchen bei der Buchauswahl, das mich vor schlechten Büchern bewahrt) die ich lese, sind so wunderbar, dass man sich in die Sätze hineinlegen möchte. Sie verzaubern und verführen, sie erschrecken und überraschen… so muss für mich ein Buch sein. Aber um diese Gefühle zu haben, muss ich mich auf das jeweilige Buch und die Sprache des Autors einlassen. Gerade weil ich das Lesegefühl so liebe, könnte ich das binge reading, wie der Huffington Post-Autor es vorschlägt, nicht ausstehen.

      Dein Blog wird gleich mal durchstöbert 🙂 Und keine Sorge – ich hatte zwar nur zwei Leistungskurse, aber mit Mathe und Chemie als Kombination wird man auch schräg von der Seite angesehen. Lass Dich dadurch nicht beirren und bewahre Dir Deine Neugierde. Neugierde und Wissensdurst machen das Leben so viel spannender!

      Liebe Grüße
      Sarah / Estel

  4. Ich bin in den vergangenen Monaten auch schon öfters auf den Begriff gestoßen, da ich „binge“ aber zuvor nur im Zusammenhang mit „eating“ kannte, hatte dieser Ausdruck in Verbindung mit Lesen gleich einen sehr negativen Beigeschmack für mich. Für mich hat Lesen etwas mit Genuss zu tun – und man kann nichts genießen, dass man pausenlos und im Akkord in sich hineinstopft (um gleich mal das Binge Eating aufs Binge Reading zu übertragen). Eine „Heißhunger-Attacke“, bei der mal ein, zwei Tage geschlungen wird, ist einmal schön, auf Dauer ist das aber eher etwas, dass wohl nicht allzu bekömmlich ist.

    • Hallo Kathrin,

      ich freue mich, dass ich mit meiner Einschätzung nicht allein auf weiter Flur zu stehen scheine 🙂 Deine Analogie zu Heißhungerattacken finde ich großartig! Das kann ich absolut unterschreiben!

      Liebe Grüße
      Sarah / Estel

      • Nein, allein bist du damit wahrlich nicht.

        Allerdings habe ich im Zusammenhang mit Blogs (gerade denen im Anfangsstadium, die schnell viele Leser gewinnen wollen) häufig das Gefühl, dass sich manche Blogger unbewusst unter Druck setzen lassen, in kürzester Zeit so viel wie möglich zu lesen, weil sie vielleicht glauben, Leser nur durch beinahe tägliche Besprechungen bei „Laune“ halten zu können oder weil sie das neuste, momentan gehypte Buch unbedingt in seiner Trendphase vorstellen wollen (gibt womöglich mehr Klicks als ältere oder Backlist-Titel?)… Möglicherweise ist das aber nur meine persönliche Wahrnehmung.

        Achso, verzeih die „das“/“dass“-Fehler in meinem vorangegangenen Kommentar – das kommt davon, wenn man vom Handy aus schreibt und die Autokorrektur nicht immer überprüft 😉

        • Diese Tendenz ist mir ebenfalls aufgefallen. Ich habe hier ja schonmal was zum Thema Leselisten und co geschrieben, was ich ja auch etwas kritisch sehe. Was ich mich bei diesem Lesedruck immer frage, ist, wo da der Spaß bleibt. Wenn man das nur für die Statistik macht, dann, denke ich, bleibt der schnell auf der Strecke. Ich könnte es jedenfalls nicht.

          Übrigens habe ich bei mir beobachtet, dass auch Backlist-Titel oder ältere Bücher gut geklickt werden. Es kann aber auch sein, dass das nur bei meinem Blog hier so ist, weil ich Leser aus den unterschiedlichsten Genres habe, die gerne mal stöbern und sich auch ältere Beiträge ansehen. (Hach, ist es nicht toll, seine Leser zu stalken? 😉 )

          Und: Kein Ding – Rechtschreibfehler behalte ich und baue sie im nächsten Beitrag ein 😉

  5. Guten Abend liebe Sarah,
    ich finde deinen Beitrag zum Thema „binging“ wirklich sehr gelungen. Ich hatte bisher davon noch nichts gehört und ich bin fast schockiert, dass jemand so von guter Literatur spricht. Es gibt doch nichts schöneres, als in die tollen Welten der Bücher abzutauchen, die Seele dabei baumeln zu lassen und sich weitestgehend dabei zu entspannen. Woher soll ich wissen, welche Abschnitte spannend, interessant oder wichtig für den weiteren Verlauf der Geschichte sind, wenn ich nur Teile davon überhaupt mitbekomme. Bei Sachtexten, die man zu Recherchezwecke liest, keine Frage, da kommt das schon mal vor. Aber bei Büchern, die ich in meiner Freizeit lese wäre das ein No-Go. Wenn mir ein Buch gar nicht gefällt, dann breche ich es ab. Evtl. bekommt es dann, wie du auch schon beschrieben hast, irgendwann nochmal eine Chance oder es wandert zu jmd weiter, der es lesen möchte.

