Heute ist Welttag des Buches – das heißt, dass wir Leseratten noch einen Grund mehr haben, unserem Umfeld mit unserem liebsten Hobby in den Ohren zu liegen. In den Blogs gibt es Gewinnspiele und andere besondere Aktionen und es wird sich vor allem fleißig über Bücher ausgetauscht: Was wir gelesen haben oder noch lesen wollen, was gut oder enttäuschend war und wie lang doch die Wunschliste ist. Ganz besonders toll ist es, über die gemeinsame Leidenschaft für die Literatur gleichgesinnte Menschen zu treffen, die einen ähnlichen Lesegeschmack haben.
Ich finde es großartig, andere mit Buchempfehlungen zu begeistern – klickt Euch also gerne einmal quer durchs Blog! – und anstelle eines Gewinnspiels möchte Euch heute eine etwas andere Leseempfehlung geben. Denn mal im Ernst: Wir haben wohl alle noch genügend ungelesene Bücher im Regal. Diese Leseempfehlung hat zudem weniger etwas mit den einzelnen Buchtiteln zu tun als vielmehr mit der Art und Weise, wie gelesen wird:
Das Lese-Tandem
Die Idee ist selbstverständlich nicht neu, aber so naheliegend, dass man vielleicht nicht direkt selbst darauf kommt. Unter Lese-Tandem verstehe ich, gleichzeitig das gleiche Buch zu lesen. Nun könntet Ihr einwenden, dass das nicht sonderlich innovativ ist, bedenkt man all die vielen Leserunden, die jeden Tag gestartet werden. Und tatsächlich ist ein Lese-Tandem einer Leserunde nicht unähnlich, es beschränkt sich aber – wie beim Tandem-Fahrrad – auf zwei Teilnehmer.
Mich persönlich stört an Leserunden oft die unterschiedliche Lesegeschwindigkeit der Mitlesenden. Während die einen das Buch an einem Tag verschlingen, benötigen andere mehr Zeit. Das bedeutet, die einen fühlen sich gehetzt und die anderen gebremst – keine gute Voraussetzung, wenn man ein Buch in vollen Zügen genießen will, jedenfalls nicht für mich.
Wichtig für ein funktionierendes Lese-Tandem ist, dass man zunächst literarisch kompatibel ist: Ähnlicher Geschmack, ähnliche Lieblingsautoren – und auch eine ähnliche Lesegeschwindigkeit sind von Vorteil. Wohlgemerkt ähnlich, nicht gleich! Denn so schön es auch ist, sich literarisch in bekannten Gewässern zu bewegen, ist es doch auch aufregend, mal etwas ganz neues auszuprobieren.
Im Lese-Tandem bewegt man sich dann gemeinsam durch das Buch und hier kommt der nächste große Unterschied zu Leserunden: Es gibt keine Leseabschnitte. Anhand der Seitenzahlen (hier empfiehlt es sich, die gleiche Ausgabe eines Werkes zu kaufen) kann man sich wunderbar über bestimmte Szenen austauschen, diskutieren und gemeinsam lachen oder auch weinen. Dadurch, dass man nur zu zweit ist, kann man zudem viel besser Rücksicht auf den Lesefortschritt des jeweils anderen nehmen. Beispielsweise sieht das dann so aus:
Durch die Seitenangaben und erst einmal relativ unspezifische Kommentare kann man Spoiler wunderbar verhindern. Übrigens das „Coachen meiner Eltern“ bezog sich darauf, dass ich zur Ablenkung erst einmal meinen Eltern beim Tanztraining zusehen musste.
Das Lese-Tandem in Aktion
Jule von Jules Leseecke und ich haben uns in den vergangenen Wochen und Monaten eigentlich mehr zufällig als geplant in so einer Tandem-Situation wiedergefunden. Über die Bücher „The Danish Girl“, „Vom Ende der Einsamkeit“ und „Selection“ haben wir immer mehr gemerkt, wie ähnlich wir lesen und vor allem, wie ähnlich schnell wir lesen.
Weder Jule noch ich zählen uns zu den „Turbolesern“, da wir beide nicht nur das Lesen als unser Hobby betrachten und zudem auch durch Job und Familie recht eingespannt sind. Außerdem haben wir beide auch kein Problem damit, mehrere Bücher parallel zu lesen und wenn einer von uns merkt, dass man eventuell dem anderen „davonlesen“ könnte, wird einfach zu einem anderen Buch gegriffen.
Eigentlich begannen diese literarischen Lese-Tandem Ausfüge schon im vergangenen Jahr, als Jule mich auf die Mazerunner-Trilogie aufmerksam machte. Doch in diesem Jahr lesen wir noch stärker synchron – folgende Bücher haben wir nicht nur sehr zeitnah nacheinander (wie die oben genannten) vom SuB befreit, sondern direkt als Lese-Tandem gelesen:
- „Becks letzter Sommer“ (Benedict Wells)
- „Spinner“ (Benedict Wells)
- „Nur drei Worte“ ( )
Es werden sicher noch weitere Bücher folgen und ich bin schon sehr gespannt auf die dazugehörigen Diskussionen! Und ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Dir, liebe Jule, bedanken – gemeinsam mit Dir Bücher zu lesen macht echt verdammt Spaß!
Wie verbringt Ihr denn den Welttag? Wäre so ein Lese-Tandem auch etwas für Euch?
Ein sehr interessanter Beitrag! Und ein ähnlich gutes Geschenk wie ein GEwinnspiel 🙂 Für mich wäre das nix, weil ich nicht das Bedürfnis habe, mich intensiv mit anderen während des Lesens auszutauschen, aber es war schön zu lesen, wie das bei euch beiden funktioniert! Gewinnspiele finde ich toll, weil ich so auf Bücher erhalten kann, die auf meiner „vielleicht“-Liste standen. An mir ist der Weltag vorbei gegangen, weil ich durch die Blogger(gruppen) ohnehin viele Eindrücke bekomme – ich bin „abgehärtet“ und habe den Tag mit anderen schönen Dingen verbracht 🙂 Aber ich freue mich auf die Vorlese-Aktion beim Literatur-Fest in Meißen – ich glaube, das ist eine gute Möglichkeit, auf Literatur aufmerksam zu machen 🙂
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