[Mittwochvormittag] Besucher von Buchmessen begrüßen ihn fast wie einen alten Freund: Den Messeblues. Auch mich hat er erwischt und das eigentlich schon Sonntag, als viele andere noch über die Buchmesse gestiefelt sind. Jetzt, so in der Mitte der Woche eins nach Leipzig, ist es aber nochmal schlimmer, weil der Alltag mich wieder komplett eingefangen hat.
Beste Medizin gegen den Buchmesseblues? Schreiben über die Buchmesse. Für mich ist das jedenfalls so. Manch ein Blogger mag ja denken, dass es mittlerweile zu viele Berichte über die Messe gibt, aber ich sehe das wie mit den Büchern: Zu viel kann es nicht geben. Man muss halt selbst entscheiden, was man lesen möchte 😉
Während draußen auf der Baustelle also die Kreissäge kreischt und ich den Sonnenschein auf dem Balkon nur in der Mittagspause der Bauarbeiter genießen kann, nutze ich die Gelegenheit, Euch jetzt von meinem zweiten Messetag zu berichten.
Samstag
Ich erspare Euch an dieser Stelle die Geschichte vom Zug, der schon in Dresden Hauptbahnhof hoffnungslos überfüllt war und in Leipzig mehr einem Viehtransport gleichend ankam. Das machte eine Begegnung einem Cosplayer des 10. Doctor wieder wett, der meine Lederjacke als ein Cosplay interpretierte und mich als Rose begrüßte. Das liebe ich an Leipzig: Die Cosplayer machen alles zwar viel voller aber auch so viel bunter und lustiger! Überall liefen mir meine Lieblingsfandoms über den Weg!
Vorsicht Buch – äh, Gedicht!
Auf dem Messegelände begann mein Tag dann mit einer großen Peinlichkeit: Am Stand von „Vorsicht Buch“ gab es ein Quiz, bei dem man eine grüne „Lesestofftasche“ bekommen konnte. Grünverrückt wie ich bin, musste ich natürlich mein Glück versuchen. Und bekam prompt eine Frage, bei der ich leider passen musste: Ich sollte einen männlichen Vornamen aus den „Buddenbrooks“ nennen. Tja. Peinlich, peinlich, ich habe die nie gelesen (Asche auf mein Haupt) und auch die Wikipedia-Zusammenfassung ist meinem Hirn vor Schreck entfallen. Mir blieb also nur die Flucht nach vorn. Einem Faustschen Impuls folgend, schlug ich dem netten Mitarbeiter am Stand einen Deal vor: Gegen das Aufsagen eines Gedichts würde ich die Tasche bekommen. Er ging darauf ein. Also sagte ich fast genau elf Jahre nach dem ersten Auswendiglernen in der Schule den Osterspaziergang von Goethe auf. Und bekam die Tasche.
(Anmerkung für meine Deutschlehrerin, sollte sie jemals auf diese Zeilen stoßen: Diesmal habe ich die Zeile „Aus der Straßen quetschender Enge“ nicht vergessen.)
Ein Chaostag
Für den Samstag war geplant, mit einer Freundin über die Buchmesse zu schlendern und mich dann mit einer LovelyBooks-Nutzerin und Bloggerin zu treffen, um gemeinsam den Weg zum Lesertreffen zu finden. Ja. Pläne sind auf der Buchmesse schön und gut, aber man kann sie – so zumindest meine Erfahrung – größtenteils dann doch vergessen.
Meine Freundin verspätete sich dank des Zugchaos in Berlin und so zog ich erst einmal wieder allein durch die Hallen. Es gibt aber definitig schlimmere Situationen als alleine durch den Bücherhimmel zu schlendern – auch wenn es im Gedränge dann eher ein Schieben war. Am Stand der Fischer Verlage habe ich mir dann spontan ein Buch gegönnt, um das ich schon gefühlte Ewigkeiten herumschleiche: „Das große Lesebuch“ von Kurt Tucholsky. In letzter Zeit stolpere ich immer öfter über Zitate von Tucholsky, dass mich die Neugierde einfach gepackt hat und ich mehr von ihm lesen möchte. Und das Buch ist noch dazu ein wahrer Handschmeichler. Toll!