    Bei Serien wiederum muss auch ich mich teilweise zu binge watching bekennen. Verregnete Samstage oder Sonntage verleiten aber auch geradezu dazu, sich entweder mit einem Buch oder einer guten Serie auf die Couch zu kuscheln und sich berieseln zu lassen. Wenn dann bereits 2 Staffeln Pretty Little Liars hier herum liegen, dann vergesse ich auch mal Raum und Zeit und „suchte“ eine Folge nach der anderen durch. Wie Charlotte weiter oben schon geschrieben hat, ist das aber auch nur eine Phase bzw. eher mal ein Tag, an dem das vorkommt. Ich sehe uns also nicht als gefährdet an, was binge watching angeht 🙂

    Zum Parallel-Lesen kann ich auch meinen Senf dazu geben. Ich habe es mal versucht, mehrere Bücher irgendwie gleichzeitig zu lesen. Mir ist dann aber aufgefallen, dass ich keinem der Bücher die gebührende Aufmerksamkeit schenken konnte und ich teilweise die Geschichten vertauscht habe. Ich habe das dann wieder aufgegeben und lese jetzt max. zwei Bücher parallel, eins als Buch und ein anderes als E-Book auf dem Kindle.

    Ich habe mich hier bei dir auch noch weiter umgesehen und muss sagen, dass es mir hier wirklich gefällt und ich auf jeden Fall als Leserin dableiben werde. Ich hoffe auf weitere tolle Artikel (wie dieser) von dir 🙂

    Alles Liebe
    Janine

    • Guten Abend Janine,

      zunächst einmal: Danke für die Blumen – da werde ich ja glatt rot 😉 Freut mich, dass es Dir hier gefällt!

      Das was mir bei Deinem Kommentar zuallererst einfiel war übrigens – wie sollte es bei mir auch anders sein – Harry Potter. Du hast ganz recht und HP ist eigentlich ein prima Beispiel: Jo hat in den Büchern so viele kleine Andeutungen eingebaut (macht sie übrigens auch als Robert Galbraith, wenn ich mal fix Werbung machen darf), dass ein einziger übersprungener Absatz schon das Verpassen eines wichtigen Hinweises auf den weiteren Handlungsverlauf bedeutet. Mal ganz abgesehen von den vielen Details der Handlung an sich…

      Ich finde es übrigens sehr amüsant, wie viele dieses digital/analog-Parallellesen betreiben – das scheint sehr beliebt vor allem bei denjenigen zu sein, die das beste beider Welten in ihren Alltag einbauen. Meist heißt das: E-Reader unterwegs, Analog daheim ^^

      Auch Dir wünsche ich jedenfalls eine angenehme Lesezeit – ob nun hier bei mir auf dem Blog oder in einer echten Geschichte 😉 Genieß jede Zeile 😉

      Liebe Grüße und bis hoffentlich bald,
      Sarah / Estel

  6. Meine liebe Sarah,

    du zauberst immer wieder schöne Artikel aus deinem Hut! Binge reading ist für mich nicht nur unvorstellbar sondern auch ziemlicher Schwachsinn, wenn ich das mal so aus sich einer kleinen Bücherliebhaberin sagen darf.

