[Mittwochnachmittag] Die Kreissäge draußen ist für den Moment verstummt und ich möchte Euch ja auch nicht noch länger auf die Folter spannen – deshalb gibt es nun den letzten Teil des Buchmesse-Rückblicks.
Samstag
Gegen 13.30 Uhr standen Jule und ich vor der Mehrzweckfläche 2 im CCL – dem Kongresscenter Leipzigs, das direkt an die Messe angeschlossen ist. Während wir über Gott und die Welt – Bücher, Blogs, Studium und Jobs – quatschten, füllte sich langsam der „Wartebereich“ und ich habe richtig gemerkt, dass die anderen dem Treffen genauso entgegengefiebert haben, wie ich.
Und wie das so ist, wenn ein Haufen (Buch-) verrückter Menschen wartet, wirds dann auch schnell ganz aufregend, wenn plötzlich eine andere Tür aufgeht als die, vor der man wartend steht. Aber nach großem Gedränge bei dem wir alle noch irgendwie unsere Einladungen in die bereitgehaltenen Taschen werfen mussten, waren wir endlich drin. Jule und ich hatten dann sogar Plätze in der ersten Reihe ergattert, was mich besonders freute – ist meine alte Knipse doch nicht die beste. So hatte ich immerhin die Chance auf brauchbare Fotos 😉
Vom LovelyBooks-Team begrüßte uns Tina und erzählte auch gleich, was uns erwarten würde: Eine Diskussion zum Thema Blogs mit Vertretern von Verlagen, Marketing-Mitarbeitern, Autoren und Bloggern gefolgt von Bettina Belitz, die uns ihr neues Buch vorstellen wollte und dann würde es Cupcakes, Gespräche untereinander und natürlich die heißersehnten Goodiebags geben.
Jule und ich haben, mit Notizbuch und Stift „bewaffnet“ dagesessen und lachend festgestellt, dass der Versuch mitzuschreiben, während sehr schnell sehr viele Informationen vermittelt werden, ein wenig an die Uni erinnert. Nur dass das hier irgendwie wesentlich cooler war als eine schnöde Vorlesung. (Sprechen Büchermenschen eigentlich signifikant schneller als Nichtleser? Ich habe fast den Eindruck – selbst muss ich mich jedenfalls zum langsameren Reden zwingen. ^^)
Und dann ging es auch schon los: Tina stellte die Teilnehmer der Diskussionsrunde vor und ich entschuldige mich direkt mal, falls – trotz Google – die Namen evtl. falsch geschrieben sind bzw. dafür, dass ich den einen Nachnamen partout nicht verstanden habe. Ging alles sehr schnell und ich war sehr aufgeregt 😉
Mit dabei waren:
- Wiebke Lorenz (Autorin und Journalistin)
- Christina Knorr (von Presse- /Marketing beim Egmont Verlag)
- Ulrike Hessler (von Penguin Random House direkt aus London)
- Mara Giese (Bloggerin, Buzzaldrins Books)
- Caroline ??? (von Piper)
- Melanie Raabe (Bloggerin und Autorin)
Vor der eigentlichen Diskussionsrunde, zeigte Tina uns noch einen MDR-Beitrag über die „virtuellen Literaturkritiker auf der Messe“ mit Mara. Den hatte ich noch nicht gesehen und fand es interessant, dass das Fernsehen auf uns Blogger aufmerksam geworden ist. Nur die Bezeichnung „virtuell“ finde ich etwas merkwürdig. Schließlich sitze ich hier sehr physisch anwesend an meinem Laptop und bin noch nicht zur buchlesenden Datenwolke mutiert.
Mein Versuch zumindest die Eckpunkte der Diskussionsrunde festzuhalten:
Das Fernsehen griff also die wachsende Bedeutung der Blogger auf und Tina fragte dann auch gleich, wer von uns Anwesenden bloggt. Als daraufhin sehr viele Hände hochgehalten wurden war das Gelächter groß.
Tine fragte dann direkt in die Runde, wie wichtig Blogger für die Branche sind. Christina antwortete und sagte, dass sie fast wichtiger als Printmagazine seien, zumindest im Bereich der Unterhaltungsliteratur. Und so wirklich an eine Trendwende – also dass die Bedeutung von Bloggern schrumpft – glaube sie auch nicht.
Nächste Frage: Wie sieht das in London aus?
