Rezension: „Der Schrecksenmeister“ (Walter Moers)

Zurück von der Buchmesse saß ich am Messesonntag sehr verschlafen und mit einem großen Fragezeichen in den Augen vor meinen Bücherregalen. Andere Frauen kennen das von ihren gut gefüllten Kleiderschränken – dann heißt es, sie haben nichts anzuziehen. Bei mir ist das mit den Büchern ähnlich: Je größer der SuB, desto schwieriger die Entscheidung.

Dazu kam, dass ich durch die Messe gleich acht neue Schätze zum SuB hinzufügen konnte und mir die Entscheidung nun gleich doppelt so schwer fiel. Welches der acht neuen Bücher sollte ich zuerst lesen? Ich wollte keines besonders bevorzugen und damit andere „zurück stellen“ – da kam ich mir schrecklich undankbar vor. (Anmerkung: Der jährliche Buchmesseblues macht mich fürchterlich sentimental.)

Also entschloss ich spontan, mich an die alte Weisheit zu halten: „Wenn acht sich streiten, freut sich der neunte“ – oder so ähnlich ging das doch, nicht wahr?

Jedenfalls: Ich griff zum SuB, zu einem Bücherschatz, der mich schon seit Weihnachten lockt und mir die Entscheidungszeit was die acht Neuzugänge anbelangt etwas verlängern sollte.

Walter Moers‘ „Der Schrecksenmeister“ sollte den Messeblues vertreiben. Mittlerweile stecke ich schon wieder in einem ganz anderen Buch, aber die Rezension hat dank Messeblues ein wenig gedauert.

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(Foto: Privat)

Inhalt:

„Der Schrecksenmeister“ ist die Neuinterpretation eines zamonischen Märchens, das von Hildegunst von Mythenmetz erzählt und von Walter Moers übersetzt wurde.

Ort des Geschehens ist Sledwaya, ein Ort in Zamonien, in dem allerlei Krankheiten grassieren, niemand gesund zu sein scheint und jeder letztlich nur vor sich hin vegetiert. Der Herrscher über diese wahrhaft kranke Stadt ist der Schrecksenmeister Eißpin, der nicht nur die Schrecksen, sondern auch den Rest der Bevölkerung malträtiert. Über dem Leid thront er in seinem Schloss über der Stadt.

In Sledwaya lebt auch die Kratze Echo, die – nachdem sein Frauchen verstarb – nun hungernd in den Straßen der Stadt ums Überleben kämpft. Doch die Zeiten sind düster und keiner will Echo helfen, keiner will ihm etwas zu Essen geben. Da trifft Echo durch Zufall auf den Schrecksenmeister und in seiner Verzweiflung geht er einen teuflischen Pakt ein: Einen Monat lang muss Eißpin die Kratze bewirten und ihm alle Leckereien zubereiten, die Echo sich nur erträumen kann. Dafür darf Eißpin, nach Ablauf dieser Galgenfrist Echo töten und sein wertvolles Kratzenfett auskochen.

Es ist natürlich ein Akt der Verzweiflung von Echo, auf diesen Pakt einzugehen und natürlich versucht er schon bald, der grusligen Welt des Schrecksenmeisters zu entfliehen.

Mein Eindruck:

„Gruslig“ ist schon das passende Adjektiv, wenn man die Welt des Schrecksenmeisters umschreiben möchte. Moers‘ Beschreibungen sind stellenweise auch unappetitlich, doch nicht umsonst ist es ein Schauermärchen.

Die Erlebnisse von Krätzchen Echo – eine Kratze ist übrigens so etwas wie eine bsonders intelligente und sprechende Katze – haben mich von Anfang an in ihren Bann geschlagen und dank Moers‘ anschaulichen Worten habe ich mich mit ihm gegruselt, gefürchtet und verzweifelt über einen Ausweg aus seiner scheinbar ausweglosen Situation nachgedacht.

Wie immer habe ich mich in Zamonien pudelwohl gefühlt. Ich mag die vielen Geschichten die um die eigentliche Geschichte herum erzählt werden – die Mythenmetzschen Abschweifungen – und wie Moers immer wieder Wendungen in die Erzählung eingebaut hat.

Leider hatte ich manchmal das Gefühl, dass der ein oder andere Teil der Handlung nur eingefügt wurde, um das Buch zu verlängern. Versteht mich nicht falsch: Kein Abschnitt des Buches hat mich gelangweilt, nur waren einige Stellen nicht so spannend, wie sie hätten sein können, weil der Konflikt zu schnell ausgelöst wurde.

