Nachruf

Einige werden sich vielleicht wundern, wieso ich hier einen Nachruf einstelle, schließlich ist das Blog ein reines Bücherblog. Doch nicht nur, ist die Verstorbene eine Autorin gewesen, sie ist zudem auch diejenige, der ich irgendwo und irgendwie mein Studium verdanke. Und das hat mich letztlich auch zu diesem Blog gebacht.

Ich bin Studentin der Kommunikationswissenschaften und auch wenn ich Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Elisabeth Noelle nie persönlich kennen lernen durfte, prägte sie doch mein Studium in ganz besonderem Maße. Nicht nur, dass ich viele verschiedene Fachtexte von ihr las – und sicher auch noch mehr davon lesen werde – sie ist zudem meinem Institut in besonderem Maße verbunden gewesen. Der Leiter unseres Insituts war Schüler und lange Zeit auch Mitarbeiter von ihr und die beiden verband eine besondere Freundschaft.

Frau Noelle, wie sie sich zuletzt nannte, ist vor allem auch unter dem Namen Noelle-Neumann (zeitweise auch Noelle-Neumann-Maier-Leibnitz) bekannt, publizierte sie soch immer unter diesem. Sie ist – so oft in unseren Vorlesungen aber auch in den Medien hervorgehoben – die „Grande Dame der Meinungsforschung“. Sie brachte die Methoden der Demoskopie nach Deutschland, nachdem sie sie in Amerika kennen gelernt hatte. Ohne sie gäbe es die „Sonntagsfrage“ in dieser Form vermutlich nicht. Ihre berühmteste Theorie ist die der „Schweigespirale“, eine Theorie die sich mit der öffentlichen Meinung befasst. Sie besagt, dass die Bereitschaft vieler Menschen, ihre Meinung zu äußern, oftmals davon abhängt, welche Meinung sie als die Mehrheitsmeinung ansehen. Gehr die eigene Meinung mit dieser nicht konform, so kann dies dazu führen, dass derjenige schweigt. Das kann zu einer Spirale führen, in der immer mehr Menschen aus Furcht von den Mitmenschen isoliert zu werden schweigen, bis irgendwann die angenommene Mehrheitsmeinung eigentlich die einer Minderheit ist. Besonders der Einfluss der Medien war und ist hier von Interesse.

Ich konnte Elisabeth Noelle leider nicht kennen lernen, und muss zu meiner Schande zugeben, erst durch mein Studium von ihr gehört zu haben. Dennoch hat mich – und auch meine Kommilitonen – die Nachricht ihres Todes erschüttert. 93 Jahre alt zu werden ist ein Segen – doch niemand von uns hat mit ihrem Tod so schnell gerechnet, wurde sie uns doch immer als eine sehr dynamische und lebensfrohe Dame dargestellt. Das war sie sicher – doch die Meinung kann über das Alter wohl nicht hinwegtäuschen… Ihre Werke werden uns auch in diesem Semester wieder begleiten.

Ohne sie gäbe es nicht nur eine andere Meinungsforschungssituation in Deutschland, auch wäre ich vermutlich nicht an diesem Institut und würde indirekt von ihr lernen.
Ohne sie, wäre die Kommunikationswissenschaft nicht das, was sie heute ist.
Ohne sie ist die Kommunikationswissenschaft nicht mehr das was sie war.

Elisabeth Noelle starb am 25. März 2010 in Allensbach am Bodensee.

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