Ich habe schon so manche Filmadaption einer Buchvorlage gesehen, ohne das Buch zuvor gelesen zu haben. Jedoch habe ich noch nie eine Graphic Novel gelesen, die eine literarische Vorlage hat, ohne besagte Vorlage gelesen zu haben. Als ich „Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß“ im Programm vom Carlsen Verlag entdeckte, musste ich es jedoch einfach anfragen, so verzaubert war ich von Anfang an von den Zeichnungen.
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar und die Geduld beim Warten auf die Rezension.
Inhalt:
Die 38 Jahre alte Tsukiko lebt allein und denkt, dass sie kein Talent für die Liebe hat. Immer wieder trifft sie in einem Lokal ihren früheren und etwas merkwürdigen Lehrer und nach und nach entspinnt sich eine ganz besondere Beziehung.
Mein Eindruck:
Nach den Sherlock Holmes Comics ist diese Geschichte für mich erst der zweite Manga, den ich lese. Das Cover des Buches hat mich von Anfang an verzaubert und da ich selbst als Single ab und zu an meiner Beziehungsfähigkeit zweifle, war ich sehr gespannt, was mich in dieser Geschichte erwarten würde.
Zunächst einmal war ich erstaunt, da nur die allerersten paar Seiten farbig gestaltet sind. Die restliche Geschichte – also über 400 Seiten – wird in schwarz-weiß erzählt. Das ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber nach einer kleinen Gewöhnungsphase baut das Gehirn quasi alle Farben von selbst ein und es störte mich nicht mehr. Allerdings finde ich die farbigen Zeichnungen um ein Vielfaches schöner und ausdrucksstärker als den monochromen Hauptteil der Geschichte, weshalb ich mir noch weitere dieser Zeichnungen gewünscht hätte.
Die Geschichte von Tsukiko und ihrem Lehrer – den sie nur Sensei nennt – wird in Episoden erzählt. Es sind die Begegnungen zwischen Tsukiko und dem Sensei, über die sich nach und nach erst eine Freundschaft und dann mehr entwickelt. Die Behutsamkeit, mit der diese Entwicklung beschrieben wird, hat mich sehr beeindruckt. Gleichzeitig habe ich dabei aber auch gemerkt, dass der Zeichenstil für mich nicht unproblematisch ist. Dadurch, dass oft recht wenig Mimik in den Gesichtern zu lesen ist, blieben manche Wendungen in der Beziehung zwischen Tsukiko und dem Sensei rätselhaft und ich hatte den Eindruck, zwischen mir und den Figuren würde eine Barriere bestehen.
Diese scheinbare Barriere hat mich immer wieder grübeln lassen, denn die Geschichte selbst gefällt mir ja. Und doch hatte ich immer wieder das Gefühl, nicht so recht warm mit diesem Buch werden zu können. Vielleicht ist es aber auch gar nicht das Buch, sondern Tsukiko selbst, für die ich nur wenig Sympathie entwickeln konnte. Während die eingefahrenen Wege des alten Lehrers für mich in gewisser Hinsicht logisch wirken, ist Tsukiko noch jung und doch wirkt sie an manchen Stellen so, als wäre sie in einem selbstgewählten Käfig und würde dort – trotz Schlüssel in der Hand – nicht herauskommen wollen.
Fazit:
Die Melancholie, die dieses Buch durchzieht, macht es schwierig, von einem „schönen“ Buch zu sprechen, obwohl es das eigentlich ist. Ob es nun die Gestaltung der Zeichnungen oder Tsukikos Wesen ist, das mich das Buch nicht ganz so wie erhofft genießen lies, kann ich auch nach längerem Nachdenken leider nicht sagen. Vielleicht probiere ich mich demnächst einfach an der Romanvorlage und dann sehe ich weiter.
3 von 5 Sternen
Mehr zum Buch:*
- Preis: 28 €
- Gebundene Ausgabe: 440 Seiten
- Verlag / weitere Bewertungen: Carlsen Verlag
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 9783551754493
- ISBN-13: 978-3551754493
Uuuh, ein Taniguchi. 🙂 Ich lese seine Werke sehr gern und liebäugle schon länger mit dem Buch bzw der Reihe, zumindest ist es früher mal als Reihe erschienen. Was hierzulande als Graphic Novel verkauft wird, ist wahrscheinlich irreführend. Taniguchi ist ein japanischer Comiczeichner, d.h. Mangazeichner. Manga sind typischerweise s/w gezeichnet. Ich vermute, dass Taniguchis Werke aufgrund ihres Alltagsbezugs und Realismus vom deutschen Verlag lieber unter Graphic Novel einsortiert werden, um ein entsprechend nicht ganz so blutjunges Publikum anzuziehen, wie es sich nun mal mehr in der Manga-Ecke rumtreibt.
Während ich den Band von Taniguchi noch nicht gelesen habe, aber die Romanvorlage von Kawakami, wurde ich anfangs nur bedingt warm mit unserer (Anti)Heldin, aber ich denke ihre Isolation und Entfremdung von der Welt ist ein Ausdruck des Drucks der Gesellschaft drauf wie eine Frau zu sein hat und ich habe ihre Einsamkeit nach und nach doch ganz gut nachvollziehen können. Ich erinnere mich noch an die Stelle in der sie betrunken das Lied singt, was den Titel vorgibt … hat mich dann doch berührt, hat aber etwas Zeit gebraucht.
Oh bitte entschuldige! Ich habe irgendwie die Beantwortung der Kommentare zwischen Familiendrama und Jobstress völlig aus den Augen verloren. Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel.
Vielen lieben Dank für Deinen Kommentar und die Einordnung. Vielleicht wage ich mich doch demnächst mal an die Romanvorlage, das klingt so, als würde das das Bild komplettieren. 🙂