Ulrike erklärte, dass Blogger da fast gleichwertig mit Journalisten behandelt würden. Sie sind dem Marketing zugeordnet und es gibt unterschiedliche Events, z.B. Bloggertouren. Und in den USA sind sie sogar noch wichtiger als in Europa. Außerdem kommt die besondere Beziehung von Bloggern zu Autoren zum Tragen: Geben Verlage manchmal keine Rezensionsexemplare an bestimmte Blogger, kommt postwendend die Frage seitens des jeweiligen Autors, warum der jeweilige Blogger leer ausgegangen ist.
Wiebke klinkte sich an dieser Stelle ein und sagte, dass Sie nicht nur das Persönliche an Blogs schätzt, sondern auch, dass Blogger zeigen, wo die Leser stehen – an denen schreiben die Journalisten mittlerweile vorbei.
[An dieser Stelle kam ich beim Themenwechsel mit dem Mitschreiben nicht so schnell hinterher.]
Melanie erzählte, sie sei immer Leserin gewesen, habe aber auch immer schon ihre eigenen Ideen gehabt und dann parallel auch geschrieben und das immer weiter gesteigert. Dabei sei die Angst, ihre Werke jemandem zu zeigen, aber ein ständiger Begleiter gewesen.
Es folgte eine Frage aus dem Publikum zu der gefühlt großen Welle an neuen Buchblogs die quasi aus dem Boden sprießen und wie diese Entwicklung von den Verlagen wahrgenommen wird.
Caroline erzählte, dass teilweise bis zu 20 Anfragen am Tag im Postfach landen, in denen neue Blogger sich vorstellen und man natürlich alle prüfen muss.
Aus dem Publikum wurde an dieser Stelle direkt auf das neue Bloggerportal von der Verlagsgruppe Randomhouse verwiesen und gefragt, ob dieses wahre Schlaraffenland für Blogger (zur Erinnerung: Man darf zehn Rezensionsexemplare auf einmal anfragen) nicht eine Gefahr gerade für Anfänger sei. Schließlich läd es geradezu dazu ein, sich auf diese Verlage zu konzentrieren und andere Programme zu vernachlässigen.
Christina stimmte dem zu, gerade, weil so viele Verlage dort eine sehr übersichtliche Anlaufstelle bieten. Sie gab zu, dass Egmont so ein Portal auch toll fände, sie aber hofft, dass Blogger auch weiterhin die Angebote anderer Verlage nutzen.
Ulrike fügte hinzu, dass man als Verlag überlegen muss, wie man die Zusammenarbeit mit den Bloggern organisiert (es ist ja doch recht zeitaufwändig). In den USA, erzählte sie, gibt es digitale Vorabexemplare, wenn kleinere Verlage es sich nicht leisten können, gedruckte Rezensionsexemplare herauszugeben.
Mara erwähnte in Bezug auf das Bloggerportal auch die Kritik, die ihr zugetragen wurde, nämlich, dass manche Blogger sich ein wenig „abgeschoben“ fühlen, weil sie nun über das Portal ihre Anfragen stellen sollen. Vorher hatte man seine bekannten Ansprechpartner und nun ist das ein wenig unpersönlicher geworden.
Wiebke meinte, es wäre halt ein zweischneidiges Schwert: Viele Blogger waren früher auch Käufer (Anmerkung meinerseits: Sind es immernoch 😉 ), mit Rezensionsexemplaren muss man sich dank des Blogs viele Bücher nicht mehr selber kaufen. An sich, findet sie, ist die Bloggerei gut, aber die Blogs müssen auch mit einem gewissen journalistischen Ansatz, mit einer gewissen Ernsthaftigkeit, an die Sache herangehen. Blogs, die einfach nur den Klappentext des Buches abpinseln und deren Besprechungsanteil sehr gering ist, haben verständlicherweise kaum einen Werbeeffekt für die Verlage.
Außerdem, so Wiebke zu der Kritik am Bloggerportal, ist es natürlich so, dass es als ein „Abschieben“ rüberkommen kann. Jedoch muss man sich auch vor Augen halten, dass eine Investition wie in dieses Bloggerportal nicht gemacht würde, wenn man sie abschieben wollte. Es muss ja auch für die Verlage noch „bearbeitbar“ bleiben.
An dieser Stelle endete die Diskussionsrunde. Ich hätte ja noch stundenlang weiter zuhören können aber natürlich muss auch ein gewisser Rahmen gewahrt werden. Die Diskussion war sehr interessant, wird doch immer wieder diskutiert, ob Rezensionsexemplare nun gut sind oder nicht, ob und wie viele man nutzt (nutzen sollte) und welche Bedeutung Blogger eigentlich für die Verlage haben. Stichwort kostenlose Werbung.Weiter ging es mit Dani, die Bettina Belitz vorstellte.
