[An dieser Stelle eine Rezension, die ich schon 2014 geschrieben habe.]
Manchmal ist es Zeit für einen Terry Pratchett. So ging es mir jedenfalls im Oktober – irgendwie war alles doof und ich hatte das Gefühl, endlich mal wieder lachen zu müssen. Also besuchte ich meine Eltern und plünderte dabei das Bücherregal meines Vaters. Der ist großer Terry Pratchett-Fan und hat mich damit definitiv angesteckt. Praktisch daran ist, dass er – im Gegensatz zu mir – kein Problem mit dem Verleihen von Büchern hat. Weniger praktisch ist allerdings, dass wir mittlerweile definitiv mal eine Liste anlegen sollten, wer von uns welche Pratchetts besitzt…
Inhalt:
Ankh-Morpork ist wieder einmal Zentrum gewaltiger Umbrüche. Die Zwerge haben es geschafft, eine Druckerpresse zu entwickeln, die schneller arbeiten kann, als es der Graveursgilde recht sein dürfte. William de Worde ist der erste, der als Berufsschreiber die Chancen dieser Entwicklung erkennt. Dabei ignoriert er zunächst natürlich komplett die etwaigen Risiken, die es mit sich bringt, wenn man in Ankh-Morpork so etwas wie „Fortschritt“ etablieren möchte.
Lord Vetinari, der die neuesten Entwicklungen mit Argusaugen beobachtet, wird jedoch selbst in Entwicklungen… verwickelt. Eines ungeheuerlichen Verbrechens beschuldigt wird er ins Gefängnis gesteckt und das Karussel, wer sein Nachfolger werden soll, dreht sich.
Was er nicht ahnt ist, dass William de Worde, in seinem Leichtsinn, die Wahrheit wäre etwas einfaches und erstrebenswertes, ihm durch seine gründlichen Recherchen zu helfen versucht und Vetinaris Unschuld beweisen will.
Mein Eindruck:
An der Scheibenwelt mag ich besonders, dass alles, was wir aus unserer Welt kennen, dort herrlich verdreht vorkommt. Und als Medienmensch ist es natürlich besonders interessant, zu erfahren, wie Terry Pratchett das Aufkommen der Presse humorvoll auf die Schippe nimmt.
Dabei hat er es geschafft, die Geschichte um William de Worde und die Zwerge mit ihrer neuen Zeitung geschickt mit dem Kriminalfall um Lord Vetinari zu verbinden. Immer wieder tauchen dabei auch Figuren auf, die man bereits aus anderen Scheibenwelt-Romanen kennt – z.B. Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin-Schnapper oder Gevatter Tod – und die das Geschehen noch zusätzlich auflockern.
Ich habe mich herrlich darüber amüsiert, was die vermeintliche Pressefreiheit auf der Scheibenwelt und der schnell aufkommenden Zeitungs-Konkurrenz für Früchte treibt. Besonders die Tatsache dass einfach alles geglaubt wurde, nur weil es auf Papier gedruckt zu lesen war, war – u.a. in Bezug auf Boulevard-Journalismus – sowohl erschreckend treffend als auch herrlich absurd zu lesen.
Fazit:
Wie immer bei einem Pratchett habe ich mich herrlich amüsiert und war manchmal doch sprachlos, weil er – wie üblich – mit bissigen Worten sehr treffend so manchen Umstand in der Medienlandschaft beschrieb.
Rundum ein typischer Pratchett also.
5 von 5 Sternen.
Weiteres zum Buch:
- Taschenbuch: 414 Seiten
- Verlag: Goldmann (1. April 2003)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3442454069
- ISBN-13: 978-3442454068
Mensch, Du machst mich sogar auf Bücher aufmerksam, die eigentlich weniger mein Genre sind. So geschehen jetzt, als auch mit „Per Anhalter durch die Galaxis“, wo ich mir echt letztens ein 1-Euro-Exemplar bei ebay geschossen habe ;)!
Meine liebe Simone,
das ist eines der schönsten Komplimente, die mir für meinen Blog gemacht wurden! Ich schreibe zwar ganz absichtlich über die verschiedensten Genre (weil ich mein Leseverhalten auch nicht ändern möchte), aber dennoch bleibt ja so ein Restzweifel bestehen, ob ich für die Bloggerei nicht zu „querbeet“ lese/rezensiere.
Dass Du jetzt schreibst, Du findest hier Bücher abseits Deiner gewohnten Genre, zeigt mir, dass mein Ziel möglich ist: Lesern Bücher abseits ihrer üblichen „Jagdgründe“ zu empfehlen.
Ich wünsche jetzt schon viel Vergnügen bei „Per Anhalter durch die Galaxis“ und vielleicht auch bald bei „Die volle Wahrheit“. Ein weiterer guter Scheibenwelt-Einstieg ist übrigens „Gevatter Tod“ 😉
Liebe Grüße
Estel
Liebe Estel, Dein Blog ist für mich ein kleines Juwel. Eine wahre Augenweide. Nicht nur das Layout ist nicht kreischend bunt, sondern augenfreundlich und elegant. Deine Artikel zeugen davon, dass du dir viel Zeit dafür nimmst und dir überlegst, was du schreiben wirst. Und nun muss ich auch noch entdecken, dass du Terry Pratchett eine Heimat bietest. Besser kann es kaum noch kommen. Jetzt fehlt nur noch, dass du die Bücher von Tobias O. Meißner kennst und ich wäre restlos hingerissen 🙂
Liebe Grüße
Suse
Liebe Suse,
ich sitze hier breit grinsend vor meinem Rechner und kann mich vor Freude kaum einkriegen. Ich bin so glücklich, dass das neue Design so gut ankommt! Danke, danke, danke!
Und natürlich freue ich mich besonders, andere Scheibenweltler hier zu begrüßen 😉 Bei Meißner muss ich leider eine Bildungslücke gestehen, aber ich denke, die kann ich bestimmt bald füllen 😉 Empfiehlst Du mir was zum Einstieg? 🙂
Also nochmal: DANKE!
Liebe Grüße
Sarah