Der Harry Potter-Marathon II

Und weiter geht es. Nachdem ich es doch nicht mehr am Silvesterabend geschafft habe, Band zwei auszulesen bzw. Pottermore durchzuspielen (vorgestern früh ist letzteres auch mal kurzzeitig nicht erreichbar gewesen), kann ich nun erst die Gedanken zum zweiten Marathon-Abschnitt festhalten.

Allem anderen vorweg aber: Ich wünsche Euch ein frohes Neues Jahr! Mit Gesundheit und Glück und guten Büchern und allem drum und dran der positiven Sorte.

Für mich begann das Jahr gleich doppelt schön: Harry Potter ist zum einen garantiert die richtige Lektüre, weil ich mich damit einfach nicht langweilen kann und zum anderen lief gestern endlich die erste – langersehnte – Folge von Sherlock. Ich bin, ohne Spoiler bringen zu wollen, hin und weg. Aber hier geht es um Harry, nicht um Sherlock und somit weiter im Text.

Auch hier wieder gilt: Spoilergefahr für all diejenigen, die nicht alle sieben Harry Potter-Bände gelesen oder die acht Filme gesehen haben.

Zum Buch:

(Band zwei wurde wie Band eins auf Deutsch gelesen.)

Wie vor 14 Jahren habe ich dieses Buch direkt im Anschluss an „Der Stein der Weisen“ verschlungen. Damals bekam ich beide Bücher zu Weihnachten und ich habe noch nicht geahnt, wie lange ich auf die Folgebände jeweils würde warten müssen.

Was mich gleich von Anfang an begeistert hat, war der subtile Einbau von Ginny in die Geschichte. Ich weiß noch, wie perplex ich damals war, als enthüllt wurde, dass Ginny es war, die die Kammer des Schreckens geöffnet hat – bzw. Riddle sie dazu benutzte. Ich habe das damals kaum glauben können, war für mich Ginny doch nur eine einfache Nebenfigur gewesen. Jetzt erkenne ich den Trick, den Jo angewendet hat: Sie hat den Schlüssel zum gesamten Handlungsrätsel vollkommen sichtbar immer wieder genannt:

Ginny schien sich nie wirklich wohlzufühlen. Ginny ging es immer dann besonders schlecht, wenn jemand angegriffen wurde. Ginny bekam Panik, als darüber diskutiert wurde, dass der Verantwortliche für die Angriffe unter Garantie von der Schule verwiesen würde.

Kurzum: Ginny wurde immer wieder erwähnt, aber mein neunjähriges Selbst war zu sehr von all den anderen Ereignissen in der Geschichte gefesselt, als dass ich diese geschickt platzierten Indizien hätte richtig lesen können. Im Nachhinein ist mir das beinahe peinlich…

Was ebenfalls angedeutet wurde – und hier beeindruckt es mich, wie weit Jo im Vorfeld geplant haben muss – war die Macht eines Horkruxes (jaa, jetzt weiß ich, wie die zu schreiben sind). Klar wurde mir das besonders, als Harry in Besitz des Tagebuches kam und nicht wusste, wieso er das scheinbar leere und nutzlose Büchlein nicht wegwarf. Nun kann man diskutieren – und spekulieren – ob es der Seelenteil Voldemorts in Harry war, der ihn von der „Entsorgung“ des Buches abhielt, oder ob diese Macht lediglich vom Tagebuch ausging. Fest steht, dass man im Nachhinein auch hier wieder ganz deutlich merkt, wie Jo peu à peu die finalen Bände vorbereitet hat.

Einige Male habe ich mich übrigens dabei ertappt, dass ich in Gedanken schon in den Folgebüchern war. Das ist mir immer besonders aufgefallen, wenn Harry und Ron unter dem Tarnumhang durch’s Schloss geschlichen sind. Ich habe mich dann immer gefragt, wieso die zwei nicht einfach auf die Karte des Rumtreibers gucken, um zu sehen, wo die Lehrer gerade patroullieren. Dann habe ich mich über meine eigene Blödheit geärgert, als ich gemerkt habe, dass ich mit dieser Idee genau ein Buch zu früh dran war. Man möge es mir verzeihen.