Bettina präsentierte ihren neuen Roman, „Mit uns der Wind“ – stellte sich vorab aber erst einmal lustigerweise ihre Stoppuhr. 20 Minuten hatte sie, ein paar mehr sind es dann übrigens geworden – und auch hier, hätte es, wäre es nach mir gegangen, gerne noch länger dauern können.
Bevor die eigentliche Lesung aber begann, nutzte Bettina die Möglichkeit, „Danke“ zu sagen, dass sie damals als kompletter Neuling auf LovelyBooks „mit offenem Herzen“ aufgenommen und seitdem von den Lesern und Bloggern lieb begleitet wurde.
Mir war gar nicht bekannt, dass sie selbst über ihren Blog entdeckt wurde, fand ihre Lesung dadurch aber noch passender.
„Mit uns der Wind“ ist ein Roman über ein ungewöhnliches Mädchen: Mona hat Narkolepsie. Sie schläft aber nicht nur in unpassenden Situationen ein, sie sieht dabei in ihren Träumen auch so etwas wie Energiewesen und da ist dieser Drache, der ihr nicht mehr aus dem Kopf geht. Ebensowenig geht ihr Adrian aus dem Kopf, den sie nur über YouTube-Videos kennt und mit dem sie diesen Traumdrachen verbindet.
Bettina erzählte uns, dass jedes Kapitel des 400-seitige Romans aus zwei Blickwinkeln geschrieben ist: Einmal von Monas Seite aus und einmal aus der Sicht von Adrian. Das fand ich schon mal ein faszinierendes Konzept, muss man dabei doch höllisch aufpassen, dass sich der Leser nicht die Hälfte der Zeit furchtbar langweilt.
Gelangweilt habe ich mich bei der Lesung überhaupt nicht – im Gegenteil. Bettina Belitz hat ganz wunderbar gelesen und mich mit ihren Worten regelrecht verzaubert. „Mit uns der Wind“ steht nun ganz weit oben auf dem Wunschzettel.
Cupcakes und Bücher für alle
Viel zu schnell war die Lesung schon vorbei und damit blieb „nur“ noch der süße Teil des Lesertreffens. Das LovelyBooks-Team gab sich alle Mühe, die wilde Meute zu zähmen (Mensch, Tina, Du kannst ja laut werden ^^), aber es war dennoch abenteuerlich, an die Goodiebags zu kommen.
Ich bin noch immer sprachlos, dass Ihr da so viele Bücher reingepackt habt! Ihr seid verrückt – vielen, vielen Dank! Und der Wal ist ja mal knuffig ohne Ende. Nun braucht er nur noch einen Namen (bisher: Blubb. Vorschläge gerne in den Kommentaren posten). Danke, danke, danke – auch an die Verlage, die diesen Tascheninhalt ermöglicht haben!
Während dann bei einigen schon das wilde Tauschen losging (ich habe meinen Beutelinhalt unverändert gelassen – die Bücher suchen sich den Leser ;), habe ich mir dann noch einen Cupcake geschnappt. Der erste meines Lebens. Gott, sind die Teile lecker!
Für mich gab es übrigens einen Schoko-Cupcake. Gerne hätte ich noch die mit Frucht oder die, die so lecker nach Straciatella aussahen probiert. Für die anderen Sorten komme ich dann nächstes Mal wieder 😉
Zum Abschluss gab es dann noch ein Foto von Melanie Raabe und mir – auch ihr Buch, „Die Falle“, ist nun auf meinem Wunschzettel sehr weit oben.
Tja. Und dann war schon wieder alles vorbei. Für mich stand der lange Rückweg nach Dresden an, was mir meine müden Knochen dann aber auch dankten.
Fazit:
[Donnerstagnachmittag] Die Messe ist jedes Jahr umwerfend und hat mich auch in diesem Jahr nicht enttäuscht. Da hat es auch nichts ausgemacht, dass das „Blogger-B“ auf dem Presseausweis fehlte und man mich trotz Blogger-Adresse auf besagtem Ausweis nicht in die Bloggerlounge lassen wollte. Ich habe auch so ganz viele tolle Menschen kennenlernen – oder erstmals in „echt“ treffen – dürfen, hatte sehr viel Spaß und bin noch immer geplättet, was meine Mitbringsel anbelangt.
Bei Jule werdet Ihr übrigens auch Berichte über die Buchmesse finden (Teil eins gibt es hier, die folgenden Teile verlinke ich dann nach und nach) – da findet Ihr sicher noch Sachen, die ich beim Lesertreff gar nicht so schnell mitschreiben konnte. Und noch andere tolle Erzählungen von der Messe. Schaut mal rein!
Ich freue mich natürlich wie immer auf Eure Kommentare!
