Weiter geht es mit dem Geburtstagscountdown. Zur Erinnerung: Ich werde demnächst 25 und dachte mir, ich zeige Euch passend dazu 25 Bücher, die mich besonders berührt haben. Die Auswahl war nicht einfach und natürlich ist es kein Ranking – vielmehr habe ich mich um eine möglichst chronologische Reihenfolge bemüht. Zuletzt waren wir im Jahr 2003. Die Jahreszahlen findet Ihr (manchmal auch nur geschätzt) immer in Klammern hinter Titel und Autor/in.
6. „Alles Gold der Erde“ von Gwen Bristow (ca. 2003)
Eine Frage vorweg: Wer von Euch kennt dieses Buch?
Es ist wohl das absolute Lieblingsbuch meiner Mama – sie bekam es kurz nach der Geburt meiner Schwester und immer wenn sie mal wieder „gar nichts zu lesen“ hat, holt sie es aus dem Regal und reist zurück in die Zeit des Goldrausches in San Francisco. Ich glaube, ich war 13, als ich es gelesen habe – sicher bin ich mir aber nicht. Ich weiß nur, dass ich mit den Figuren mitgefiebert und mitgelitten habe und ich diesem Buch ein erstaunlich umfassendes Wissen über San Franciscos Geschichte verdanke. Es ist – entschuldigt das Wortspiel – ein wahrer Schatz. Und ja, das Buch sieht nicht nur nach einem Wälzer aus – es ist einer. Über tausend Seiten und man möchte es gar nicht aus der Hand legen. Einziger Knackpunkt: Man kann es nicht als E-Book kaufen. Das geht dann nach einiger Zeit doch ins Handgelenk…
7. „Die Farben der Magie“ von Terry Pratchett (ca. 2003)
Ebenfalls um die Zeit herum, als ich „Alles Gold der Erde“ las, begab ich mich zum ersten Mal auf die Reise zur Scheibenwelt. Ich weiß noch, dass ich tagelang geningelt habe, nichts zu lesen zu haben (schon damals konnte ich das besonders eindrucksvoll – trotz gefüllter Regale, versteht sich). Dann drückte mir mein Papa den Terry Pratchett-Doppelband in die Hand und damit war es auch schon um mich geschehen. Bereits auf den ersten Seiten von „Die Farben der Magie“ lachte ich mich scheckig und seit dem sind Terry Pratchett-Romane immer in greifbarer Nähe, wenn ich so so gar nicht weiß, was ich lesen soll – oder dringend eine Aufmunterung brauche.
8. „Der Herr der Ringe“ von J. R. R. Tolkien (ca. 2006)
Ich gestehe: Im ersten Versuch bin ich an diesem Buch gescheitert. Ich war irgendwo in Isengard und hatte dann keine Zeit oder Lust mehr. Das war weit vor 2006. Dann habe ich mir die Filme doch vor der Lektüre der Buchvorlage angesehen und natürlich fand ich sie gut. (Ich war immer mehr für Aragorn als Legolas. Das war damals eine wichtige Entscheidung. Jedenfalls bei meinen Klassenkameradinnen.) Dann ließ es mir jedoch keine Ruhe, dass ich das Buch nicht kannte. Also folgte ein neuer Versuch – in den Sommerferien, damit ich auch ja genug Zeit hätte. Die brauchte ich auch. Ich liebe dieses Buch zwar – wie so ziemlich jeder Fantasy-Begeisterte – aber es zieht sich stellenweise doch ein wenig. (Vor allem der Kram mit Frodo, Sam, Gollum und all den Szenen, die ich im Film als „Sterbender Schwan“ bezeichne).
Ohne „Der Herr der Ringe“, Buch oder Film, hätte ich jedoch wohl die ein oder andere Freundschaft nicht geknüpft und so ist das Buch für mich nicht nur ein Beispiel dafür, dass ich dem geschriebenen Wort auch zweite Chancen einräume, sondern auch wieder dafür, dass Bücher Freundschaften begründen können.
9. „Die Räuber“ von Friedrich von Schiller (2006)
Ach ja. Friedrich von Schiller. Frage: Wie kommt ein sechzehnjähriges Mädel dazu, Friedrich Schiller toll zu finden? Antwort: Lange Geschichte, deshalb hier die Kurzform: Ich sollte ein Referat über den jungen Friedrich Schiller (damals noch ohne Adelstitel) halten und wurde dazu quasi von meiner Deutsch- und Klassenlehrerin genötigt – niemand sonst musste ein Referat halten. Egal. Vorträge mochte ich schon immer und das Material dafür gab sie mir auch. Und dann las ich also an einem Sonntagmorgen, als noch die ganze Familie friedlich schlummerte, in dem geliehenen Buch, dass dieser Schiller ein richtiger Rebell war. Ein kluger Rebell noch dazu – lehnte sich gegen doch gegen Herzog Carl Eugen auf und musste schließlich sogar fliehen. Kunstfreiheit? Damals noch Fehlanzeige. Und doch knickte Schiller nicht ein.