    Ich persönlich bin eine extrem langsame Leserin – leider 🙁 Das war schon immer in der Schule so, dass ich mit als letzte fertig war, als es darum ging, Texte zu lesen. Und selbst heute fehlt mir immer noch die Übung. Natürlich hängt das auch mit den Büchern selbst zusammen, aber mehr als 40 Seiten sind pro Stunde momentan nicht drin – ja das ist echt wenig T.T Erschwerend kommt hinzu, dass ich mich von äußeren Einflüssen schnell ablenken lasse. Wenn mein Mann neben mir telefoniert oder der TV nebenher läuft, kann ich mich nicht richtig auf das Lesen konzentrieren, im Zug geht es dann wiederum einigermaßen. Daher ist es für mich unvorstellbar, die Seiten zu überfliegen und Passagen auszulassen. Wenn mich die genannten äußeren Einflüsse stören merke ich, dass ich mir das Gelesene schlecht merken kann und so ginge es einem wahrscheinlich auch beim binge reading. Man schnappt hier und da nur ein paar Happen auf, das wars. Mit fundiertem Wissen hat das in meinen Augen nichts zu tun. Ich vergleiche das mit Kurznachrichten im Fernsehen: Es wird meinetwegen in ein paar Minuten (sagen wir so 3-5 Minuten?) lang über Demenz berichtet. Trotzdem kann man daraus kein fundiertes Wissen über die Krankheit entnehmen. Man weiß vielleicht welche Symptome sie hat und ein paar Fakten über den Krankheitsverlauf, aber die Ursachen, Therapiemöglichkeiten etc. können nicht vollumfänglich beleuchtet werden in so kurzer Zeit. Man verfügt also über halbes wissen und so wäre es beim binge reading. Einfach nur gruselig.

    Was nützt einem von allem ein klein wenig zu wissen, aber von nichts eine Ahnung zu haben? Da beschäftige ich mich lieber mit dem ganzen und investiere mehr Zeit um davon dann wirklich einen Nutzen zu haben!

    Liebste Grüße,
    Diana

    • Liebe Diana,

      vielen Dank erst einmal für das Kompliment – ich freue mich, dass der Artikel auf so rege Resonanz stößt und Ihr ihn alle lobt. Da schlägt das Bloggerherz echt höher 🙂

      Zum Thema „langsames Lesen“: Kopf hoch! 40 Seiten pro Stunde sind doch nicht schlimm, wenn Du das Lesen dabei genießt! Bei mir variiert das auch stark und ich weiß gar nicht so recht, wo ich im Schnitt liege. Eine Minute pro Seiten kann das gut mal sein – kommt ja auch drauf an, wie groß oder klein die Schrift ist und vor allem wie komplex sich der Text gestaltet. Die Biografie über Alan Turing beispielsweise ist echt harter Tobak, da mir teilweise die technischen Vokabeln fehlen (ich lese sie auf Englisch) und sehr viele Namen vorkommen – etwas, das mir immer Probleme bereitet. Da lese ich beispielsweise 20 Seiten und es ist eine Stunde vergangen. Die Kindle-Anzeige von 26h für das gesamte Buch (ich stecke noch am Anfang), kann da leicht deprimierend sein, weshalb ich die aber auch eigentlich ausblende. Ich glaube, wir sollten uns alle als Leser von dieser Hektik frei machen. Instagram, Youtube und Buchblogs allgemein können sehr schnell den Eindruck vermitteln, dass man seine Zeit verplempert und eigentlich viel mehr lesen müsste. Was wir aber lernen sollten, ist, dass wir die Zeit, die uns gegeben ist, angenehm verbringen. Wenn ich also mit 20 Seiten/Stunde durch meine Alan Turing Biografie schleiche, diese Lektüre aber liebe und eigentlich gar nicht will, dass es jemals zu Ende geht – dann ist das doch nicht deprimierend sondern toll!

      An diesem Punkt gebe ich Dir übrigens auch Recht mit dem fundierten Wissen. Ich habe da einen Schinken mit um und bei an die 1000 Seiten in der Hand. Es ist eine der ausführlichsten und umfassendsten Biografien über Alan Turing – und genau das, ist es, was mich reizt. Das umfassende Wissen. Ich liebe auch den Film, der auf dieser Biografie basiert – aber der geht 120 Minuten. Man kann sich also vorstellen, was da von dem „wahren“ Alan übrig bleibt, an dem auch in der Biografie letztlich nur gekratzt werden kann. Der Informationsfilter ist enorm. Sicher – man benötigt diesen Filter auch im Alltag: Man kann gar nicht zu jedem Thema umfassend informiert sein. Eine Ausgabe der NY Times enthält schon mehr Informationen, als ein durchschnittlicher Mensch im 18. Jahrhundert in seinem ganzen Leben präsentiert bekam (unnützes Wissen aus einem Artikel, den ich im Deutschunterricht gelesen habe). Filtern ist also richtig und wichtig – man sollte sich aber immer dessen bewusst sein, dass man eigentlich nichts weiß (da gab’s mal einen schlauen Philosophen mit dem Spruch 😉 ). Und man sollte sich, wenn man das Interesse an einem Thema hat, die Zeit nehmen, es sich dann auch so umfassend wie möglich anzueignen. Deshalb sehe ich auch diese Turbo-Studiererei kritisch, aber das ist ein anderes Thema.