Mit dem neuen Buch im Gepäck ging es dann schon kurz nach 12 Uhr in Richtung Halle 2. Dort wollte ich mich mit Jule von Jules Leseecke am Stand von Werkzeugs treffen. Über LovelyBooks hatten wir uns gefunden und festgestellt, dass wir uns gemeinsam als Orientierungs-Bratpfannen wesentlich wohler fühlen würden, als wenn wir ganz alleine das LovelyBooks-Lesertreffen suchen sollten.
Dass wir zwei wirklich professionelle Orientierungs-Bratpfannen sind, merkten wir dann auch schnell: Kurz vor 13 Uhr versuchten wir uns per Whatsapp am Stand von Werkzeugs zu finden. Ich hatte ein großes grünes Plakat an der Seite vom Stand entdeckt, dass ich (mit meinem Grünfaible, jaja) für den perfekten Treffpunkt hielt.
Woran erkennt man einen guten Treffpunkt? Vermutlich daran, dass dieser ein Alleinstellungsmerkmal aufweist, das ihn von anderen Punkten wesentlich unterscheidet – so zumindest hätte ich an der Uni meinen Professoren eine derart dämliche Frage beantwortet. Dass die Frage – inklusive ihrer Antwort – gar nicht mal so dämlich ist, habe ich am Samstag lernen dürfen:
Da stand ich nämlich vor eben diesem Fantasy-Plakat und wartete auf Jule. Dann kam eine Whatsapp, sie wäre da. „Schön“, dachte ich und sah mich um. Hm. Keine Jule in Sicht. Zuvor hatte sie mir geschrieben, dass sie lange orangerote Haare hat und ich hielt also nach Haaren ausschau, die genau zur Beschreibung passten. Problem: Cosplayer. Wisst Ihr, wie viele Rothaarige es plötzlich in Sichtweite gab? Ich kam mir vor wie bei einem Familientreffen der Weasleys.
Ich schrieb also zurück, dass ich auch da wäre, sie aber nicht sehen könne. Jule antwortete, dass sie bei der Bundesregierung sitzt. Großes Fragezeichen auf meiner Seite, hatte ich doch den Stand der Bundesregierung am anderen Ende der Halle gesehen.
Nach langem Hin und Her – und einem Ausflug meinerseits quer durch die Halle zur Bundesregierung und zurück – war dann klar, wo der Fehler lag. Werkzeugs hatte ZWEI dieser Plakate am Stand hängen. Einen rechts und einen links. Und gegenüber vom rechten Plakat war ein weiterer Stand der Bundesregierung. Liebe Jule: Nächstes Jahr suchen wir uns einen Stand, der unverfehlbar und eineindeutig als Treffpunkt ist 😉
Chaotisch ging es dann noch weiter: Mit der Freundin, mit der ich ja eigentlich mehrere Stunden auf der Messe verbringen wollte, konnte ich dann letztlich nur ein paar Minuten quatschen. Dank Bahnchaos und Messechaos reichte es gerade mal für eine Geschenkübergabe und ein paar Worte und dann mussten Jule und ich auch schon los zum LovelyBooks Treffen. Liebe Anke: Nächstes Jahr wird das besser! Und vielen Dank noch einmal für die tolle Überraschung!
[An dieser Stelle nerve ich Euch jetzt wieder mit einem „Fortsetzung folgt“, denn auch bei diesem Beitrag sind die 1000-Wörter schon überschritten. Da ich noch ganz viel vom LovelyBooks-Lesertreffen erzählen möchte, geht es morgen weiter. Bis dahin!]
Hallöchen Sarah 😀
ichm usste so lachen, weil das Treffen wirklich so verpeilt war. Und mir ist auch erst später aufgefallen, wie viele plötzliche mit roten Haaren auf dem Messegelände unterwegs sind. 😀
Aber versprochen, nächstes Jahr gibt es einen eineineindeutigen Treffpunkt.
Liebe Grüße
Jule
Hey Sarah,
das Chaos kenne ich, aber das mit dem Treffpunkt ausmachen, solltet ihr wirklich noch einmal üben xD Oder du merkst dir, das nächste Mal immer einmal um den Stand herumzugehen bevor du zum anderen Ende einer Halle schlenderst 😀
Liebe Grüße,
Diana
Huhu Diana 🙂
Ja, das mit dem Treffpunkt war suboptimal. Aber: Drumherumrennen kann eventuell zu einer comicartigen Slapstickszene führen, wenn man sich nämlich gerade dadurch verpasst… Am besten wir suchen uns einen eineindeutigen Treffpunkt ^^
Liebe Grüße
Sarah
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