Das imponierte mir und ich fand diesen Schiller irgendwie immer interessanter. Mehrere Recherchestunden später sollte ich dann etwas tun, was meiner Lehrerin überhaupt nicht gefiel. Ich erklärte meinen Mitschülern, dass der junge Friedrich Schiller als kluger Rebell eigentlich ein Vorbild für die Jugend sein sollte. Wir hatten damals leider unsere rebellische Phase und meine Klassenlehrerin war ganz und gar nicht dankbar, dass ich einen toten Dichter aus der Schublade holte und allen als leuchtendes Vorbild vorschlug.
Aber ganz im Ernst? Dann hätte sie mir den Vortrag einfach nicht aufgeben sollen 😉
10. „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams (2006)
Ich behaupte einfach mal, man kommt als Leseratte nicht an diesem absolut abgedrehten Weltraumabenteuer vorbei. Bei mir war es wieder einmal die „Mein Bücherregal ist voll aber ich habe nichts zu lesen“-Situation, die mich mit einem Handtuch bewaffnet quer durch die Galaxis reisen ließ, weil mein Heimatplanet einer Umgehungsstraße weichen musste. Besagte Handtücher oder auch die Antwort auf die „Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“* (googelt das einfach mal) sind bei uns zu Hause Running Gags und dieses Buch ist wieder eines, das mein Interesse für ein ganzes Genre geweckt hat: Science Fiction. Vorher habe ich das als „Weltraum-Geballer“ abgetan. Das ist es für mich zwar bis heute geblieben, aber durch Douglas Adams habe ich meinen Spaß dran.
Welche Bücher mich außerdem noch in den vergangenen 25 Jahren besonders beeindruckt haben, erzähle ich Euch in den nächsten Postings. Bis dahin könnt Ihr mir gerne wieder schreiben, was Ihr zu meiner Auswahl (bisher) sagt. Ich bin gespannt!
*PS: Übrigens ist heute der 42. Tag des Jahres.
Die Geschichte mit deinem Schiller-Referat ist echt genial 😀 Wenn man Schülern die Dichter und Denker immer auf so eine ungewöhnliche Art näher bringen würde, hätten sie wohl nicht so ein angestaubtes Bieder-Image. Und gerade bei „Die Räuber“ ist das Wissen um Schillers rebellische Ader doch von nicht unerheblichen Vorteil/Relevanz für Textverständnis und Interpretation.
Ich persönlich mochte Schillers Werke eigentlich auch immer – ganz im Gegensatz zu den Texten seines besten Freundes Goethe. 😉
Und was „Herr der Ringe“ betrifft: Aragorn ist ganz klar cooler und sympathischer als Legolas. 😀
Naja, sagen wir mal so – es war nach wie vor so etwas wie eine „Strafarbeit“, die ich da ableisten musste (ich hatte mich geweigert in einen Film zu gehen, für den ich laut FSK zu jung war). Aber auf die Art und Weise habe ich mich halt mit Schiller beschäftigt und festgestellt wie „cool“ er war, um das mal mit einem modernen Wort zu umschreiben. „Die Räuber“ liebe ich über alles. Eine Szene daraus habe ich in dem Jahr sogar anstelle eines Gedichtvortrages aufgeführt. Durch Schiller bin ich auch auf Goethe gekommen und ich mag ihn ebenfalls sehr. Wenn meine Eltern in Weimar sind, sage ich immer, sie sollen mir „meine Jungs“ schön grüßen 😀
Es kommt wohl immer auch auf den Lehrer drauf an, der einem die Dichter/Autoren/Werke näher bringt – bei Goethe und Schiller stimmte bei mir einfach alles, da hatte ich Glück.
Und gut zu wissen, dass noch mehr Aragorn-Ladies unterwegs sind 😉
Oh ja, wie der Lehrer etwas vermittelt, trägt entscheidend dazu bei, inwieweit man als Schüler einen Zugang findet.
