Rezension: „Die Ewigen Toten“ (Simon Beckett)

Endlich ist es soweit: Ich darf über das neue Buch von Simon Beckett sprechen!

Seit Ende November habe ich die Druckfahnen hier liegen, das Buch ist mittlerweile gelesen und umso schwerer fielen dann die letzten Tage vor dem Erscheinungstermin. (So notwendig Sperrfristen auch sind, so fies können sie manchmal sein.) An dieser Stelle ein großes Dankeschön an den Rowohlt Verlag, der mir die Druckfahnen als „Rezensionsexemplar“ bereits so früh anvertraute!

Ein neuer David Hunter – und natürlich stellt sich jeder Fan der Reihe die Frage, ob das Buch eine gute Fortsetzung ist, ob der Fall spannend und die Figurenentwicklung glaubhaft ist, ob Simon Becketts Stil im mittlerweile sechsten Buch der Reihe immer noch mitreißen kann und ob man wieder einen Pageturner in den Händen halten wird, der wertvolle Schlafzeit kostet. All diese Fragen habe ich mir auch gestellt – also los!

Bild der Druckfahnen auf dem Fußboden

(Foto: S. Schückel)

Worum geht es?

David Hunter wird zu einem Fall ins St. Jude gerufen. Das mittlerweile stillgelegte Krankenhaus soll abgerissen werden, doch ein Leichenfund verzögert die Arbeiten. Bei der Bergung der Leiche bricht ein Teil des Gebäudes ein und gibt ein fürchterliches Geheimnis preis: In einem versteckten Raum befinden sich zwei weitere Leichen.

Mein Eindruck:

Eines der charakteristischen Merkmale von Simon Becketts Romanen – insbesondere der David Hunter-Reihe – ist, dass er die grusligeren und unappetitlicheren Teile der Geschichte klinisch kühl, ein wenig distanziert und dabei fast wissenschaftlich beschreibt. Vor allem die einleitenden Sätze eines jeden Romans der Hunter-Reihe sind so gehalten und auch dieses Mal konnte Simon Beckett mich damit sofort begeistern. So absurd das auch klingen mag, riefen mir diese kühlen Worte in mir sofort das angenehme Gefühl des Heimkehrens hervor, das ich mir bei meinen Lieblingsautoren immer erhoffe.

Neben der ebenfalls charakteristischen melancholischen Grundstimmung und dem Hang zu eigenen Ermittlungen, ist David Hunter emotional an einem anderen Punkt als in manch anderem Buch. Man merkt, dass er sich durch seine neue Beziehung ein wenig weiterentwickelt hat und er scheint mit dem, was in seiner Vergangenheit passiert ist, endgültig abschließen zu wollen.

Also – für diejenigen, die nicht wissen, ob Simon Beckett auch beim mittlerweile sechsten Band der Reihe noch immer typisch Simon Beckett ist: Ja, die Schreibweise ist noch immer die gleiche. Simon Beckett begeht dabei jedoch nicht den Fehler, seine Figuren stagnieren zu lassen.

Zum Fall selbst: Der ist durchaus gruselig und hält so manche Überraschung bereit. Simon Beckett ist es auch hier gelungen, die Balance aus distanzierten Beschreibungen von Opfern und Verletzungen und der emotionalen Betroffenheit des Lesers zu finden. Es ist schwer zu beschreiben wie genau er diese Balance hält, denn die Beschreibung der Leichen ist, wie gesagt, klinisch kühl gehalten. Und dennoch gelingt es ihm, dass man die Person hinter dem Opfer erahnt – und diese Ahnung ist es, die sowohl schockiert als auch wie gebannt weiterlesen lässt.

Deshalb: Ja, dieses Buch ist definitiv einer dieser Gründe, weshalb man sich Abends denkt „Ach… nur noch ein Kapitel“ und beim Weckerklingeln feststellt, dass man die ganze Nacht durchgelesen hat. An manch einer Stelle hatte ich – und hier spricht vielleicht ein wenig zu viel Thriller-Erfahrung oder Bekanntheit mit Simon Becketts Schreibweise – eine Ahnung, wie es weitergehen könnte. Diese tat der Spannung im Buch aber keinen Abbruch. Vielmehr war das permanente Rätseln, ob ich jetzt richtig liege, ein weiterer Bonus.

Eine Frage, die sich jetzt vielleicht diejenigen unter Euch stellen, die bisher noch keinen David-Hunter-Roman gelesen haben, ist: Können auch Neueinsteiger ohne Vorkenntnisse „Die ewigen Toten“ lesen.

Die Antwort ist: Ja, aber bitte macht es nicht! Es gibt Erlebnisse, in Davids Vergangenheit, die auch in diesem Buch Erwähnung finden und die Euch die vorherigen Bücher in gewisser Weise spoilern würden. Wenn Ihr dieser Reihe wirklich eine Chance geben wollt, holt Euch „Die Chemie des Todes“ und steigt dort ein. Einen Vorteil habt ihr damit – ihr habt gleich mehrere Bücher vor Euch, die Euch um den Schlaf bringen werden. (Ups ^^)

Fazit:

Simon Beckett hat mit David Hunter einen sehr charismatischen forensischen Anthropologen erdacht, dessen Job man auf gruselige Weise faszinierend findet und dessen Erlebnisse immer wieder spannend zu lesen sind. Es mag vielleicht nicht der stärkste David-Hunter-Roman sein, denn die ein oder andere Wendung war mir dann doch ein wenig zu viel – aber es ist dennoch ein David-Hunter-Roman und er hat es geschafft, den Reiz, den diese Bücher auf mich ausüben, aufrechtzuerhalten. Für mich beginnt nun erneut das lange Warten und die Hoffnung darauf, dass es einen weiteren Roman geben möge. Ich glaube, das ist dann auch schon das größte Manko des Buchs.

4 von 5 Sternen.

Mehr zum Buch:*

 

  • Preis: 22,99€
  • Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
  • Verlag: Wunderlich; Auflage: 1. (12. Februar 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3805250029
  • ISBN-13: 978-3805250023

 

2 Gedanken zu “Rezension: „Die Ewigen Toten“ (Simon Beckett)

  1. Eine gelungene Rezension von dir, die es gekonnt auf den Punkt bringt – die Gründe, warum ich Beckett bzw. Hunter sehr gerne lese! Gerade dieses eher kühle, klinische gefällt mir. Auch wenn ihm hier und dort etwas nahe geht – es ist sein Beruf, kein privates „Vergnügen“. Dinge die mir ja in anderen Büchern auf den Keks gehen – dauern Ermittler*innen die immer gleich persönlich betroffen sind …

    Mukkelige Grüße :-*

  2. Pingback: Rezension | Die ewigen Toten – schaurig spannend – read. eat. live.

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