Rezension: „Ein Schmetterling im November“ (Audur Ava Ólafsdóttir)

Dieses sehr besondere Buch habe ich im Rahmen der LovelyBooks-Lesechallenge zu „Ganze Tage im Café“ gewonnen. Es ist eines der Bücher aus dem Buchpaket, das die Plätze 1-10 bekommen haben. Nun ist es mir endlich gelungen, genug Zeit dafür zu haben.

Inhalt:

Eine junge Isländerin ist auf dem Rückweg von ihrem Liebhaber zu ihrem Ehemann. Sie wollte sich eigentlich von ihrem Liebhaber trennen – nur kam er ihr zuvor. Auf dem Heimweg überfährt sie eine Graugans – doch statt eines gemütlichen Abendessens zu zweit erwartet sie eine weitere Trennung: Ihr Ehemann hat eine andere.

Für eine Freundin springt sie als Ersatz-Mama für einen kleinen Jungen ein – erleichtert wird das durch einen überraschenden Lottogewinn. Diesen hatte ihr auch eine Wahrsagerin prophezeit. Ebenfalls prophezeit wurde der Tod mehrerer Tiere und mehrere Liebschaften, bevor sie einen neuen festen Partner finden würde.

Um nach all dem Drama mit sich selbst ins Reine kommen zu können, reist die junge Frau samt Kind und Goldfischen durch Island, im Gepäck den Lottogewinn und als Begleitung verschiedene Erinnerungen.

Mein Eindruck:

Sprachlich ist dieses Buch etwas ganz Eigenes und hat mich dadurch sofort in seinen Bann gezogen. Es ist kein üblicher Wechsel zwischen Handlungs- und Umgebungsbeschreibungen und dem Dialog. Es ist vielmehr ein stetiger Übergang zwischen Erinnerungen, Gedanken – mal ernsthaft, mal sarkastisch, mal erheiternd – und Gesprächsteilen. Viele Dinge muss man zwischen den Zeilen lesen, wenige werden explizit ausgesprochen und so bleibt man an der Geschichte dran, obwohl kein starker Spannungsbogen zu finden ist. Jedenfalls keiner, der mich kurz vor Schluss in Atem hielt.

Schwierig ist jedoch die Namenslosigkeit, die im Buch herrscht. Das Kind und dessen Mutter haben einen Namen, die Protagonistin oder ihre Liebschaften blieben aber bis zum Schluss verwirrend namenslos. Zwischen Erinnerungen, Grübeleien und gerade aktuellen Geschehnissen war es besonders schwierig, den Überblick über die männlichen Bekanntschaften zu halten und gegen Ende des Buches habe ich, was das anbelangt, aufgeben müssen.

Fazit:

Was ich ein wenig schade finde, ist, dass man nur am Rande etwas über Island erfährt – trotz der Tatsache, dass das Buch eine Art papiergebundener „Road-Movie“ sein kann. Mir hängt die Hauptfigur ein wenig zu sehr in ihren eigenen Gedanken, aber ich fürchte, das liegt daran, dass mich das gerade an mir selbst ebenfalls stört.

Ich glaube, wer Lust auf ein stilleres Buch hat, mal ein wenig in sich gehen möchte oder an sich etwas über den Umgang mit Verlust, dem Gewinnen von Abstand und dem Wagen eines Neuanfangs lesen möchte, der ist hier richtig. Wer aber von den eigenen Gedanken abgelenkt werden will, sollte das Buch vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt lesen.

Deshalb gibt es von mir zeitabhängige 3 von 5 Sternen – mal sehen, ob sich das zu einem anderen Zeitpunkt noch ändert.

Weiteres zum Buch:

  • Gebundene Ausgabe: 355 Seiten
  • Verlag: Insel Verlag; Auflage: 1 (21. Oktober 2013)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3458175814
  • ISBN-13: 978-3458175810

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