Ich selbst hatte bis zur 7. oder 8. Klasse eine ganz tolle Deutschlehrerin, die sogar das Interesse für Balladen wecken konnte und zudem auch viele moderne Bücher behandelt hat. Danach hatte ich jedoch bis zur 13. Klasse nur Lehrer, die durchweg die Klassiker behandelt haben – Faust I oder II stand dann in jedem Schuljahr auf dem Programm, sodass ich sehr schnell die Motivation für den Deutschunterricht und die Textinterpretation verlor. Ich fürchte auch, dass diese permanente Faust-Präsenz wesentlich Schuld an meiner Abneigung gegenüber Goethe trägt. 😉 Aber dafür konnte mich der gute Schiller umso mehr überzeugen und „Die Räuber“ steht noch immer im Regal bzw. wird es dort auch immer einen Platz haben. Leider habe ich es aber bisher nie über die Standardwerke Schillers hinaus geschafft. Wenn du also Tipps hast – immer her damit! 😀
Zugegebenermaßen – ich liebe Faust 😉 Aber man muss ja nicht alles mögen. Schlimm finde ich solche Deutschlehrer (oder Menschen allgemein), die meinen, man muss ein Werk mögen, weil es ein Klassiker ist. Ich finde, Klassiker KANN man mögen. Sie haben maßgeblich die Literatur beeinflusst – aber deshalb MÜSSEN es noch lange keine Werke sein, die jedem gefallen. Vielleicht mag ich Faust so sehr, weil ich ihn gut verstehen kann, den Faust meine ich. „Da steh‘ ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor“ passte schon immer auf mich und meine Neugier auf alles.
Ich hatte zwei Deutschlehrerinnen – von der 5. bis zur 10. die eine und dann 11. und 12. die andere. Beide waren sich recht ähnlich, meine Lehrerin der Oberstufe ließ aber mehr Diskussionen zu. Meist habe ich dann eine Frage gestellt und wir beide haben den Rest der Stunde diskutiert, während der Rest des Kurses dankbar war, in Ruhe gelassen zu werden 😉
Bei Schiller mag ich auch „Kabale und Liebe“ – weiß aber nicht, ob das nicht auch als „Standard-Werk“ gilt. Ganz gelesen habe ich es leider noch immer nicht. Nur damals auszugsweise für besagten Vortrag und um zu entscheiden, ob ich nun „Die Räuber“ oder „Kabale und Liebe“ als „Pflichtlektüre“ wählen möchte. Besonders gerne mag ich auch seine Gedichte. „Die Glocke“ oder „An die Freude“ sind die bekanntesten davon. Ich weiß nicht, ob Du schon mal in Weimar warst, ein Besuch im Schiller-Haus lohnt sehr! (Kann sein, dass es gerade renoviert wird, also vorher informieren) Auch hier in Dresden gibt es ein Museum – das „Schillerhäuschen“ – aber das steht noch auf der Liste unbesuchter Wunschorte 😉 (Als Dresdner ist es erstaunlich schwierig mal die ganzen Museen abzuklappern…) Und der Film „Geliebte Schwestern“ ist ebenfalls ganz toll – zum Teil wurde dabei sogar im Schiller-Haus in Weimar gedreht!
Hihi, das waren jetzt weniger Literatur- und viel mehr Freizeittipps, aber vielleicht hilft es ja weiter 😉
Was das Mögen von Klassikern betrifft, stimm ich dir zu. Sicher, sie mögen ein guter Spiegel ihrer Zeit oder der damaligen Literatur sein, aber die Geschmäcker der Menschen sind zu verschieden. Andererseits wäre es doch auch langweilig, wenn jeder die Klassiker lieben würde – dann bliebe weniger Raum zum Diskutieren. Beim ersten Lesen fand ich „Faust I“ auch noch ganz interessant, aber nach dem dritten Mal innerhalb von drei Jahren war es mir dann doch zu viel.
In Weimar war ich schon öfters (ich wohne aktuell in Erfurt, da ist Weimar fast um die Ecke). Während meines Bachelorstudiums hatten wir uns sogar mal intensiver mit der Weimarer Klassik auseinandergesetzt – ins Schillerhaus kamen wir damals aber aus irgendeinem Grund nicht hinein. Lediglich Goethes Wohnhaus, das Wittumspalais und Schloss Tiefurt haben wir besichtigt.Später war ich dann auch mal im Nationaltheater.
Dass dein Kurs dir dankbar über die 2-Mann-(bzw.Frau)-Diskussion war, kann ich nur allzu gut nachvollziehen. Bei uns war es ähnlich – meine beste Freundin ab der 11. diskutierte auch sehr gern mit dem Deutschlehrer – da hofften wir auch immer, dass genug Zeit bis zum Stundenende verstreicht, da uns ansonsten fast immer die Interpretation, Analyse oder Erörterung eines Textabschnittes bevorstand. 😉
„Kabale und Liebe“ mussten meine Eltern und auch mein Bruder damals im Rahmen des Unterrichts lesen. Bei mir stand es dann aber nicht mehr auf dem Lehrplan, sodass ich es bisher nur vom Namen her kenne. Ich weiß auch, dass meine Eltern einmal eine Ausgabe davon hatten – mal schauen, ob die noch existiert oder bei den letzten Renovierungsarbeiten im Müll landete … Ich bin zufällig diesen Samstag in der Heimat – wenn ich es nicht vergesse, frag ich mal nach, was mit dem Buch passiert ist.
„Geliebte Schwestern“ kannte ich bisher noch gar nicht. Mit dem Film werde ich mich in den nächsten Tagen mal etwas näher beschäftigen. Danke für die Tipps 🙂
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