Amüsant fand ich auch wieder Gilderoy Lockhart. Ich sehe mich noch, wie ich beim ersten Lesen zwischen Lachkrämpfen und halben Wutanfällen geschwankt bin, weil diese Figur so dermaßen frustrierend arrogant und eingebildet ist. Auch bei diesem Mal habe ich beim Lesen herzlich gelacht, als Lockhart allen Ernstes seine Preise für das tollste Lächeln über Harrys Sieg über den dunkelsten Magier seiner Zeit stellte. Das war wieder herrlich absurd und zeigte mir wieder, wie sehr ich den Humor in Jo’s Schreibweise liebe.

Besonders beschäftigt hat in diesem Buch aber die Geschichte von Hogwarts und seinen Gründern. Es wird erzählt, dass Salazar Slytherin eine geheime Kammer in das Schloss einbaute und nach einem großen Streit mit den anderen Gründern die Schule verließ. Der Streit beruhte auf seinem Misstrauen muggelgeborenen Schülern gegenüber. Slytherin war der Meinung, sie würden das Geheimnis der Zauberwelt eventuell nicht gut genug bewahren können und wollte das Risiko, diese Magier auszubilden, erst gar nicht eingehen. Die anderen Gründer sahen das nicht so – und wie erwähnt verließ Slytherin die Schule.

Was mich nachdenklich machte war, dass Slytherin die später abfällig als „Schlammblüter“ bezeichneten Hexen und Zauberer nicht verachtete oder wegen geringerer magischer Begabung ablehnte. Nein, er war einfach nur misstrauisch und befürchtete schlimme Konsequenzen für die magische Welt, wenn ihr Geheimnis allzu publik würde. Irgendwie sind das legitime Bedenken. Aber sie führten dazu, dass Magier aus Zaubererfamilien auf solche aus Muggelfamilien herabblickten und unter Voldemort wurden diese Diskriminierungen besonders schlimm. Wenn man liest, wie beispielsweise die Malfoys agieren und wie sie sich für die besseren Magier aufgrund ihrer Herkunft halten, dann merkt man, dass das nichts mehr mit Slytherins Bedenken um die Sicherheit der Zauberergemeinschaft zu tun hat. Aus zu viel Angst und Misstrauen wurde über die Jahre etwas ganz Abscheuliches. Jo’s Botschaft ist hier wohl eindeutig: Zu viel Angst und zu wenig Vertrauen kann sehr schlimme Folgen haben.

Zu Pottermore:

Was mir direkt auffiel: Heidewitzka, ist dieses Buch voller Spinnen.

Zur Erklärung: In Pottermore wird ja alles von der Handlung des Buches über Bilder dargestellt. Leider gilt das auch für die Spinnen, welche vor dem Basilisken flüchten und von Harry und Ron gesucht werden. Das mag sich ganz harmlos anhören, meine Spinnenphobie ist leider recht ausgeprägt, weshalb einige Teile von Pottermore fast nicht zu bewältigen waren. Ich kann Spinnen nämlich noch nicht einmal als Zeichnung gut leiden und schon gar nicht, wenn ich mit der „Hand“ (also dem Cursor) auf sie draufklicken soll. Wer mich kennt und weiß, wie extrem ich auf Spinnen reagiere, kann sich vorstellen, wie das für mich war…

Wesentlich angenehmer fand ich dagegen die wunderbaren Hintergrundinformationen. Besonders die Lebensgeschichte von Gilderoy Lockhart hat es mir angetan, weil es seine Handlungsweise wirklich noch einmal schlüssiger erscheinen ließ.

Übrigens: Pottermore hat sogar eine Spoiler-Einstellung! Als ich auf das Zusatzmaterial zu Lockhart gestoßen bin, wurde diese angezeigt und darauf hingewiesen, dass Spoiler für die folgenden Bände enthalten sein können. Spoilerwarnungen kann man an- oder abschalten, wenn man die persönlichen Einstellungen aufruft, aber sie sind zunächst generell eingeschaltet. Als jemand, der Spoiler nicht gut leiden kann, gefällt mir das sehr gut – auch wenn ich die Handlung der Bücher nun wirklich gut genug kenne und die Warnung bei mir nicht nötig war.

Und nun: Weiter geht es mit Band drei!