Vielen Dank für den tollen Einblick in deine Erlebnisse auf der Buchmesse. Durch die Diskussionsnotizen habe ich schon fast den Eindruck dabei gewesen zu sein. Nachdem ich jetzt so viele Berichte gelesen habe, möchte ich nächstes Jahr auch gerne dabei sein. Und Cupcakes essen. 🙂
Liebe Grüße,
eva
Hallo Eva,
gerngeschehen 🙂 Ich hoffe, wir sehen uns nächstes Jahr – und hoffentlich gibt’s dann wieder Cupcakes 😉
Liebe Grüße
Sarah / Estel
Hi dein Bericht Teil 3 über die Buchmesse spitze. Ich werde nächstes Jahr auch kommen müssen. Jule, auf deren Blog ich auch bin, ist noch nicht soweit. Sie ist leider erst bei Tag 1. Es sei ich hätte die anderen nicht gesehen,
LG
Uli
Hallo Uli,
dankeschön – ich freue mich, dass der Bericht gefällt 🙂 Ist schwierig gewesen, mich auch nur halbwegs kurz zu fassen und gelungen ist mir das dann auch eher weniger ^^
Und bei Jule kommt das sicher noch 🙂
Liebe Grüße
Sarah / Estel
Hallöchen 🙂
Dein Beitrag ist total schön geworden *.* und ich habe das Bild versaut, was mir unendlich leid tut. Ich hab das vor Ort gar nicht gesehen, dass es unscharf geworden ist. Beim nächsten Treffen buchen wir uns einen eigenen Fotographen. 😀
Liebe Grüße
Jule
Guten Morgen,
schöööön 🙂 Ich freu mich, dass der Beitrag so gut ankommt 🙂
Und red keinen Stuss: Versaut hast Du da gar nix! Die Kamera hab ich zum Abi 2008 bekommen – Du kannst also ausrechnen, wie alt sie ist 😉 In hellem Sonnenlicht macht sie perfekte Fotos, in Schummerlicht… schummrigere ^^ Ich wollte nur die Spiegelreflex nicht mitnehmen, das war mir mit dem Gedränge echt zu riskant.
Liebe Grüße
Sarah
Pingback: Leipziger Buchmesse 2015 – das LovelyBooks Lesertreffen und ein Abschied, Teil 3 | Jules Leseecke
Hach Sarah, was für ein schöner abschließender Bericht.
Das Lovelybooks-Treffen war wirklich schön. Die Diskussion hätte nach meinem Geschmack ruhig auch länger sein können. Die Lesung von Bettina Belitz hatte die richtige Länge und das Buch habe ich mir Sonntag sogar gekauft und signieren lassen 😀
Was den Ansturm auf die Goodiebags angeht, fand ich es schade, dass sich so viele kurz danach aus dem Staub gemacht haben. Ich finde diese Art Großzügigkeit muss nicht unbedingt sein. Natürlich habe ich mich sehr gefreut. Zwei meiner Bücher habe ich verschenkt und 2 erfolgreich getauscht ^^
Und zum Blogger „B“: Oh nein!!! Du hättest das im Pressezentrum klären können! Ich hatte am ersten Tag extra beim „Blogger-Check“ nachgefragt ob ich ohne „B“ in die Lounge komme, da ich mich eigentlich mit meinem Litblog akkreditiert habe. Er sagte dann, das muss ein Fehler gewesen sein und stellte mir ein korrektes Exemplar aus. Das nächste Mal also uuuuuunbedingt nachfragen! Die Blogger-Loung ist nämlich erste Sahne!!
Liebe Grüße,
Diana
Hach Diana 😉
Danke für Deine lieben Worte! Und ja, nächstes Mal finden wir uns im Getümmel. Irgendwie 😉
Das mit Diskussions- und Lesungslänge sehen manche ja anders. Im LB-Thread wurde diskutiert, dass es zu lang war und die Möglichkeit, sich kennenzulernen zu kurz kam. Hm. Kann ich jetzt so nicht bestätigen, denn für das Kennenlernen von 249 anderen Bloggern und Lesern hätten wir alle eh viel mehr Zeit – vermutlich einen ganzen Tag – gebraucht. Ich fand die Mischung gut, und ok, wer hinterher direkt neue Termine hatte, der musste halt weg. Schade nur, dass es so viele waren…
Mich hat das mit dem Blogger-B überhaupt nicht gestört, muss ich sagen. Schließlich hatte ich ein so vollgestopftes Programm, dass ich gar keine Pause machen konnte xD Aber für’s nächste Mal weiß ich jetzt Bescheid.
Liebe Grüße
Sarah
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