Fazit:

Aufgrund der häufigen unappetitlichen Beschreibungen und der generell gruslingen Grundstimmung wird „Der Schrecksenmeister“ kein Zamonien-Roman für jeden sein – und schon gar nicht ist dieses Buch der perfekte Einstieg in diese Welt. (Hierfür empfehle ich „Die Stadt der Träumenden Bücher“ oder „Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“.)

Für eingefleischte Mythenmetz-/Zamonien-/Moers-Fans, die sich nicht so leicht von den Schrecken im Schrecksenmeisterschein Schloss abschrecken lassen (toller Satz, nicht wahr?), ist dieses kulinarische Schauermärchen jedoch unbedingt etwas!

4 von 5 Sternen.

In der Reading Challenge 2015 zählt dieses Buch übrigens als A book from an author you love that you haven’t read yet.

Weiteres zum Buch:

  • Preis: 22,90€
  • Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
  • Verlag: Piper; Auflage: 6 (September 2007)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3492049370
  • ISBN-13: 978-3492049375
  • Größe und/oder Gewicht: 12 x 4 x 25,2 cm

 

10 Gedanken zu “Rezension: „Der Schrecksenmeister“ (Walter Moers)

  1. Hallöchen 🙂
    ich kann ja mit den Werken von Moers so gar nichts anfangen, auch wenn ich sie in der Buchhandlung schon hundertmal in den Händen gehalten habe. Aber ich habe mir jetzt eines der Bücher, nicht dieses, auf meine Bücherliste geschrieben und mal schauen, wann ich dazu komme.
    Liebe Grüße
    Jule 🙂

    • Moinmoin 🙂

      Ich glaube, mit „Die Stadt der Träumenden Bücher“ wärest Du am ehesten „konvertierbar“ 😉 Magst Du denn diese „irren“ Geschichten, so wie von Terry Pratchett oder Douglas Adams? Wenn ja, dann dürfte Dir Moers auch gefallen, wenn nein könnte es schwierig werden ^^

      Aber auch ohne Moers würde Dir der Lesestoff sicher nicht so schnell ausgehen, hehe.

      Liebe Grüße
      Sarah

  2. Achjah, ich liebe ja Zamonien. Ich glaube sogar Der Schrecksenmeister war mein zweites Buch von Moers. Das erste natürlich Die Stadt der träumenden Bücher. So gruselig empfand ich das Buch gar nicht. Da war Rumo schlimmer xD Aber Rumo mag ich ja total gern <3 Hach.

    • Hihi, Rumo steht bei mir noch auf der Wunschliste. Leider ist es als Hardcover nur noch in preislichen Regionen jenseits von Gut und Böse zu bekommen – und dabei möchte ich es so gerne in HC *seufz* Na mal sehen, ob ich irgendwie doch mal rankomme 🙂

      • Ich hab das Taschenbuch von Rumo. Hab auch den Schrecksenmeister nur als TB. Die anderen dafür als HC :’D Aber ich empfehle es Dir auch als TB. Vielleicht erstmal ausleihen, wenn Du es nicht zweimal kaufen magst. Weil die Geschichte ist wirklich wuuunderbar.

        • Hihi, ich antworte jetzt mal auf beide Deiner Kommentare: JA! Diese Reaktion hab ich auch beim Ansehen des Preises gehabt. Das war… heftig. Ich hoffe darauf, dass Rumo irgendwann mal wie die 13 1/2 Leben neu aufgelegt wird 😉 Hoffen darf man ja…

          Vielleicht leihe ich es mir irgendwann mal aus – wobei ich nicht so der Freund von geliehenen Büchern bin. Dann kaufe ich schon eher doppelt. Hilft dem Buchhandel ^^

          • Das wäre sehr cool, wenn Rumo nochmal aufgelegt wird. Am besten auch in Farbe 😀 Sag mal, wie fandest Du Ensel und Krete? Das Buch fehlt mir noch, aber ne Freundin meinte, es war schlechter als die anderen Zamonien-Romane. Hmm. Bin am überlegen ob ich TB oder gebrauchtes HC hole.

            Haha, ich kauf dann auch lieber doppelt. Aber manchmal find ich so Buchwanderpakete total toll 🙂

      • Ps: Hab grad mal nachgeschaut wie teuer es als HC ist. Holy….!!! o.o Das geht ja gar nicht. Und ich dachte schon, der dritte Band der Sturmkönige „Glutsand“ im HC war schon teuer… krass.

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