4 Gedanken zu “Der Harry Potter-Marathon II

  1. Ich muss Pottermore auch endlich mal weiterspielen!! Welchen Namen hast Du und in welchem Haus bist Du? 🙂

    Ansonsten: Ich bin der Potter-Reihe ja auch völlig verfallen. Ich habe sie schon so oft gelesen, dass ich mittlerweile beide Hände brauche zum Zählen, wie oft 😉 Mal schaun, ob ich 2014 auch mal wieder einen Re-Read mache. Müsste dann der 7. oder 8. sein (habs irgendwann vergessen…) – zuvor wollte ich mir aber die hübschen englischen Bücher besorgen. Die weißen TB 🙂 Damit es mal was neues wird. Auf englisch habe ich nur Band 7 bisher gelesen.

    • Also ich bin VinePhoenix77 und in Slytherin gelandet. Irgendwie passt das auch, auch wenn ich wohl vom Wissensdurst her gut nach Ravenclaw gepasst hätte. Nicht alle Slytherins sind zwangsläufig böse, ich kann damit also gut leben 😉 Vor allem als Fan von Snape ^^

      Zu den Büchern: Ich muss irgendwie dringend an die englischen HCs für Band 4 und 5 kommen, die noch das „alte“ Design haben. Ich hab zwar Band 1 auf englisch als „Erwachsenenversion“ im HC und Bände 2+3 als TBs, aber zumindest die letzten fehlenden Exemplare sollten dann als HC in der Version vorhanden sein, in der ich jetzt auch schon 6+7 dastehen habe. 🙂

      Ein erneuter Marathon ist schon geplant, wenn dann Pottermore alle Bücher führt. Da ist genug Zeit ins Land gegangen, dass ich nicht meiner Angewohnheit nachkomme, zwischendrin einfach irgendwo reinzublättern und dort zu lesen. So bin ich bisher mit dem Erneut-Lesen verfahren was HP anbelangt 🙂

  2. So einen Marathon müsste ich auch mal machen^^ Aber ich bin gerade auch wieder beim ersten Band, da ich beschlossen hatte alle nochmal zu lesen. Das mit dem Aufgewachsen versteh ich, bin ich ja selbst, als ich 5 war sind wir im Kino vom 4 Film gewesen und die anderen Filme hatte ich vorher auf DVD gesehen. Mann kann sich vorstellen das ich jetzt, mit 13 fast 14, immer noch in die Geschichte vernarrt bin*-* Hach ja die guten Pottermore Namen wer kann sie sich merken?^^ Aber gut bei mir passt es einigermaßen mit Mitternacht Klatscher6310^^Warum kommen eigentlich alle Menschen die ich so im Internet sehe wo sie sind nach Slytherin? Nur meine große Schwester, das Sinnbild von Sadismus, ist in Gryffindor gelandet??? Komische Welt aber auch…

    • Ich glaube nicht, dass Slytherin ein „böses“ Haus ist. Ich selber bin die Diplomatie in Person und viel zu oft viel zu hilfsbereit und dennoch fühle ich mich in dem Haus „richtig“. Klar, gibt es auch Charaktereigenschaften, die mich zu einem anderen Haus geführt haben könnten – die Hilfsbereitschaft passt definitiv nach Hufflepuff, der konstante Wissensdurst nach Ravenclaw und ich würde mich auch nicht als Feigling bezeichnen, so dass Gryffindor ebenfalls irgendwo in mir steckt.
      Ich denke, die Häuser-Klischees sind gefährlich, denn eine dominante Eigenschaft macht noch lange keine ganze Persönlichkeit aus. Vermutlich bin ich in Slytherin, weil ich eben angegeben habe, so diplomatisch zu sein. Ich kann – ohne mich selbst beweihräuchern zu wollen – recht gut kommunizieren und dadurch natürlich auch Situationen zu meinen Gunsten wenden. Mich deshalb als manipulativ zu bezeichnen würde jedoch zu weit gehen, da mir das Wohl anderer Menschen immer sehr am Herzen liegt und ich möchte, dass auch bei kontroversen Diskussionen jeder irgendwie mit dem Kompromiss zufrieden ist. Wenn nur ich einen Vorteil habe, rede ich meist so lange auf die anderen ein, bis der Vorteil kleiner ist und die anderen auch was davon haben ^^

      Und ja, die Namen von Pottermore sind nicht besonders leicht einprägsam aber ich finde sie dennoch sehr hübsch. VinePhoenix… ich finde das klingt ^^ Und Deiner auch 🙂

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