Diese drei Worte kann ich folgendermaßen ergänzen: Ich mag Dresden.
Bis vor gut einem Jahr hätte ich das so begründet: Die Dresdner sind freundlich, herzlich, hilfsbereit und haben einfach ein großes Herz.
Heute werde ich schon nach den Worten „Ich bin Dresdnerin“ schief angesehen und die Begründung, die noch vor einem guten Jahr vermutlich jeder geglaubt hätte, würde mir heute niemand mehr abnehmen.
Anhänger von Pegida und rechtsextremen Parteien ziehen durch diese Stadt, die jeder mit wunderbarer Architektur und August dem Starken verbindet. Der braune Mob hetzt gegen Flüchtlinge und allgemein gegen alles was anders ist. Und Dresden verbindet man längst nicht mehr mit dem Beinamen „Elbflorenz“ sondern mit Rassismus.
Das tut weh. Noch immer liebe ich diese Stadt, noch immer fühle ich mich hier heimisch – leider aber längst nicht mehr wohl.
Bereits 2009 war ich fassungslos, als in Dresden Marwa El Sherbini ermordet wurde. Die rassistisch motivierte Tat zeigte mir ganz deutlich, dass die schönen Seiten Dresdens auch eine hässliche Kehrseite haben. Mein kürzlich verstorbener Professor – Professor Wolfgang Donsbach – mahnte schon damals an, dass den rechten Tendenzen entgegen getreten werden muss.
Immer neue Meldungen über Gewalt gegen Flüchtlinge, gegen Ausländer und gegen diejenigen, die sich gegen den braunen Mob stellen, zeigen, dass sich die Lage seit 2009 nur verschärft hat. Aktuell erlangt Heidenau bei Dresden traurige Berühmtheit, da hier die Ausschreitungen vor einer Flüchtlingsunterkunft eskalieren.
Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben. Bewahret sie! Sie sinkt mit euch, mit euch wird sie sich heben.
(Friedrich Schiller)
Ich bin fassungslos und wütend, dass es Menschen gibt, die andere Menschen so behandeln. Haben wir aus der Geschichte gar nichts gelernt? Haben wir vergessen, wie es ist, nichts zu haben? Hat denn niemand zugehört, als die Groß- und Urgroßeltern meiner Generation vom Krieg berichtet haben? Gibt es denn so wenig Empathie in diesem Land?
Ein wenig Mut macht es mir, dass es Menschen gibt, die sich trotz Drohbriefen und Anfeindungen für die Flüchtlinge stark machen. Menschen, die Stunden ihrer Freizeit einsetzen und Spenden sammeln bzw. verteilen und denen, die gar nichts haben, das geben was unbezahlbar ist: Mitgefühl.
Das Internet bietet die Möglichkeit dem braunen Mob entgegenzutreten und zu helfen. Die neue Aktion – Blogger für Flüchtlinge – ist nur eine von vielen, aber eine besonders schöne. Menschen, die teilweise ihren Lebensunterhalt damit verdienen, sich zu vernetzen, bilden ein Netz, mit dem die Not der Flüchtlinge gelindert werden soll. Mehr zur Aktion findet Ihr bei Karla Paul (die eine der Initiatoren ist) und auf der Spendenseite direkt.
Mein Professor warnte bereits 2009 davor, stumm zu bleiben und wegzuschauen. Wir schreiben jetzt das Jahr 2015 – und können es uns nicht leisten, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit weiter zu ignorieren. Jeder kann helfen. Mit Geld- und Sachspenden, mit freiwilliger Hilfe vor Ort oder einfach nur dadurch, dass wir öffentlich – also auch im Netz – zeigen, dass Menschlichkeit keine Grenzen kennt.
Ich bin Dresdnerin. Ich bin Bloggerin. Ich bin gegen Rassismus.
Ich bin Deiner Meinung! Guter Artikel!
Danke!