      Vielen dank jedenfalls für Deinen lieben Kommentar und entschuldige die späte Antwort – es geht hier drunter und drüber 😉

      Liebe Grüße
      Sarah

      • Liebe Sarah,

        wie du siehst kam ich auch noch nicht wieder dazu, dir zu antworten, doch wie sagt man so schön: lieber spät als nie.

        Nochmal zum Thema „langsames Lesen“: Natürlich mache ich mir da keinen Stress, ich kann und will eigentlich auch nicht wirklich schneller lesen, weil ich so weniger Inhalt aufnehmen kann. Wenn ich ein Buch nicht gut finde, kann es mal vorkommen, dass es Stellen überfliege oder Passagen weglasse. Das ist aber dann definitiv ein Zeichen dafür, dass ich es einfach nur schnell weg haben möchte aber es auch nicht übers Herz bringe, es abzubrechen.

        Die Kindle-Lesezeit finde ich eigentlich klasse. Klar ist es manchmal deprimierend, aber eigentlich ist es schon cool zu wissen, wie lange man noch an dem Buch lesen wird.

        Eine Biografie mit 1000 Seiten ist natürlich ziemlich sportlich, aber wenn einen die Person so interessiert, kann man ja eigentlich ohnehin nicht genug bekommen. Und das Wissen dazu erhältst du eben nicht, wenn du davon nur die Hälfte liest. Schön, wenn wir einer Meinung sind 😀

        Liebste Grüße,
        Diana

        • Liebe Diana,

          dann wünsche ich Dir stets genug Zeit auch für langsameres Lesen – und immer viel Spaß dabei, denn das ist es ja, worum es geht 😀

          Fühl Dich gedrückt!
          Liebe Grüße
          Sarah

  7. Hi Estel!

    Sehr schöner und ausführlicher Artikel, der verschiedene Aspekte aufweist.

    Ich sehe es so ähnlich wie du. Der Spaß und die Unterhaltung sollte beim Lesen nicht verloren gehen. Ich kann im Leben viel lesen, ich kann es aber auch genießen und auswählen, woran ich Spaß haben möchte. Es kommt oft vor, dass ich etwas gelesen habe und mir denke: Das musst du aber irgendwann nochmal lesen. Warum? Ganz einfach. Mit der Zeit verblasst die Erinnerung. Man überläd sich so mit Informationen über das Jahr, die relevant und unrelevant sind. Da verdrängt bzw. vergisst man vieles. Aber beim nächstes Lesen habe ich dann doch viele Informationen aus dem Unterbewusstsein greifbar und kann mich auf ganz andere Aspekte konzentrieren und habe erneut jede menge Spaß beim Lesen.

    Ich habe das recht schnell gemerkt, dass man quasi aus dem Lesen ein Wettbewerb macht, wenn man sieht, wie „viel“ andere lesen. Aber ich habe begonnen mich zu bremsen. Ich lese vielleicht nicht hunderte von Büchern im Jahr, aber viele und auch oft mit anderen zusammen. Das bereitet mir am meisten Spaß.

    Es würde keinen großen Sinn für mich machen, in meinem Leben mit vielen Büchern zu prahlen, die am Ende nur überflogen wurden. So geht es beim Lesen nicht. Und wenn man schreibt, erst recht nicht.

    Liebe Grüße
    Henrik

    • Lieber Henrik,

      vielen Dank für Deine Gedanken hierzu. Ich finde es interessant, wie unterschiedlich die Herangehensweise ans Lesen sein kann – und wie oft doch alle zum Schluss kommen, dass Schnelligkeit nicht unbedingt alles ist. Das freut mich, entschleunigt dieses Hobby doch den sonst so hektischen Alltag.

      Den Wunsch, manche Bücher erneut zu lesen, kenne ich nur zu gut! Deshalb versuche ich immer wieder, zumindest mal in schon gelesene Bücher hineinzublättern. Oder ich nutze die „Ausrede“ neuer Ausgaben, und schmökere direkt neu los. Ich kann meine größten Schätze sowieso nie lange alleine lassen ^^

      Liebe Grüße
      Sarah / Estel

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