Rezension: „Ganze Tage im Café“ (Sólveig Jónsdóttir)

Während ich noch meine Gedanken für den Blogpost zum dritten Harry Potter-Marathonabschnitt sammle, gibt es für Euch wieder eine Rezension. Diesmal passend zur Jahreszeit aus dem eiskalten Island, nämlich zum Monatschallengebuch von LovelyBooks, „Ganze Tage im Café“.image (3)An dieser Stelle ein kleines Bild, das im Rahmen der Challenge entstanden ist. Hier seht Ihr das Buch selbst und das, was es am Wochenende zum Kaffee gab: Die Geburtstags-Erdbeertorte meines Papas und natürlich Kaffee. (Anmerkung am Rande: Ich werde, was den Kaffeekonsum anbelangt, mich wohl an ewigen Studentenstatus erfreuen können ^^)

Aber nun zum Buch:

Inhalt:

Hervör, Mía, Karen und Silja sind vier junge Frauen, die alle in Reykjavík leben und deren Leben aus den Fugen gerät. Alle vier haben mit Männerproblemen, Problemen am Arbeitsplatz und generell der dunklen Jahreszeit und tristen Gedanken zu kämpfen. Das Gegenmittel in Bezug auf die Trübseligkeit scheint dabei für alle vier nicht nur aus Kaffee zu bestehen.

Immer wieder kreuzen sich auch die Wege der Damen und auch insgesamt scheint besonders in Reykjavík die Welt ein Dorf zu sein – man begegnet sich, wie der Buchtitel vermuten lässt, im Café, im Supermarkt und auch im Krankenhaus und irgendwie wird deutlich, dass unsere privaten Entscheidungen sehr schnell Einfluss auf das Leben wildfremder Menschen haben kann.

Mein Eindruck:

Ausgehend vom fröhlich wirkenden gelben Cover und dem Klappentext, der das Buch als „Scharfsinnig, witzig“ und „clever“ bezeichnete, bin ich davon ausgegangen, einen typischen Frauenroman – Neudeutsch auch als „Chicklit“ bezeichnet – in den Händen zu halten.

Dem ist nicht so.

Eine weitere Annahme meinerseits, die Frauen wären alle häufig im Café zu finden (schließlich heißt das Buch „Ganze Tage im Café“), hat sich ebenfalls nicht bestätigt. Und auch insgesamt ist der Ton des Buches wesentlich gedrückter, als vermutet – um nicht zu sagen, manche Stellen haben mich sehr traurig gestimmt.

Insgesamt ist das Buch auf eine „flotte“ Art und Weise geschrieben, die es mir leicht gemacht hat, in die Geschichte hineinzukommen. Ein wenig schwierig waren für mich die vielen Figuren, die sich mal begegnet sind – mal aber auch nicht – und mein nahezu nicht vorhandenes Namensgedächtnis ziemlich trainiert haben.

Was mir weniger gefiel, waren die häufigen Szenenwechsel, ohne, dass man erkennen konnte, ob und in welcher Form ein Zeitsprung eingefügt wurde. Das hat mich beim Lesen immer besonders gestört, wenn ich erst überlegen musste, wie der Zeitstrahl dieser Figur jetzt mit dem einer anderen in Relation steht – ob sie sich kreuzen, parallel verlaufen oder, ob die Handlung in diesem Kapitel ohne eine Begegnung der Personen auskommt. Kurz und gut: Das war verwirrend.

Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich das Ende des Buches. Ich werde hier keine Spoiler einfügen, aber so viel kann ich sagen: Es ging mir zu schnell. In meinen Augen hätte es noch mindestens ein weiteres Kapitel geben können und einige Fragen hätten wirklich noch geklärt werden müssen. Das Ende an sich ist okay, aber die Ausführung ist nicht so meins.

Fazit:

Ein bisschen ärgere ich mich über mich selbst, denn ich möchte normalerweise ohne Erwartungen an meine Bücher herangehen. Durch den leicht irreführenden Klappentext ist das jetzt nicht mehr so möglich.

Allgemein gesagt: „Ganze Tage im Café“ ist ein schönes Buch, wesentlich weniger „Chicklit“ als erwartet und gut und schnell zu lesen. Auch wenn das Buch wunderbar zu Kaffee und Kuchen passt, hätte ich doch einen anderen Titel ausgewählt – denn das namensgebende Café kommt vergleichsweise selten vor. Wer mit kurzen, abrupten Auflösungen in Büchern gut klarkommt, gerne Geschichten vor isländischer Kulisse lesen möchte und sich nicht daran stört, in der kalten und dunklen Jahreszeit Geschichten über eben solche Zeiten zu lesen, dem kann ich das Buch trotz der aktuellen Temperaturen ans Herz legen. Lasst Euch nur bitte nicht vom Klappentext in die Irre führen.

3 von 5 Sternen.

Weiteres zum Buch:

  • Taschenbuch: 415 Seiten
  • Verlag: Insel Verlag; Auflage: Deutsche Erstausgabe (20. Januar 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3458359818
  • ISBN-13: 978-3458359814

Ein Gedanke zu “Rezension: „Ganze Tage im Café“ (Sólveig Jónsdóttir)

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