Rezension: „Career of Evil“ (Robert Galbraith / Joanne K. Rowling)

Auf dieses Buch habe ich – gefühlt – eine halbe Ewigkeit gewartet, weshalb sich natürlich (Logik!) auch meine Rezension verzögert hat. Wieso ewig gewartet? Das liegt daran, dass ich zu denjenigen Lesern gehöre, die bei Reihen darauf achten, dass Neuerscheinungen zu den vorhergehenden Bänden passen. Im Falle der Cormoran Strike Romane gibt es zwei verschiedene Hardcover-Varianten. Optisch unterscheiden sie sich in der Schrift auf dem Cover – wie Ihr auf dem Foto sehen könnt, habe ich die Ausgaben, bei denen die Schrift horizontal und nicht diagonal (das ist die andere Variante) geschrieben ist. Leider ist das genau die Ausgabe, die eine längere Lieferzeit hat, weiß der Geier wieso. Anstatt also pünktlich zum Erscheinungstag im Buchhandel meines Vertrauens das vorbestellte Buch abzuholen, erfuhr ich, dass es sich noch um „ein oder zwei Wochen Wartezeit“ handeln könne. Kurzerhand kaufte ich mir das eBook – und konnte nun „geduldig“ auf die Printversion warten. Lieber Robert/ liebe Jo: DAS ist ein absoluter Vertrauensbeweis ins schriftstellerische Können.

Vorab noch eine Anmerkung: Jeder Cormoran Strike Roman kann eigenständig gelesen werden – man kann also jederzeit in die Reihe einsteigen. Empfehlenswert ist es aber natürlich immer, dass man bei Band eins beginnt. Für neugierige: Hier geht es zur Rezension von „The Cuckoo’s Calling“, dem ersten Band, und hier zu „The Silkworm“, Band zwei.

Robert Galbraith ist das offene Pseudonym von Joanne K. Rowling, weshalb ich beide Autorennamen verwende.

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(Foto: Privat)

Inhalt:

Als wären Klienten, die Cormoran Strikes Detektei ins Rampenlicht zerren nicht schon schwierig genug für die Arbeit als Privatdetektiv, sorgt dieses Mal ein Mörder dafür, dass die Presse sich auf Strike stürzt. Seine Mitarbeiterin Robin Ellacott öffnet nichtsahnend ein Paket – und findet einen Unterschenkel. Merkwürdig ist, dass das Paket zunächst an Strike adressiert war, dann aber umadressiert wurde. Vielleicht umso merkwürdiger ist, dass Strike gleich mehrere Personen kennt, die es darauf abgesehen haben könnten, den Ruf der Detektei zu ruinieren. Während die Polizei im Dunkeln tappt, müssen Strike und Robin auf eigene Faust versuchen, ihren Arbeitsplatz zu retten. Leicht ist das nicht, denn Robin hat privat auch einiges an Schwierigkeiten und zudem scheint der Killer es wirklich auf sie persönlich abgesehen zu haben.

Mein Eindruck:

Auch im dritten Teil der Reihe ist der Kriminalfall wieder von der ersten Seite an spannend geschrieben und so konstruiert, dass man bis zum Schluss nicht weiß, was passiert. Trotz der Eingrenzung der Verdächtigen seitens Strike schwankt man beim Lesen von Vermutung zu Vermutung und auch hier möchte ich offen lassen, ob es nicht eine gänzlich unbekannte Person war, die Robin das Bein geschickt hat. Mit dem Schreibstil von Robert bzw. Jo bin ich seit Jahren vertraut und kenne die flüchtigen Andeutungen zur Genüge, die man beim Lesen zwar wahrnimmt, jedoch nicht direkt als Hinweis auf die weitere Handlung registriert. Mit jedem weiteren Buch befürchte ich, irgendwann diese Tricks durchschaut zu haben und mir so etwas von der Spannung zu nehmen – doch bis jetzt hat sich das definitiv noch nicht bewahrheitet. Wieder einmal war ich am Ende komplett baff, was die Auflösung anbelangt.

Und sprachlos hat mich auch die Wendung im persönlichen Bereich der Hauptfiguren. Ohne hier zu viel zu verraten: Diesmal geht es um Robins Vergangenheit und wie diese verschiedene Beziehungen beeinflusst.

Sowieso: Robin. Diese Figur ist mir mittlerweile ähnlich ans Herz gewachsen wie meine Kindheits-Heldin Hermine. Es ist zwar blöd, die Figuren aus Harry Potter mit denen der Strike-Romane zu vergleichen, aber für mich ist Robin genauso ein starker Charakter wie Hermine – wenn auch sonst komplett anders. Gerade in „Career of Evil“ ist Robin ein wunderbares Beispiel dafür, wie toll man starke Frauen inklusive all ihrer Schwächen und Konflikte darstellen kann. Besonders faszinierend fand ich dabei die Spannungen zwischen dem, was Robin sein will, und dem, was ihr Umfeld aus ihr machen möchte und wie sie schon Jahre zuvor auf ähnliche Weise beeinflusst wurde. Auch die Dynamik in der Zusammenarbeit mit Strike ist hierbei faszinierend zu lesen und ich musste immer wieder daran denken, dass solche Konflikte alltäglich sind. Nicht jede Frau bekommt abgetrennte Gliedmaßen geschenkt – zum Glück! – aber jede Frau, die ihr Leben in die Hand nehmen will, bekommt von irgendwelchen Seiten her gesagt, was doch eigentlich gut für sie wäre.

Doch das Buch ist nicht komplett düster, sondern lebt auch durch eine gehörige Portion britischen Humors. Gerade Jos Faible für Wortwitze und flapsige Dialoge wird mehr als deutlich und beides hat mich mehrfach zum Lachen gebracht.

Fazit:

So, wie die bisherigen Cormoran Strike-Romane nicht einfach nur Kriminalfälle erzählten, ist auch bei „Career of Evil“ mehr an der Geschichte dran als nur die Suche nach einem Mörder. Mit jedem weiteren Buch scheint Robert Galbraith tiefer in die menschliche Psyche einzutauchen – sowohl was alltägliche Situationen anbelangt, als auch was die Psyche eines Killers ausmacht. Manchmal lief es mir kalt den Rücken herunter, wenn ich darüber nachdachte, was Autoren sich da an Recherchematerial durchlesen müssen…

Ein spannender Thriller, keine Idee, wie der Fall ausgehen könnte und zwischendurch viel Humor: Das war definitiv ein Buch nach meinem Geschmack und ich bitte nun definitiv um den Nachfolgeband!

Mehr zum Buch:

  • Preis: ca. 24 € (je nach Ausgabe, Preise für englisches Original schwanken)
  • Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
  • Verlag: Little, Brown Book Group (20. Oktober 2015)
  • Sprache: Englisch
  • ISBN-10: 0751562270
  • ISBN-13: 978-0751562279

 

4 Gedanken zu “Rezension: „Career of Evil“ (Robert Galbraith / Joanne K. Rowling)

  1. Liebe Sarah,
    Zum Glück kann man sich bei dir auf eine spoilerfreie Rezension verlassen. Und nach deiner Rezension bin ich eigentlich noch neugieriger auf die Bücher. XD Ich muss diese Reihe auch endlich mal lesen und dank dir hab ich ja auch Band 1 im Regal stehen. 😉
    Liebe Grüße
    Jule 🙂

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